Den Kindern beim Homeschooling helfen, wie viel ist okay?
Ich habe zwei Kinder, 13 und 14 Jahre alt, die wie alle Kinder im Homeschooling zur Zeit sind. Mittlerweile ist es auch endlich so, dass sie in allen Fächern Hausaufgaben bekommen und wie sicher auch viele andere Kinder einiges an Motivation brauchen, um auch zu arbeiten. Zumindest ist das leider bei uns so.
Die Aufgaben die zu Hause bearbeitet werden müssen online hochgeladen werden, damit sie von den Lehrern benotet werden können. Jetzt kenne ich einig Mütter und Väter die so viel bei den Aufgaben helfen, dass eigentlich die Eltern benotet werden.
Ich zu Hause handhabe das so, dass ich Mathe zum Beispiel erkläre, wenn das nicht versanden worden ist, was ich vor dem Homeschooling ja auch gemacht habe, aber die Kinder ihre Aufgaben schon selber bearbeiten müssen.
Letztens mussten sie für Erdkunde einen Reiseführer erstellen, mein Sohn musste alles selber recherchieren, aber ich weiß von einer anderen Mutter, dass sie den komplett mit ihrem Sohn erstellt hat.
Mich würde mal interessieren wie ihr das zu Hause macht. Ein bisschen Hilfe ist ja komplett, aber ein Hausaufgabe die benotet werden soll, komplett mitzugestalten, das ist ja dann nicht richtig, oder sehe ich das falsch?
Ich kenne auch Eltern, die die Referate für ihre Kinder erstellen. Ich finde das nicht gut. Ich habe meinen Kindern so wenig wie möglich geholfen, sonst lernen sie ja nichts. Viele Eltern nehmen die Noten viel zu wichtig. Hauptsache ist doch, dass das Kind durchkommt und was dabei lernt. Und wenn es das nicht aus eigener Kraft schafft, dann ist vielleicht eine andere Schule oder eine Wiederholung auch kein Weltuntergang.
Ein Kind bekommt überhaupt kein Vertrauen in seine Fähigkeiten, wenn ihm immer geholfen wird. Ich würde das auf ein Minimum reduzieren. Natürlich ist das jetzige Homeschooling eine Ausnahmesituation, wo man mehr helfen muss, weil manche Lehrer den Stoff nicht erklären und das selber Erarbeiten je nach Alter nicht möglich oder zumindest für viele Kinder sehr schwer ist. Aber wenn es selber geht, würde ich die Hausaufgaben nicht für das Kind erledigen. Man lernt aus Fehlern und Kindern ihre Fehler vorzuenthalten ist nicht gut.
Außerdem merkt der Lehrer dann gar nicht, wo noch Probleme sind, wenn die Aufgaben immer perfekt von den Eltern erledigt werden und der Schnitt der nächsten Klassenarbeit wird dann zum Erstaunen der Lehrer eine 5,4 sein.
Auch wenn ich noch kein Kind im Schulalter habe, ich finde du machst es richtig. Man sollte dem Kind nicht alles abnehmen, da es das ja sonst nicht lernt und vor allem auch gar nicht in sich bestärkt ist. Es lernt so nicht selbstbewusst an Sachen heranzugehen und auch nicht einfach mal etwas zu versuchen. Daher sollte man meiner Meinung nach helfen, wenn die Frage kommt und versuchen dann auch Mittel und Wege aufzuzeigen auf die Lösung zu kommen, also einfach mal Ratschläge geben wo man das nachsehen kann, wen man fragen kann, wenn die Eltern das nicht wissen und so weiter.
Ich habe auch schon Eltern erlebt, die das dann alleine gemacht haben, weil sie wollten, dass das Kind eine gute Note dafür bekommt. Das finde ich absolut falsch, da das Kind so nichts lernt und sich immer nur auf die Eltern verlässt, die können das dann ja schon machen. So bekommt das Kind aber keine guten Noten.
Ich finde es schwierig das pauschal zu sagen. Die derzeitige Situation ist eine Ausnahmesituation auch für die Kinder. Bedingt durch die fehlenden Kontakte und auch die fehlenden Erklärungen durch den Lehrer macht es noch schwieriger. Wie soll ein Kind nur anhand einer schriftlichen Aufgabenstellung immer gleich begreifen was es machen soll, ohne dabei Fragen zu stellen. Daher finde ich derzeit Hilfestellung viel wichtiger und auch umfangreicher als zu Schulzeiten.
Ich habe auch zu Schulzeiten immer mal wieder geholfen. Sicherlich nur beschränkt, weil ich schon möchte das die Leistung der Kinder beurteilt wird und nicht meine. Derzeit helfen wir aber mehr als vorher, da wir merken das die Umstellung auf die Situation für die Kinder schon schwierig genug war. Sie müssen sich selbst organisieren, selbstständig abarbeiten und ausarbeiten. Klar muss man das zu Schulzeiten auch aber es ist alles anders von den Umständen her.
Dass in manchen Familien die Eltern eher Bewertung beanspruchen können ist doch nicht neu. Ich erinnere mich noch an eine Unterhaltung, wo die Mutter genau berichtet hat, welche Plakate mit Stichpunktzettel von ihr und welche vom Vater gemacht worden sind. Da habe ich innerlich nur mit dem Kopf geschüttelt. Sicher hilft man seinem Kind, wenn es nicht weiter kommt. So habe ich letzte Woche meiner Tochter in Geschichte geholfen. Da muss ich aber auch ehrlich sagen, dass wir das thematisch so nie im Unterricht hatten. Oder kennt von euch jemand das Rad der Fortuna?
Meist ist es aber so, dass ich nur mal drüber lesen soll und dann kleinere Schreibfehler oder Änderungen an der Formulierung mache. Sollten größere Hausarbeiten anstehen, dann macht das meine Tochter inhaltlich nahezu allein und ich hab dann eher am Ende den Feinschliff bei der Optik.
Wie viel aber ok ist und wie viel nicht, kann man pauschal nicht sagen. Jedes Kind lernt anders und die einen kommen mit der Alleinarbeit super klar und andere brauchen immer jemanden neben sich, um bei Bedarf gleich fragen zu können.
Punktedieb, ah, dein Kind ist gerade im Mittelalter unterwegs mit irgendeinem Kodex, den ich pflichtschuldig vergessen habe, der auch die Carmina Burana enthält. Dann kommt in Musik bestimmt bald Carl Orff dran.
Ich sehe einen großen Unterschied zwischen helfen und die Aufgaben für das Kind erledigen. Ich habe heute auch mit dem Nachwuchs zwei Stunden an einem Wurmsatz über eine halbe Seite Reclam gesessen. Aber ich habe nur unterstützt, die die ganzen Satzteile zu identifizieren, die Rohrübersetzing abzusegnen und das lesbar zusammenzusetzen. Gearbeitet hat er selbst.
Die Deutsch-Aufsätze in der Grundschule hat auch meine Mutter erstellt. Sie hat sie mir diktiert und aufgepasst, dass ich alles richtig schreibe. Im Prinzip hätte auch sie dann damals die Note verdient und nicht ich. Aber auf der anderen Seite wurde da eben auch ganz schön viel verlangt und als 10jährige kommt man nicht auf so viele tolle Textideen, wie die da gefordert waren. Ich finde nicht, dass das dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten abträglich war, weil ich dadurch gut gelernt habe, wie man etwas gut formulieren kann, was so in der Schule nicht vermittelt wurde.
@cooper75: Musik fällt im Moment glaube ich komplett weg. Zumindest hat sie bisher noch nichts berichtet. Aber zu meiner Zeit im Abitur mussten wir nicht versuchen zu ermitteln wie die Menschen während des 30jährigen Krieges mit dem Rad der Fortuna überlebt haben. Bei solchen Dingen helfe ich ihr dann. Recherchiere, mache Stichpunkte und liste die Webseiten auf, auf denen ich mich belesen habe.
Sie hat dann alles in die gewünschte Aufsatzform gebracht und ich habe da noch mal drüber gelesen, ob das so passt. Genauso helfe ich ihr in Informatik. Da war nie ihr Lieblingsfach und bei manchen Themen kommt sie da allein auch nicht weiter. Vor allem, wenn der Lehrer noch auf die Idee kommt, die erarbeiteten Informationen in einer Webseite zu präsentieren. Französisch liest eine Bekannte von mir durch und korrigiert bei Bedarf. Ansonsten macht sie ihre Aufgaben komplett allein.
Punktedieb, wir haben, ab der Siebten Stunden pro Woche in der Bibliothek zugebracht, das Internet gab es schließlich noch nicht. Am Anfang reichte die Stadtbibliothek, spätestens an der Zehnten nutzten wir erst die Hauptbibliothek der nächsten Unis, später auch die in den Fachbereichen.
Unsere Lehrkräfte vertraten alle den Standpunkt, dass man nicht alles wissen muss, aber man muss wissen, wo es steht. Ich finde es total schade, dass das kaum noch Lehrziel ist und früher schon selten war. Weil das echt lebenslang hilft.
Das ganze erarbeitete Wissen braucht man zwar kaum, aber neue Dinge erschließen, das fällt wirklich leicht, egal worum es geht. Aber das kommt bei meinen Kindern auch wenig vor, obwohl es mit Netzzugang viel unkomplizierter ist. Nur der Große im Ausland lernt in dem Bereich mehr Fähigkeiten zu entwickeln.
Ich denke mal unsere Corona-Jahrgänge werden einen großen Vorteil aus der Zeit mitnehmen. Denn im Gegensatz zu anderen Schuljahrgängen lernen sie das eigenständige Arbeiten. Das liegt aber weniger an den Schülern selbst, sondern an den Eltern, die zu viel übernehmen.
Denkanstöße, auch mal Recherchen, weil eben dem Kind aktuell die Zeit fehlt und am Ende mal drüber schauen, sind ja in Ordnung. Auch bei Themen, wo ein Kind absolut nicht rein findet ist mehr Hilfe durch die Eltern gut. Aber wenn man sieht, dass manche Eltern ganze Referate oder Hausarbeiten machen.
Hatten wir in Klasse 7 in Geschichte. Jeder Schüler hatte einen Namen bekommen und sollte eine größere Hausarbeit über diese Person machen. Viele Eltern haben die passenden Webseiten für ihr Kind raus gesucht und das Kind hat die Informationen entsprechend genutzt. Andere Eltern haben auch die gesamte Hausarbeit dazu geschrieben. Besser benotet wurden sie aber auch nicht. Im Gegenteil, eine Mutter hat ein Plagiat erstellt.
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