Den Chef um Goodies bitten unpassend finden?

vom 21.09.2018, 10:41 Uhr

Es wird empfohlen, dass man seinen Chef um Goodies wie zum Beispiel eine Bahncard, einen Tankgutschein oder um andere Dinge bittet, da diese steuerfrei wären und man dann mehr davon profitieren würde. Ich persönlich bin noch nie auf die Idee gekommen, den Chef um so etwas zu bitten und habe das auch nicht vor. Es gibt Menschen, die finden das sogar dreist und unpassend. Wie seht ihr das? Habt ihr schon euren Chef um Goodies gebeten? Oder findet ihr das unangebracht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das sind doch vollkommen normale Wünsche im Rahmen von Gehaltsverhandlungen. Was soll daran unpassend sein? Oft ist mehr Geld entweder nicht drin, oder mehr Gehalt lohnt sich wegen der Progression weniger als steuerfreie Benefits.

Der Gatte hat zum Beispiel eine Bahncard 100 von der Firma und das Unternehmen achtet sehr darauf, dass der Betrag von etwa 4.000 Euro für Dienstreisen erreicht wird. Damit müssen die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeit und Privatfahrten nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden und sind kostenfrei. Zudem nutzt man einen Oldtimer als Dienstwagen mit privater Nutzung. Da nur ein Prozent des Neupreisee für die Steuer zählt, ist das ein Schnäppchen. Dazu kommt das betriebseigene Fitnessprogramm. Insgesamt ist das eine ziemlich große steuer- und sozialversicherungsfreie Summe.

Ich hatte dagegen einen netten steuerfreien Zuschuss zur Kinderbetreuung, der rund fünf Prozent mehr Lohn entsprach. Dazu kam eine Gehaltsumwandlung für den Dienstwagen, die höher lag als der zu versteuernde geldwerte Vorteil. Die Tankkarte hat da viel rausgerissen. :D Von ähnlich viel mehr Geld hätte ich viel weniger gehabt.

Das ist doch auch logisch. Nimmt man nur den steuerfreien Sachbezug von 44 Euro pro Monat, den man beispielsweise für einen Tankgutschein nutzen kann. Kämen die 44 Euro als Lohnerhöhung, wäre nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben nicht viel übrig. So hat man die ganze Summe zur Verfügung.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mein Gehalt ist staatlich festgelegt und (leider!) gibt es auch keine Boni oder sonstigen geldwerten Vorteile, die ich auf eigene Faust verhandeln könnte. Ich bekomme mehr oder weniger das Gleiche wie alle anderen in meinem Qualifikationslevel und kann daran auch nicht viel ändern. Aber selbst bei mir war auf einmal ein Jobticket für alle Pendler drin, nachdem sich genug Leute erkundigt haben, wieso praktisch jedes vergleichbare Unternehmen diesen Rabatt mitnimmt und nur wir armen Hansel den Vollpreis zahlen müssen. Und schon habe ich ein paar Euro gespart.

Und wenn ich mich in der freien Wirtschaft bewerben würde, würde ich natürlich vorher genau recherchieren, welche Vorteile und Sachleistungen üblicherweise gewährt werden und schauen, was davon auf mich zutreffen könnte. Einen Dienstwagen bekommt man in meinem Metier garantiert so schnell nicht, aber wie schon erwähnt, kann durchaus mal eine BahnCard oder ähnliches dabei herausspringen.

Einfach so in meinem jetzigen Arbeitsverhältnis zu meinem Chef marschieren und "Goodies" einfordern wäre natürlich Blödsinn, aber in der freien Wirtschaft gelten schließlich ganz andere Spielregeln. Und mir wäre es auch egal, ob man mich für "dreist" halten würde, wenn ich dafür einen Hunderter mehr im Monat steuerfrei abgreifen kann als meine bescheidene Kollegin, die immer noch glaubt, man müsse sich damit zufrieden geben, was einem gnadenhalber zugesteckt wird.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Das sind doch vollkommen normale Wünsche im Rahmen von Gehaltsverhandlungen. Was soll daran unpassend sein?

Weil man nicht immer sein Gehalt frei verhandeln kann und vielerorts strickt nach Tarifvertrag gezahlt wird. Da würde ich dir als Chef den Vogel zeigen, wenn du jetzt ankommst und plötzlich eine Bahncard haben willst und ich dir dein Fitnessstudio bezahlen soll.

Natürlich gibt es aber eben auch viele Jobs, wo das Gehalt mehr oder weniger frei verhandelt wird. Da macht es dann schon mehr Sinn. Und die passenden Argumente hast du dafür ja schon gebracht. Man muss dem Chef dann ja nicht erklären, warum er jetzt für dich mehr ausgeben soll, in dem er einen Tankgutschein pro Monat rausgibt oder einen Dienstwagen oder sonstwas. Sondern man zeigt dann auf, dass man grundsätzlich auf Grund seiner Qualifikation und Leistung eine Gehaltserhöhung verdient hätte und wie viel der Chef sparen kann, wenn er diese statt in Geldleistung in Sachleistung rausgibt. Bei umgerechnet gleicher Nettoerhöhung kann der Betrieb ja durchaus bis zur Hälfte der Bruttokosten der Lohnerhöhung einsparen, wenn er diese nicht als Geld auszahlt.

Aber wie gesagt, es kommt eben immer auf den Job an. In einer öffentlichen Verwaltung dürfte es für den einfachen Angestellten so ziemlich keinen Sinn machen, nach so etwas zu fragen. Da kann man höchstens auf Jobtickets oder so etwas hoffen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klehmchen, im öffentlichen Dienst ist eine übertarifliche Bezahlung ebenso verhandelbar wie in anderen tarifgebundenen Betrieben. Und dann geht eben auch ein Tankgutschein, ein E-Bike oder ein Warengutschein. Der Haken liegt hier nur darin, dass Angestellte ein Recht auf Entgelt in Form von Geld auf dem Konto haben. Deshalb müssen Benefits immer übertariflich sein und natürlich begründet werden. Denn eine übertarifliche Bezahlung ist im öffentlichen Dienst zur Gewinnung und zur Bindung qualifizierter Mitarbeiter im Einzelfall erlaubt.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Stimmt, sagt der öffentliche Dienst. Wenn ich wollte und der Bedarf bestünde, könnte ich mich mit Sicherheit weiterqualifizieren und in Gehaltsfragen entsprechend nachverhandeln. Auch beim öffentlichen Dienst und vergleichbaren Arbeitsverhältnissen besteht schließlich Interesse daran, dass die qualifizierten Leute nicht abwandern.

Mir ging es vor allem darum, dass man in so ziemlich jedem Job nicht das bekommt, was man verdient, sondern was man aushandelt, und dass das nichts mit mangelnder Demut oder Dreistigkeit zu tun hat, wenn man sagt: Ich leiste qualifizierte Arbeit, hier ist der Beweis, und dafür möchte ich auch eine anständige Gegenleistung!

Der Spielraum mag unterschiedlich groß sein, aber solange mein Arbeitgeber nicht gesetzlich verpflichtet ist, mir auch nur ein popliges Jobticket zuzuschanzen, wird der den Teufel tun und von sich aus auf die Mitarbeiter zugehen und ihnen "Goodies" anbieten. Es ist ein Irrglaube, davon auszugehen, dass "die da oben" schon ihre Gründe haben werden und dass man froh sein muss, überhaupt arbeiten zu dürfen.

Selbst das Gratis-Mineralwasser bei Bürotemperaturen über 35 Grad musste die Belegschaft bei uns einfordern, weil sich die Chefetage offensichtlich gesagt hat, dass die Leute wohl auch so klarkommen, wenn sich niemand beschwert, und was wir anstellen mussten, um nicht mehr unseren eigenen Glühwein für die Weihnachtsfeier mitbringen zu müssen, sei dahingestellt. :wink:

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Denn eine übertarifliche Bezahlung ist im öffentlichen Dienst zur Gewinnung und zur Bindung qualifizierter Mitarbeiter im Einzelfall erlaubt.

Na erlaubt ist ja so ziemlich alles. Ich bezweifle aber eben, dass die Mehrheit der Angestellten im öffentlichen Dienst auch nur den Hauch einer übertariflichen Bezahlung aushandeln können. Ich schrieb ja bewusst, der einfache Angestellte. Das natürlich jemand, der gesuchte Qualifikationen vorweisen kann, die sonst kaum jemand im Betrieb oder der Verwaltung hat, auch mal ein anderes als das Tarifgehalt bekommt, mag sicherlich möglich und vielleicht auch üblich sein. Aber auf die Mehrheit der Angestellten trifft genau so etwas ja nicht zu.

Den "popligen" Sachbearbeiter im Rathaus kann man ja mehr oder weniger beliebig austauschen. Irgendeinen wichtigen Projekt- oder Behördenleiter unter Umständen nicht. Deswegen wird eben der überwiegende Teil der nach Tarif bezahlten Angestellten da auch nicht drüber hinaus kommen. Natürlich kann man trotzdem zum Chef hingehen und es mal versuchen. Aber nicht immer macht das eben Sinn. Zumal man sich vorher auch im Klaren sein sollte, ob man denn wirklich irgendwas leistet, was die Kollegen nicht leisten. Denn eine sachliche Argumentationsgrundlage sollte man schon für seine Verhandlungen haben. Dazu gehört dann auch, dass man nicht nur besser qualifiziert ist, sondern der Chef mit der Qualifikation auch etwas anfangen kann.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe bisher noch nie davon gehört das jemand in Gehaltsverhandlungen um Gutscheine oder ähnliches bittet. Auf so eine Idee wäre ich auch ehrlicherweise nie gekommen und finde es auch ein wenig unpassend. Ich finde Arbeit sollte in Geld entlohnt werden und nicht in irgendwelchen Gutscheinen. Wenn eine Bahncard aber nötig ist um zum Arbeitsort zu kommen, und sich der Chef darauf einlässt, kann man natürlich gerne darum bitten. Aber diese sollte nicht anstelle einer höheren Gehaltszahlung ausgegeben werden sondern wenn dann nur oben drauf. Ein komisches Gefühl hätte ich dabei aber trotzdem noch.

Ich habe zweimal einen Tankgutschein meines Arbeitgebers erhalten als ich an einem anderen Standort meiner Firma aushelfen musste. Das war recht spontan und war jeweils eine einmalige Sache. Deshalb habe ich mich darauf eingelassen. Als langfristiges Engagement wäre ich damit aber nicht einverstanden gewesen und hätte dann eine höhere Entlohnung in Form einer Gehaltserhöhung verlangt.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Anijenije hat geschrieben:Aber diese sollte nicht anstelle einer höheren Gehaltszahlung ausgegeben werden sondern wenn dann nur oben drauf. Ein komisches Gefühl hätte ich dabei aber trotzdem noch.

Na so ganz blöd sind diese Gutscheine ja nicht. Vielerorts macht das sogar richtig viel Sinn. Die Überlegung ist ja ganz einfach. Du willst irgendwie mehr Geld haben. Gehen wir mal davon aus, dass du eine Gehaltserhöhung auch wert bist, willst du natürlich soviel wie möglich heraushandeln. Und dein Chef dagegen will dir eigentlich so wenig wie möglich bezahlen müssen um dich trotzdem halten zu können.

Man muss also irgendwie einen Weg finden, damit dein Chef mit möglichst wenig Bruttozahlung dir möglichst viel Netto mehr geben kann. Zahlt er dir die Gehaltserhöhung in Geld aus, muss diese auch vollständig versteuert werden. Wenn mir dagegen Sachleistungen auszahlt, dann sind diese teilweise steuerbefreit. Auch mit einem Dienstwagen zum Beispiel kann der Chef Steuern sparen. Er kann dir also mit Sachleistungen bei gleichen Ausgaben indirekt eine größere Gehaltserhöhung geben.

Das macht natürlich dann am meisten Sinn, wenn es sich um Leistungen handelt, die du eh bräuchtest. Wenn du also eh auf ein Auto angewiesen bist, macht der Dienstwagen recht viel Sinn, da große Firmen diese zu besseren Konditionen bekommen als du privat. Oder eben die Bahncard, wenn du dir eh eine kaufen würdest. Du hast dann zwar keinen höheren Nettolohn, dafür bleibt davon im Monat mehr über, da du gewisse Ausgaben nicht mehr hast.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich würde mir da schon einigermaßen blöd vorkommen, wenn man noch nicht viel geleistet hat und dann gleich um Gutscheine und Vergünstigungen bittet. Das ist in meinen Augen sehr unangebracht. Meiner Meinung nach muss der Chef von sich auf die Idee kommen, weil er seinen Mitarbeitern etwas Gutes tun möchte oder sich für die tolle Arbeit bedanken will. Das habe ich auch schon mehrmals erlebt und ich musste nie danach fragen, sondern habe es dann vom Chef freiwillig für meine gute Arbeit bekommen. Das finde ich besser, da es dann nicht so wirkt als wäre man nur auf Zusätze aus.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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