Den Hund als ''erstes'' Kind bezeichnen?

vom 29.05.2015, 15:07 Uhr

Neulich habe ich im Internet nach Fällen von Nachbarschaftsstreit wegen Hunden recherchiert, da es aktuell auch so einen Fall in meiner Nachbarschaft gibt und ich mich dafür interessiert habe, wie so etwas ausgehen kann. Ich habe dann von einem ganz ähnlichen Fall gelesen, wo ein Nachbar ebenfalls Lärmprotokolle gegen einen Hund geführt hat.

Die Familie mit dem Hund konnte man dann sogar in einem Interview sehen und der Hund wurde von allen Familienmitgliedern sehr gemocht. Die Frau ging dann aber sogar so weit, den Hund als ihr erstes Kind zu bezeichnen. Ihre eigentliche Tochter wäre im Grunde nur ihr zweites Kind gewesen, der Hund kam zuerst.

Ich fand das ein wenig merkwürdig, denn Hunde würde ich jetzt spontan nicht mit einem eigenen Kind vergleichen. Ich würde sie durchaus als ein Familienmitglied zählen, aber eben nicht als Kind. Wie findet ihr es, wenn Menschen sowas sagen? Kommt euch das auch eher etwas komisch vor oder findet ihr ein solches Verhalten noch normal?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn ich so etwas höre oder lese, dann wird mir ganz schlecht, weil man sich den verzogenen Hund gar nicht vorstellen will. Wenn man ein Hund als Kind bezeichnet, verwöhnt man diesen meist zu sehr. Sicherlich ich liebe meinen Hund auch und kann es mir gar nicht mehr ohne sie vorstellen, aber ich würde sie nie im Leben als mein Kind bezeichnen, weil es ein Tier ist und das eben etwas ganz anderes als ein Kind ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Sowas ist doch schnell dahingesagt, aber was steckt denn wirklich dahinter? Wenn sie nur die Chance hätte, entweder ihren Hund oder ihre Tochter zu retten, würde auch diese Frau ihre Tochter retten und nicht ihren "Erstgeborenen".

Ich denke, sie wollte nur betonen, wie wichtig ihr der Hund ist. Und das in Worte zu fassen, ist immer schwer. Du sagst, ein Hund ist ein Familienmitglied. Auch das sind nur Worte. Wenn du ein Formular ausfüllen müsstest, aus wie vielen Mitgliedern deine Familie besteht, würdest du da den Hund mitzählen?

Mein Mann und ich bezeichnen uns auch als "Papa" und "Mama" von unserem Hund und ich sehe da auch viele Parallelen zur echten Elternschaft. Aber natürlich ist es nicht das Gleiche. Aber würde jemand die Existenz meines Hundes gefährden, würde ich auch auf jede erdenkliche Weise versuchen, zu verstehen zu geben, wie wichtig mir der Hund ist. Offensichtlich versteht der andere, von dem die Gefährdung ausgeht, ja nicht, wie wichtig so ein Hund sein kann. Dann zieht man eben Vergleiche, die er womöglich besser versteht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es gibt eben Eltern, die stellen die Kinder vor alles andere, und solche, bei denen die Kinder hinten anstehen. Ich finde das jedesmal traurig, wenn die Tiere den Eltern wichtiger sind. Es kommt mir gar nichts vor einen Menschen und erst recht nicht über ein Kind.

Aber die Menschen sind verschieden, und so gibt es nichts, was es nicht gibt. So gerne man sich in diese Familie einschleichen wollte, um für die Kinder da zu sein, wenn die Eltern es nicht wollen, weil ihnen der Hund wichtiger ist.

Da tröstet es einen auch sowas von überhaupt nicht, dass es vielen Kindern auf der Welt weitaus schlechter geht.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wodurch wird denn bei der Bezeichnung "erstes Kind" deutlich, dass das echte Kind hinter dem Hund zurückstehen muss? Auch dass der Hund zwangsläufig unerzogen ist, das trifft rein aus der Aussage wohl kaum zu.

Wenn der Hund das erste Lebenwesen war, für das die Frau die volle Verantwortung übernommen hat, das erste Lebewesen, das schlaflose Nächte verursacht hat, dann entstehen von der Belastung und von den Emotionen zu einem echten Kind da durchaus Parallelen.

Dann wird der Hund eben für machen zum "ersten Kind". Nur heißt das nicht, dass der Hund tatsächlich einen höheren Stellenwert hat als das später geborene echte Kind. Dann müsste man auch bei mir davon ausgehen, dass "meine Jungs" mindestens den Stellenwert der Kinder haben.

Dabei ist das "Jungs" aus einem Insider unter Freunden geboren. Früher hatte ich Rüden und Hündinnen gemischt. Dann heiratete ich einen Mann und bekam ausschließlich Söhne. Durch den Tod mehrerer Hunde baute sich die Hundegruppe neu auf. Diesmal gab es zufällig nur Rüden. Da hieß es dann scherzhaft, ich könnte nicht mehr mit Mädchen. Mein gesamtes Umfeld müsste männlich sein und ich würde mein Leben nur noch mit Jungs verbringen. So wurden "die Jungs" geboren.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich habe meinen Hund auch immer als mein Kind bezeichnet. Er war eben ein Familienmitglied. Und nur weil man den eigenen Hund als Kind bezeichnet, heißt das ja nicht, dass der Hund verwöhnt und unerzogen ist. Mein Hund war sehr gut erzogen, von einigen Kindern in meiner Nachbarschaft kann ich das nicht behaupten.

Ich finde es auch nicht schlimm, wenn die Frau den Hund als erstes Kind bezeichnet und das Kind als zweites Kind. Wenn dies bedeuten sollte, das der Hund wichtiger als das Kind ist, würde das auch implizieren, dass für Eltern mit zwei Kindern das erste richtige Kind viel wichtiger ist und mehr geliebt wird als das zweite. Niemand würde Eltern unterstellen, dass sie ein Kind mehr lieben, nur weil sie von ihrem ersten und zweiten Kind sprechen.

Mein Vater sagt außerdem auch immer, dass er drei Kinder hat, zwei auf zwei Beinen und eins auf vier Beinen. Ich hatte nie ein Problem damit, ich finde es eher lustig.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube auch nicht, dass die Frau meinte, dass ihr Hund über dem Kind steht. Sie wollte damit wohl einfach zum Ausdruck bringen, dass ihr Hund eben auch vollwertig zur Familie gehört und sie alles dafür tun werden, damit der Hund eben bleiben kann und auch mal bellen darf.

Ich habe es schon häufiger gesehen oder gehört, dass Hunde auch wie Kinder bezeichnet wurden oder die Besitzer diesen als Kind bezeichnet haben. Oftmals ist das so, wenn die Paare keine eigenen Kinder haben oder diese schon aus dem Haus sind. Dann ist ein Hund ja manchmal wirklich ein Ersatz dafür. Aber ich denke nicht, dass die Frau in deinem Fall den Hund lieber mag als das Kind.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke ebenfalls, dass hier viel zu viel interpretiert wird. Von Verzogen kann man rein gar nichts aus der Aussage entnehmen und durchaus kann ein Hundewelpe anstrengend sein wie ein Neugeborenes oder wenn es das erste Lebenwesen ist, für das man die Verantwortung trägt. Damit kann es schon mal das erste Kind werden.

Meinen ersten Hund habe ich mit 13 Jahren bekommen bzw. bei mir aufgenommen. Das war ein Neugeborenes Hundebaby welches von seiner Mutter nicht angenommen wurde. Entsprechend eine reine Handaufzucht die ich alleine gestemmt habe, neben der Schule. Das ist schon wie mein erstes Kind und wenn ich es mit meinem Sohn vergleiche, dann war der Hund um einiges anstrengender in der Babyphase als mein eigenes Kind. Deswegen bleibt dieser Hund immer noch mein "Baby" und wird auch gerne vom Umfeld als mein erstes Kind bezeichnet.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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