Dem Lehrer immer nur das sagen, was er hören will?
Als ich in der Oberstufe war, hatte ich eine Mitschülerin in einem Kurs, die mir sehr ins Auge gefallen ist. Ich hatte immer den Religionsunterricht mit ihr zusammen und wir mussten teilweise theologische und komplexe Texte lesen. Auffällig war, dass diese Mitschülerin im Prinzip immer den Lehrer wiederholt hat. Sie ist nie von der Wortwahl des Lehrers oder des Textes abgewichen und hat nur wiederholt. Das fand ich dann schon schade und ich hatte oft das Gefühl, dass sie keine eigene Meinung hat und nur für das Nachplappern dann ihre 1 bekommen hat.
Ich war dagegen das komplette Gegenteil. Ich habe dem Lehrer widersprochen, seine Thesen und Ansichten kritisiert und in Frage gestellt. Ich habe im Prinzip jede Stunde eine Diskussion angefangen, sodass wir uns nicht immer nur im Kreis gedreht haben, sondern auch voran gekommen sind im Unterricht. Das hätten wir nie geschafft, wenn wir immer nur nachgeplappert hätten. Im Endeffekt habe ich dieselbe Note auf dem Zeugnis bekommen wie meine Mitschülerin, obwohl ich nie wiederholt habe, was der Lehrer oder der Text sagt.
Eine Bekannte von mir ist Referendarin und sie meinte, dass viele Schüler das nachplappern würden, was der Lehrer angeblich hören will. Das fand sie dann auch traurig. Ward ihr als Schüler ähnlich? Hat man als Schüler so viel Angst vor schlechten Noten, dass man im Endeffekt nur alles nachplappert und nicht selbst denkt? Was haltet ihr von dieser Entwicklung?
Das kommt recht stark auf den Lehrer an. Einige mögen Diskussionen, da konnte man immer schon sehr gut widersprechen und die eigene Meinung kundgeben, was ich dann auch getan habe. Wenn ich aber weiß oder mir denke, dass mir das ohnehin nur eine schlechte Note einbringt, dann ist es mir das in den meisten Fällen einfach nicht wert. Es gäbe dazu natürlich Ausnahmen, aber eher wenige.
Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht wirklich überraschend, dass es viele Schüler gibt, die da keine Unterscheidung machen und einfach überall einfach versuchen, das zu treffen, was der Lehrer hören will. Wieso eine schlechte Note riskieren? Ob ich nun meine Meinung gesagt habe oder nicht, das wird bei den meisten Themen spätestens am Folgetag niemanden mehr interessieren.
Wenn der Lehrer mich aber nun nicht mehr mag, weil er mit meiner Meinung so gar nicht einverstanden ist, und mir deshalb dauernd schlechte Noten reinwürgt, ist das ein deutlich größeres Problem. Sicher sind nicht alle bzw. hoffentlich nur wenige Lehrer so, aber einige Schüler gehen dann eben lieber auf Nummer Sicher.
Ich denke man muss hier differenzieren. Wenn jemand als Schüler nur nachplappert und erkennt, dass er damit den einfachsten und leichtesten Wege hat und keine Steine in den Weg gelegt bekommt, warum dann nicht nutzen und es sich unnötig schwerer machen und mehr Energie verschwenden als notwendig? Diese braucht man an anderer Stelle immer noch und würde ich mich mich jedem Fetzen und hätte das gemacht, dann wäre ich schon mit 20 im Grab gelegen ohne Haare.
Ich hatte durchaus auch Lehrer, bei denen du besser gefahren bist wenn du den Anschein erweckt hast, dass du auf einer Wellenlänge bist und das nachplapperst was dieser gerate hören möchte. Besonders der eine Klassenlehrer ist mir dabei aufgefallen und in Erinnerung geblieben, dieser stammte aus dem braunen Sumpf und da brauchst du auch nichts anderes vertreten oder anfangen. Am Ende endete es immer damit, dass du angebrüllt wurdest, nach Unterrichtsende noch "Sonderaufgaben" hattest, "Hirnwäschen" erhalten hattest indem er dich 1-2 Stunden voll gelabert hatte und am Ende des Jahres hattest du auch eine schlechte Zensur im Zeugnis stehen.
Du wurdest einfach schlechter Beurteilt und Bewertet wenn du "anders" gedacht hast als er. Ich habe seine Meinung in keiner Weise geteilt, den brauen Mist den er von sich gibt auch nie für voll genommen, aber ich bin damit besser gefahren. Was hätte es mir gebracht wenn ich mich mit ihm verbal fetzen konnte aber am Ende auf der Hauptschule versauert wäre? Dann sähe mein restliches komplettes Leben anders aus als jetzt. Meine eigene Meinung hatte ich dennoch, ich habe sie nur aus taktischen Gründen für mich behalten.
Bei anderen war das eher negativ wenn du die Meinung geteilt hast und nicht mit eigenen Worten und Argumenten belegen konntest und wurdest damit abgewertet. So unterschiedlich sind Lehrkörper und pauschal über einen Kamm kann man da niemanden schweren, sei es nun der Lehrer oder auch der Schüler. Jeder findet seinen Weg, und der eine ist halt der Rebell der sich wegen jedem kleinen Mist aufregen muss und mit der eigenen Meinung nie hinter dem Zaun halten kann, der andere ist der stupide Mitläufer und plappert nur das nach was er gerade gehört hat.
Die Mitläufer machen einen größeren Teil der Gesellschaft aus, man fällt nicht auf und schwimmt schön mit dem Strom. Damit hast du weniger Probleme im Leben als wenn du der Rebell bist und mit jedem einzelnen Punkt immer aus der Masse heraus stichst und das ist nicht immer positiv, sondern oftmals auch negativ behaftet.
Einen entsprechenden Artikel gab es ja die Tage bei Spiegel Online, wo eine Referendarin berichtete, dass sie ihren Traumberuf aufgibt, weil sie angesichts steigenden Leistungsdrucks nicht lauter kleine Fußsoldaten produzieren möchte. Ich fand das ja zu Schwarz-Weiß gedacht, aber okay, ich bin kein Lehrer und wollte auch niemals im Ansatz einer sein. Meiner Meinung nach hätte es bei ihr gelegen, sich als progressive Lehrerin mit Wunsch zur eigenen Meinung bei der Schülerschaft zu etablieren.
Ich kann eigentlich in den Fächern, wo es wirklich drauf ankam, nicht bestätigen zum blinden Kadavergehorsam seitens meiner Lehrer erzogen worden zu sein. Uns wurde im Gegenteil immer eingebläut, man könne gerade bei Interpretationen jede Meinung vertreten, wenn man sie nur hinreichend gut begründen könnte. Gerade in der Germanistik ist das doch auch der Kern der Sache, wenn man keine neuen oder anderen Aspekte einbringen könnte, wäre das allenfalls nur millionenfach gehörtes Nacherzählen.
Ich glaube aber, dass nicht nur Angst und der Drang nach guten Noten Schüler erzählen lässt, was der da vorne hören will, sondern manchmal einfach durch Denkfaulheit und Desinteresse zu begründen ist. Wenn mich etwas überhaupt nicht interessiert, erzähle ich einfach grob nach, was Königs Erläuterungen oder andere Werke gerade so hergegeben haben und spare mir das Grübeln.
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