Der Begriff "hausgemacht" - dehnbar oder nicht?
Meine Freundin und ich waren am letzten Wochenende mal wieder in einem gut bürgerlichen Restaurant, das nicht gerade billig ist. Hauptspeisen beginnen hier ab 12 Euro und gehen hoch bis zu 25 Euro für ein Stück Fleisch. In so einem Betrieb gehe ich grundsätzlich davon aus, dass viele Dinge selbst hergestellt bzw. gefertigt werden. Das wird bei mir dann auch häufig durch den Hinweis "hausgemacht" auf der Karte verdeutlicht.
Am letzten Wochenende waren wir eigentlich mit unserer Vorspeise und dem Hauptgericht zufrieden und wollten nun auch noch ein Dessert essen. Mich lachte vor allem der "hausgemachte" Apfelstrudel an, der warm und saftig serviert wurde. Doch irgendwas kam mir an dem Stück komisch vor. Ich hinterfragte das Wort also und stellte die Bedienung zur Rede. Diese versicherte mir, dass der Strudel "hausgemacht" ist, allerdings von einer Bäckerei in der Nähe.
Dieser kommt dann innerhalb von einem Tag zum Restaurants und wird hier verkauft. Ich war wirklich erstaunt, da der Begriff "hausgmeacht" für mich doch wirklich etwas anders vorkommt. Es heißt ja, dass es frisch in diesem Haus zu bereitet wird und nicht bei einem anderen Lokal oder einem Bäcker. Was meint Ihr dazu?
Meiner Meinung nach bedeutet der Begriff "hausgemacht" nicht nur, dass die Speise in einem Lokal oder in einem "Hause" zubereitet wurde. Ich lege den Begriff so aus, dass die Speise frisch gemacht wurde und hier ist es mir relativ egal, ob dies vor Ort oder in einem benachbarten Geschäft zubereitet wurde.
Hausgemacht bedeutet nicht "selbstgemacht". Selbstgemachtes muss meiner Meinung nach vor Ort zubereitet sein und zwar frisch und vom Koch des Hauses. Sprich die Speise sollte nicht einfach in der Mikrowelle wie beim Convenience Food einfach aufgewärmt werden, sondern wirklich in der vorhandenen Küche zubereitet werden.
Ich lege den Begriff "hausgemacht" so aus, dass das Produkt nicht aus der Massenproduktion der Industrie und damit aus dem Tiefkühlfach des örtlichen Supermarktes stammt. Wer das Essen allerdings zubereitet hat, steht auf einem anderen Blatt. Das kann der Bäcker sein oder der örtliche Metzger oder was auch immer. Das spielt bei dem Begriff doch keine Rolle.
Der Begriff ist nicht geschützt, von daher kannst du den auf alles drauf klatschen. Es ist nur verboten den Kunden zu täuschen und das ist ja nicht gegeben wenn ein anderes "Haus" ein Produkt selber macht, es sich also nicht um ein Fertigprodukt handelt. Für dich als Kunde ist es doch egal wer den Apfelstrudel letztendlich gebacken hat, du hast ja das bekommen, was du erwarte hast, oder?
Ich verstehe unter dem Begriff "hausgemacht" das, was man am ehesten noch durch das Wort "handgemacht" ausdrücken könnte - nämlich eine frische und eigenhändige Zubereitung auf Basis eines eigenen Rezepts und den benötigten Grundzutaten, und zwar ohne Verwendung von Fertigprodukten oder irgendwelchen Mischungen. Ich würde von einem haus- oder handgemachten Apfelstrudel also erwarten, dass der Teig selber hergestellt und ausgerollt, frisches Obst geschnitten und eingearbeitet, die Füllung mit entsprechenden Gewürzen und Zusätzen vom Koch oder Bäcker verfeinert und das ganze dann auch an Ort und Stelle gebacken wird.
Ob dieser Herstellungsprozess nun im Restaurant selber, in einer regionalen Bäckerei oder bei der Großmutter des Besitzers in der Privatwohnung durchgeführt wurde, wäre mir persönlich einerlei. Was ich nicht akzeptieren würde, wäre, wenn man mir einen aufgetauten und in der Mikrowelle erwärmten TK-Apfelstrudel vom Discounter servieren und für frisch und hausgemacht verkaufen würde. Käme ich dahinter, würde ich mich über diese Fehldeklaration definitiv beschweren. Was hingegen wieder in Ordnung wäre, wäre ein per Hand zubereiteter und dann zur besseren Lagerbarkeit eingefrorener Strudel, der bei Bedarf aufgetaut wird. Frisch ist mir zwar immer lieber, aber handgemacht bleibt in diesem Fall handgemacht.
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