Dem Partner zu Liebe aus der Kirche austreten?

vom 31.01.2017, 17:27 Uhr

Meine Freundin ist hin und her gerissen und weiß nicht so recht, wie sie sich verhalten soll. Ihr Mann hält nichts von der Kirche und ist da schon vor ein paar Jahren ausgetreten. Nun ist es durch ihre Heirat aber so, dass der Mann für sie die Kirchensteuer zahlen muss. Er verdient mehr und so zahlt er diesen Betrag von seinem Lohn oder Gehalt.

Er meint aber, dass er sich weigert, dies weiterhin zu zahlen. Er möchte die Kirche nicht unterstützen und hätte am liebsten, dass meine Freundin eben aus der Kirche austritt. Da sie aber katholisch erzogen wurde und auch gläubig ist, hat sie Bedenken und möchte das eigentlich nicht machen. Sie hat auch die Befürchtung, dass sie ihm Fall ihres Todes keine kirchliche Beerdigung bekommen könnte.

Sie überlegt nun, ob sie wirklich aus der Kirche austreten soll, quasi ihrem Partner zu Liebe. Er hätte das ja nun mal am liebsten so. Allerdings hat sie auch schon daran gedacht, ihrem Partner die Kirchensteuer monatlich zu zahlen, so dass er quasi nichts mehr davon zahlen muss, weil er das Geld ja von ihr wieder bekommt.

Würdet ihr dem Partner zu Liebe aus der Kirche austreten? Könnt ihr verstehen, dass ein Partner dies am liebsten hätte oder sogar verlangt? Würdet ihr dem dann alleine aus Trotz schon nicht nachkommen? Sollte man den Glauben des Partners nicht akzeptieren? Würdet ihr dann die Kirchensteuer an den Partner zurückzahlen, damit dieser damit nichts mehr zu tun hat?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Mag sein, dass ich eine zu "ungläubige" Denkweise habe, aber ich verstehe nicht so recht, was an einer kirchlichen Beerdigung so wichtig sein soll. Ich meine, wenn man tot ist, ist man tot und im Endeffekt spielt für einen Gläubigen doch eh keine Rolle, wie er beerdigt wird. Wenn man gläubig ist, kommt man doch eh in den Himmel, egal was mit der Leiche passiert. Warum ist eine kirchliche Beerdigung in dieser Hinsicht also so wichtig? Man bekommt es doch eh nicht mehr mit, weil man tot ist.

Man bedenke nur die ganzen Christen, die verfolgt werden und dann sterben ohne kirchlich beerdigt zu werden. Kommen die dann in die Hölle oder wie? Nur weil die kirchliche Beerdigung fehlt? Ich glaube kaum. Für mich spielt beim Glauben in erster Linie der Glaube an Gott selbst die wichtigste Rolle und nicht das, was die Kirche drumherum veranstaltet.

Daher wäre das für mich an dieser Stelle auch nichts, was man diskutieren würde. Wären mein Partner und ich in dieser Situation würde ich ohne Widerworte aus der Kirche austreten, da die Heilsgewissheit für mich nicht an die Kirche bzw. Kirchenmitgliedschaft gekoppelt ist, sofern man denn gläubig ist.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kann absolut nachvollziehen, dass man nicht gewillt ist, Steuer für die Kirche zu zahlen, wenn man mit dem Verein nichts am Hut hat. Das ginge mir ganz genau so, deswegen bin ich schon lange ausgetreten. Ich sehe schlicht nicht ein, denen auch nur einen Cent meines Geldes abzutreten.

Und ich finde es auch eine bodenlose Sauerei, wenn der Ehemann als Ausgetretener die Steuer für seine Frau zahlen muss. Zahlen müssen sollte einzig und allein derjenige, der dem Verein angehört.

Ich würde meinen Unmut darüber auch gegenüber meinem Partner äußern und fände es gut, wenn er den Betrag selbst zahlt oder erstattet. Wenn ich aber jemanden heirate, der nun einmal gläubiges Mitglied der Kirche ist, dann sehe ich mich auch in der Pflicht, diesen Glauben und die Kirchenmitgliedschaft zu respektieren. Ich käme also nicht auf die Idee, den Partner zum Austritt drängen zu wollen.

In meinen Augen ist die einzig vernünftige Lösung dieses Konflikts, dass sie die Kirchensteuer selbst zahlt. Weder sollte er dafür zahlen müssen, noch sollte sie entgegen ihrer Überzeugung austreten.

Benutzeravatar

» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich sehe das wie CCB86. Wenn sie in der Kirche bleiben will, sollte sie nicht ihm zuliebe austreten. Dass er das gerne möchte, ist okay, aber verlangen sollte er es nicht. Es ist ihre Sache. Daher sollte sie auch dafür zahlen. Man sollte das einfach trennen, so dass er damit nichts mehr zu tun hat.

Ansonsten muss er ihren Glauben aber einfach akzeptieren. Er hat sie so geheiratet und sie hat ja wohl nie ein Geheimnis daraus gemacht. Welche Regeln sie aufstellen bezüglich der Kindererziehung oder der Gesprächsthemen bleibt ja ihnen überlassen. Da sollten sie einen Kompromiss finden, mit dem beide zufrieden sind. Aber er kann es sich nicht einfach wegwünschen.

Aber sie sollte auch nicht ihm zuliebe austreten. Das wäre nicht echt. Das sollte immer nur nach der eigenen Überzeugung passieren. Allerdings sollte sie sich mal über Beerdigungsgesetze informieren, denn bisher klingt das nach einer reinen Vermutung. Mir ist aber nicht bekannt, dass man nicht kirchlich beerdigt werden kann. Es gibt doch gar keine unreligiösen Friedhöfe. Möglich wären noch Seebestattung und ähnliches, aber der erste Weg geht erst mal auf den Friedhof. Da man sich nicht im eigenen Garten beerdigen lassen kann, bleibt nur ein religiöser Friedhof. Oder habe ich da jetzt einen Denkfehler?

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Da man sich nicht im eigenen Garten beerdigen lassen kann, bleibt nur ein religiöser Friedhof. Oder habe ich da jetzt einen Denkfehler?

Wenn ich mich irre, mag man mich gerne korrigieren und eines besseren belehren. Ich verstehe den Text von Nelchen so, dass eine kirchliche Beerdigung wichtig für die katholisch erzogene Freundin ist, weil die religiöse Bestattung Teil der Sakramente ist. In meinen Augen geht es nicht um den Ort der Bestattung an sich, sondern um die ganzen Gebete, Predigten und die Segnungen drumherum. Ich glaube auch nicht, dass ein Priester einen "ungläubigen" Verstorbenen in dieser Hinsicht genauso behandeln würde wie eine Person, die das ganze Leben lang Mitglied der katholischen Kirche war.

In der Kirche ist es ja auch oft so, dass man zum Beispiel getauft und konfirmiert sein muss, wenn man sich kirchlich trauen lassen möchte. Sonst bekommt man die spezielle Segnung von Gott nicht. Ich denke, bei der Beerdigung ist das ähnlich und wenn man darauf eben Wert legt, weil man das Seelenheil davon abhängig macht, ist das eben so. Aber so wirklich verstehen tue ich das nicht.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Sorry, aber das ganze kostet nur das besondere Kirchgeld und das ist nur ungefähr ein Drittel der normalen Kirchensteuer. Das sind im Jahr für einen Durchschnittsverdiener ungefähr 250 Euro. Und das gönnt der Mann der angeblich geliebten Frau nicht, obwohl sie selbst maximal 450 Euro im Monat hat? Sonst müsste er nämlich das besondere Kirchgeld gar nicht zahlen.

Mir ist der Verein ja auch egal, es geht um das Prinzip. Da gönnt der Ehemann der gemeinsam veranlagten Ehefrau ein ziemlich billiges Hobby nicht. Ihr monatliches Taschengeld ist höher als der Betrag, der Steuervorteil übrigens auch. Soll das heißen, dass Fitnessstudio, ein Einkaufsbummel, ein Zweitwagen, ein Hund oder eine Katze nur drin sind, wenn sie dafür arbeiten geht?

Wie kann jemand, der angeblich liebt, seinem Partner die Butter auf dem Brot nicht gönnen? Wenn er nicht bereit ist, ihr den Lebensstandard zu gönnen, den er selbst hat, warum hat er dann geheiratet. Oder hat er niemals unnötige Ausgaben in dieser Höhe?

Das besondere Kirchgeld gibt es nur, weil allein verdienende Ehegatten aus der Kirche ausgetreten sind, und Frau und Kinder kostenlos alle Leistungen in Anspruch genommen haben. Das geht eben auch nicht. Er kann es na fair haben und sich getrennt veranlagen lassen. Dann verliert er aber viel mehr Geld.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich kann den Gedankengang schon insofern verstehen, dass der Mann eben die Kirche nicht unterstützen möchte, da er nichts von dieser Institution hält. Aber trotzdem muss ich sagen, dass ich es schon traurig finde, dass er es so sagt, dass er sich weigert, den Betrag weiterhin zu bezahlen und es so ja schon verlangt, dass seine Ehefrau aus der Kirche austritt.

Wenn sie nun mit der Kirche auch nichts zu tun hätte, wäre es vielleicht auch eine Überlegung wert, aber wenn die Frau gläubig ist, dann finde ich diese Forderung schon ziemlich gemein, wenn ich ehrlich bin. So verlangt er quasi, dass sie sich von der Kirche abwendet, obwohl ihr diese und ihr Glaube schon viel bedeuten.

Trotz finde ich hier nicht angebracht, aber aus der Kirche austreten würde ich in der Situation nicht. Ich würde dem Partner nochmal erklären, warum das für mich nicht infrage kommt und wenn es nicht anders geht, dann würde ich vielleicht auch selber dem Ehemann das Geld geben, auch wenn ich das schon mehr als kindisch finden würde, wenn er das annimmt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Warum sollte sie ihm denn bitte Geld für das besondere Kirchgeld geben? Sie übt keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus, ansonsten würde sie ihre Kirchensteuer nämlich ganz allein bezahlen. Allerdings verdient er mehr als 30.000 Euro und sie werden gemeinsam veranlagt, sonst müsste er auch nicht zahlen. Der Steuervorteil, den er genießt, ist erheblich höher als die Abgabe.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich kann mich in die Situation schon sehr gut hinein versetzen, denn ich wäre auch absolut nicht bereit auch nur einen Cent an diesen Verein zu bezahlen. Das hat mit Liebe, Lebensmitteln und anderen weit hergeholten Vergleichen absolut nichts zu tun, es geht einzig und alleine um meine Überzeugungen und um meine Prinzipien. Ein Verein, der Pädophile systematisch deckt und zahlreiche weitere Menschenrechte verletzt hat und immer noch verletzt, bekommt von mir keinen Cent, das steht nicht zur Diskussion.

Aus dem gleichen Grund würde ich meinen Partner allerdings auch nie darum bitten aus seiner Kirche auszutreten. Meine Überzeugungen sind schließlich nicht wichtiger oder mehr Wert als seine und ich hätte ja dann schon von Anfang an gewusst, dass er Mitglied in einem Verein ist, den ich verabscheue, und das wäre für mich in Ordnung gewesen. Ich fände es als Kompromiss deshalb völlig in Ordnung, wenn er mir das Geld für seine Kirchensteuer erstatten würde.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Ich fände es als Kompromiss deshalb völlig in Ordnung, wenn er mir das Geld für seine Kirchensteuer erstatten würde.

Und woher sollte der Partner das Geld dafür nehmen? Wenn er einen Job hätte, müsste der andere Partner doch keinen Cent zahlen. Wie soll das also realistisch klappen? Mit der Ehe geht man eben Verpflichtungen ein, die einem vorher klar sein sollten.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^