Dem Tierarzt Anweisungen geben, wie er untersuchen muss?
Ich schaue hin und wieder die Sendung mit der Tierklinik auf Vox. Dort war nun eine Frau mit ihrem älteren Hund. Dieser hat wohl eine Verletzung an der Pfote. Die Besitzerin gab der Tierärztin gleich direkt Anweisungen, dass diese nicht auf die Pfote drücken dürfte und bei der Untersuchung doch sehr vorsichtig sein müsste. Der Hund hätte da wohl große Schmerzen und würde sonst sehr laut schreien.
Die Tierärztin kam natürlich während der Untersuchung nicht drumherum dem Hund etwas Schmerzen zu zufügen. Dies ist ja leider nun mal manchmal nötig, um richtig untersuchen zu können und die Verletzung auch zu reinigen. Dabei ist die Besitzerin bald jedes mal ausgeflippt und meinte, dass die Tierärztin doch vorsichtiger sein sollte und zur Körnung hat die Frau dann auch noch laut Aua gerufen, als der Hund einmal aufjaulte.
Ich musste bei meinem Tierarzt noch nie sagen, dass sie vorsichtig untersuchen sollen. Dies macht mein Tierarzt auch direkt von sich aus schon so. Vor allem war die Tierärztin bei dem Hund sehr vorsichtig und hat sich wirklich bemüht. Meint ihr es ist sinnvoll dem Tierarzt da Anweisungen zu geben? Sollte dies nicht selbstverständlich sein? Ist so ein Verhalten eines Besitzers nicht eher hinderlich und störend für einen Tierarzt?
Wenn man es selber besser machen würde, soll man es doch gleich selber machen. Solche Leute kann ich nicht leiden. Neben einem stehen und meckern macht die Situation auch nicht besser. Ich kann sie ja verstehen, sie hatte angst um ihr Tier und konnte dessen Schmerzen nachempfinden, aber dennoch steht in dem Moment ein Fachmann vor ihr und dann sollte man sich einfach zusammenreißen und den machen lassen.
Ich habe noch nie beim Tierarzt gesagt, dass dieser sich mehr Mühe geben müsste etwas sanfter zu machen. Manchmal ist es einfach notwendig mal etwas zu machen, ob es in dem Moment weh tut oder nicht, kann man ja nicht ändern. Ich finde, dass das eine schlimme Eigenschaft ist, wenn man dann meckernd neben dem Arzt steht und meint, dass man das besser machen müsste.
Ich warne meinen Tierarzt immer, wenn ich mit einem Tier komme, das extrem scheu ist. Ernst genommen hat er mich dabei bisher nie. Ein Kater hat ihm dann aber heftig in die Hand gebissen und ist dann fünf Minuten wie ein Irrer durch die Praxis gerast. Aber ich hatte ihn gewarnt.
Ansonsten lasse ich meinen Tierarzt aber auch lieber machen. Ihm zu sagen, wo es dem Tier weh tut, ist ja noch ganz in Ordnung. Dann kann er gleich gezielt an der Stelle suchen. Aber wie vorsichtig er dabei vorgeht, ist eine medizinische Sache und daher muss das schon der Tierarzt entscheiden.
Ich kann aber auch verstehen, dass so alte Leute, die ja emotional manchmal schon richtig abhängig von ihren Tieren sind, da empfindlicher sind. Wenn man sonst niemanden mehr im Leben hat, die Kinder nur noch alle Jubeljahre mal sieht, hat man einfach eine andere Bindung zum Haustier. Das mag nicht "normal" oder gesund sein, aber es ist verständlich. Das kennen Tierärzte aber bestimmt schon und sollten sich dann ein bisschen darauf einstellen.
Man behandelt ja immer irgendwie auch den Tierhalter mit. Ob man da nun vorsichtiger mit einem Tier umgehen muss, als es das Tier bräuchte oder ob man dem Halter Anweisungen zu Ernährung und ähnlichem geben muss.
Ich finde es immer super wenn ein Laie einem Profi versucht etwas zu erklären wie er sein Handwerk machen muss. Das erinnert mich immer wieder an die Gaffer, die mir mitteilen was sie in Notruf gesehen haben und was ich mit meinen Patienten machen muss. Dabei war das Highlight, dass mir jemand erzählt hat, dass ich bei einem Motorradfahrer den Helm nicht abziehen darf weil sonst direkt der Kopf platzt.
Mehr ist das hier auch nicht, die Leute meinen alles besser zu wissen weil sie ihr Wissen aus Büchern und dem Fernsehen gezogen haben und meinen alle anderen sind dämlich. Bei einer Untersuchung kommt man nicht herum, dass auf die Stelle auch Druck ausgeübt wird, da man alleine daher schon einiges ableiten kann, ob es Entzündet ist, sich Eiter darunter befindet oder gar ein Fremdkörper darin. Das spürt man oder wie soll man das sonst feststellen mit Handauflegen in 50 cm Höhe und geschlossenen Augen?
Ich weise lediglich den Tierarzt und sein weiteres Personal darauf hin, wenn ich mit einem Problemtier komme welches extreme Panik vor der Untersuchung hat. Ernst genommen wurde ich dabei nicht immer, aber dann gab es das auch direkt zu spüren. Als Schwiegermutter im Urlaub war und die Katze krank, habe ich auch vorgewarnt aber wurde ignoriert.
Das Ende war ein komplett zerlegtes Untersuchungszimmer, ein Tierarzt mit Löchern in der Hand und eine vollkommen zerkratzte Helferin. Eine Untersuchung hatte bis dato noch nicht stattgefunden nur die Katze sollte aus ihrem Korb raus und das war schon zu viel. Ich denke beim nächsten mal nehmen sie das ernster.
Habt ihr die Katze noch aus dem Korb raus bekommen, Sorae? Aber ich bin auch der Meinung, dass man in diesen Situationen einen schmalen Grad betritt. Einerseits finde ich es auch bescheuert, Leuten, die offensichtlich Ahnung von einer bestimmten Sache haben, da sie immerhin ihr Geld damit verdienen, als Außenstehende und Laie kluge Anweisungen zu geben.
Besonders bei Handwerkern macht man sich beispielsweise höchst beliebt, wenn man ihnen über die Schulter schaut und so Sachen sagt wie: "Das staubt vielleicht!" Und auch wenn man als Tierhalter noch so mitleidet, ist es wohl leider Tatsache, dass Tierarztbesuche stressen und weh tun. Dass das arme Vieh nichts davon hat, wenn man selber hysterisch auf und ab hüpft und "Aua" schreit, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Deswegen stelle ich mir den Job eines Tierarzts auch ähnlich stressig vor wie den eines Kinderarzts.
Andererseits gibt es jedoch bestimmt oft Zusatzinformationen, die dem Spezialisten durchaus weiterhelfen können, und die er nicht wissen kann. Wie gesagt, der Grad ist schmal. Letzten Endes würde ich wohl einfach sagen, wo ich glaube, dass Schwierigkeiten auftreten können, und wenn man mir nicht glaubt oder mich nicht ernst nimmt, mich zurücklehnen und abwarten. Ein vernünftiger Arzt/Tierarzt wird zudem wohl auch einschätzen können, ob der Tierhalter einfach nur panisch oder in der Lage ist, sachliche und ernstzunehmende Hinweise zur Behandlung seines nichtmenschlichen Gefährten zu geben.
Das kommt hier leider immer häufiger vor, weil gerade jungen Tierärzten oft die Erfahrung mit wehrhaften Tieren fehlt und schnell eine Narkose her soll. Da kann das Personal nun wenig für, gerade Hunde sind in den letzten Jahren in Deutschland gezielt umgänglicher gezüchtet worden. Das ist auch richtig so, schließlich werden Hunde heutzutage ganz anders gehalten und genutzt.
Nur habe ich dummerweise das Modell 1950, dass nicht so kuschelig ist. Gehe ich damit in den Niederlanden oder in Belgien zum Tierarzt, gibt es keine Probleme. Hierzulande kann das anders aussehen. Was dann passieren kann, zeigt eine Anekdote mit meinem größten Rüden. Der ist 77 Zentimeter hoch und wiegt 55 Kilogramm. Auf der Karte steht in Rot vermerkt, dass er bissig ist.
Er steht gut im Gehorsam, wird sicher gehalten und trägt einen Korb. Man könnte also gelassen bleiben. Jetzt stand dieser Hund brav auf dem Tisch und die junge Tierärztin hatte die Hosen schon vorher gestrichen voll. Sie schob sich ganz vorsichtig durch die Tür. Der Hund bellte einmal, sie knallte die Tür zu und presste sich mit dem Rücken dagegen. Das war wie im Comic.
Dann schlich sie um den Hund, als wäre sie im Löwenkäfig gelandet. Der Hund stand wie eine Statue, das habe ich schließlich von ihm verlangt. Aber er grollte extrem laut und blieb gespannt wie eine Bogensehne. Abhören war nicht mehr möglich, man hörte nichts außer knurren. Abtasten ging auch nicht, weil die Spannung zu hoch war.
Wer dann eine Narkose legen möchte, der bekommt einen auf den Deckel. Die Kollegin konnte problemlos arbeiten, die nahm den Hund nicht ernst und zog konsequent und entspannt die Untersuchung durch. Das haben wir leider mittlerweile immer wieder bei den Hunden und bei den Pferden.
Aber das ist eben etwas ganz anderes als ein überbesorgter Besitzer, der Team und Tier stresst. Das ist nervig, aber bei einer engen Bindung nicht zu vermeiden. Das kann man nur Verständnis haben und das beste daraus machen, um es Mensch und Tier möglichst leicht zu machen.
Gerbera hat geschrieben:Habt ihr die Katze noch aus dem Korb raus bekommen, Sorae?
Sie war kurzzeitig draußen hat alles verwüstet und sich dann wieder in den Korb geflüchtet. Das beste am Schauspiel war ja immer noch, dass die beiden meinten es alleine hin zu bekommen und ich auch nicht gewagt habe die Hand nur rein zu stecken, da ich vorher schon den Spaß hatte das Vieh einzufangen und überhaupt in den Korb zu stecken. Allgemein ist diese Katze eine Furie wenn man sie anpacken will und erst recht, wenn sie zur Haustür raus muss. Ich habe sie mit Falknerhandschuhen angepackt zum rein setzen und weiß auch ganz genau warum, aber man wollte ja nicht hören.
Die Story von cooper stelle ich mir auch sehr lebhaft und Amüsant dar, einfach nur wie sich der Tierarzt durch die Tür quetscht und an der Wand lang schrubbt war sicherlich ein Bild für die Götter. Kann ich mir durchaus lebhaft vorstellen, denn auch meine Hunde haben manchen Tierarzt im ersten Moment eingeschüchtert alleine von der Haltung und dem Blick, auch wenn diese komplett locker geblieben sind während den Untersuchungen. Die Anspannung bestand dann eher beim Fachpersonal.
Ich gebe meinen Tierärzten durchaus Anweisungen, wie sie mit meinen Tieren umzugehen haben. Nicht, weil ich ihnen ihren Job nicht zutraue, sondern weil ich meine Tiere selber nun einmal besser kenne als jeder Tierarzt. Das heißt, ich mache Anweisungen in Bezug auf den Umgang mit dem Tier, nicht in Bezug auf die Untersuchung ansich, denn im Gegensatz zum Tierarzt habe ich ja keine Veterinärmedizin studiert.
Beispielsweise habe ich eine recht ängstliche Katze, die aber sehr friedlich und umgänglich ist. Es sei denn, sie verfällt in Panik. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man die Box nach oben aufmacht und sie dann versucht, von oben zu packen. Dann reagiert sie derart panisch, dass sie nicht mehr zurechnungsfähig ist. Ergo wird der Tierarzt angeleitet, sie unter keinen Umständen von oben oder im Nacken zu packen.
Bei meiner anderen Katze gibt es wesentlich mehr Anweisungen. Die ist nämlich nicht gerade umgänglich und hat auch nicht nur einmal einen Tierarzt und Tierarzthelferinnen ziemlich böse verletzt. Normalerweise läuft es inzwischen auch so ab, dass ich nicht mehr nur von weitem anweise, sondern direkt am Tier bin und quasi den Job der Helferin übernehme.
Das mache ich nicht, weil ich die Helferinnen oder Ärzte nicht für qualifiziert genug halte, sondern weil ich dieses Tier im Alltag erlebe und auch die kleinen Nuancen ihres Verhaltens lesen kann. Und weil sie sich wesentlich mehr gefallen lässt, wenn ich sie im Arm halte. Beispielsweise rastet sie komplett aus, wenn man sie festhält und am Rücken anfasst. Passiert dies im Griff einer Helferin, geht das zu 99% böse aus. Habe ich sie im Arm, ist soweit alles okay, weil sie mich nicht angreift.
Es gab durchaus schon Tierärzte, die meine Anweisungen nicht ernst genommen haben und damit ganz böse auf die Nase gefallen sind. Eine Helferin ist sogar mal im Krankenhaus gelandet - sie wollten ja partout nicht auf mich hören.
Kurzum: als Besitzer gebe ich die Verantwortung nicht mit Betreten der Praxis ab und es ist auch nicht nur mein gutes Recht, sondern meine Pflicht, dem Tierarzt Anweisungen zu geben, wenn bestimmte Umgangsformen seine Arbeit erleichtern oder wenn Gefahr für ihn besteht.
Es gibt aber natürlich auch die Besitzer, die es dahingehend wirklich übertreiben oder in die tierärztliche Arbeit hineinreden. Das geht nicht und als Tierarzt würde ich solche Besitzer auch gerne vor die Tür setzen, um dem Tier in Ruhe helfen zu können.
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