Dem Chef sagen wenn man im Team unglücklich ist?
Ich arbeite derzeit in einem Team aus 6 Leuten. Bisher hat es immer Spaß gemacht. Seit einigen Wochen hat sich jedoch einiges geändert. Es wurden Leute raus genommen mit denen ich menschlich und fachlich super klar kam. Es kamen neue Leute ins Team, aber es ist nichts mehr wie es war. Die Chemie ist nicht mehr die gleiche und man hat das Gefühl, dass man sich nicht mehr auf den anderen verlassen kann.
Was Jahre gedauert hat aufzubauen war in null Komma nichts weg und ist auch nicht so schnell ersetzbar. Mir ist bewusst das es Zeit braucht, aber ich merke das es nichts wird. Das neue Team besteht seit 4 Monaten und der Gang auf Arbeit ist momentan unerträglich. Man nimmt die Probleme von Arbeit mit nach Hause und denkt viel nach. Arbeit sollte auch Spaß machen, das tut es aber nicht mehr.
Seit Tagen plagen mich die Gedanken ob ich etwas sagen soll. Würdet ihr mit eurem Chef darüber reden oder dem ganzen noch Zeit geben? Stellt das die eigene Teamfähigkeit in Frage?
Ich denke so ein Teamwechsel bzw. Teamtausch ist immer schwierig, besonders wenn man sich im "alten" Team wohl gefühlt hatte. Manche Umstrukturierungen kann man auch nicht nachvollziehen bzw. fällt es einem sogar schwer diese auch zu akzeptieren. Man ist traurig über die "verlorenen" Kollegen und beäugt die "Neuen" dann vielleicht auch mit besonders kritischen Augen. Und für die neuen Kollegen ist es auch keine einfache Aufgabe sich in einem bestehenden Team seine Position und das nötige Vertrauen und Miteinander zu schaffen.
Wie du schon sagst, so eine Teambildung braucht Zeit, manchmal auch viel Zeit. Du hast ja selbst geschrieben "Was Jahre gedauert hat....". Diesem neuen Team gibst du aber lediglich vier Monate. Ich kenne eure Hygienebestimmungen ja nicht, aber die momentane Coronazeit macht das Kennenlernen ja auch nicht gerade einfacher.
Die Frage ist meiner Meinung nach halt auch woran du es fest machst, dass du merkst "es kann nichts werden". Was wurde denn in den letzten Wochen für das Miteinander getan? Scheitert es an fachlicher Kompetenz, Menschlichkeit, der Kommunikation oder an allem? Bist du denn offen für das neue Team oder wünscht du dir insgeheim das Alte zurück? Ist Mobbing ein Thema?
Ob ich mit meinem Chef darüber reden wollen würde hängt auch vom Führungsstil des Chefs ab. Es gibt Chefs die für alles ein offenes Ohr haben und denen das Arbeitsumfeld wichtig ist, anderen ist nur wichtig dass die Qualität der Arbeit stimmt. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Chef ein offenes Ohr hat, dann würde ich ein Gespräch suchen. Ich würde dann allerdings nicht anfangen zu jammern, im Stil von "vorher war alles besser". Ich würde erwähnen, dass du das Gefühl hast, dass noch kein richtiges Team entstanden ist und man sollte dann gemeinsam überlegen wie man das ändern kann. Dazu ist eben auch wichtig zu wissen woran es derzeit tatsächlich scheitert.
Ich finde es kommt sehr darauf an, wie du sonst so mit deinem Chef sprichst und wie das Verhältnis an sich ist. Es gibt ja durchaus Chefs, die auch sehr privat mit einem sprechen, die ständig den Kontakt zu den Mitarbeitern suchen. Bei denen wäre es normal so etwas anzusprechen, bei einem Chef, der so etwas nicht macht, würde es einer großen Beschwerde gleichkommen und dass würde sicherlich auch nicht gut ankommen beim Chef, weil es ja nicht der Fall zu sein scheint, dass hier das Miteinander zählt, sondern eher die Arbeitsleistung.
Ich finde es schon sehr schade für dich, was da passiert ist, allerdings kommt dass leider immer mal wieder vor und man muss dann eben sehen, wie man dass Beste daraus machen kann. Vor allem muss man ja aber auch den neuen Leuten eine Chance geben und diese haben wohl einen sehr schlechten Stand, wenn sie geliebte Kollegen verdrängt haben. Es wäre also sehr fair einfach abzuwarten und den neuen Kollegen die Möglichkeit zu geben Teil des Teams zu werden. Findet Mobbing statt, dann kann und sollte man sich beschweren, aber sonst würde ich dem Ganzen einfach Zeit geben.
Die Situation, wie du sie schilderst, klingt auf jeden Fall sehr unangenehm und belastend und sollte keineswegs noch über Monate und Jahre so weitergehen, denn das kann einen psychisch und körperlich wirklich auslaugen. An deiner Stelle würde ich also definitiv ernsthaft über eine Veränderungsmöglichkeit nachdenken und da fallen mir drei Wege ein: Das direkte Gespräch mit den Beteiligten, das Herantragen der Probleme an deinen Vorgesetzten oder die Kündigung ohne Angabe von Gründen.
Wie realistisch umsetzbar die letzte Option ist, kann ich für deine momentane Lebens- und Finanzlage nicht beurteilen. Auch die Variante 1 hat so seine Tücken, denn es kann entweder sehr gut laufen und entlastend sein oder aber die Lage noch wesentlich angespannter machen und es scheint ja nicht gerade das beste Vertrauensverhältnis unter den Beteiligten zu herrschen. Bliebe also als diplomatischste Lösung Vorschlag B.
Immerhin ist dein Vorgesetzter in der Pflicht, angemessene Arbeitsbedingungen für alle sicherzustellen, und es kann ja nur in seinem Interesse sein, dass du dich am Job wohlfühlst und produktiv arbeiten kannst. Missstände anzusprechen und zu beheben ist seine Aufgabe, nicht deine. Und wenn du den Eindruck hast, dass man mit ihm einigermaßen vernünftig reden kann und du in der Lage bist, dein Anliegen sachlich zu formulieren, würde ich dem ganzen mal eine Chance geben.
Ansonsten hätte ich noch den Vorschlag, dass du dich an eine Art von Vertretung wendest, also beispielsweise einen Mitarbeitersprecher oder einen Betriebsrat. Dort kannst du sicher nochmal wertvolle Unterstützung in deiner Sache erhalten und musst vielleicht die prekären Punkte auch nicht gänzlich alleine ansprechen.
Ich war bislang in meinen Teams eigentlich sehr zufrieden. Wobei es schon ein paar Situationen gab, die nicht gut liefen und welche ich allein nicht klären konnte. Das eine Mal hatte ich eine Kollegin, die mir vor den Jugendlichen auf der Arbeit immer sehr in den Rücken gefallen ist. Wenn ich Konsequenzen ausgesprochen habe, hat sie diese nicht umgesetzt und sogar mit den Kindern über mein Privatleben gesprochen.
Zum Glück waren die Kinder dann bei mir. Nach mehrfacher Ansprache änderte sich ihr Verhalten leider gar nicht. Somit blieb mir nichts anderes übrig als den Chef zu informieren und dann ein Gespräch mit ihm und der Kollegin zu führen. Bei dem Gespräch stellte sich dann heraus, dass sie sich nicht gut gefühlt hat, weil meine Dienste entspannter liefen. Also wir ihr dann erklärten, dass die Dienste entspannter werden, wenn die Kinder wissen, dass man Regeln einhält und Konsequenzen umsetzt, zeigte sie Ehrgeiz und wir wurden wieder ein gutes Team.
Damals hatte ich zum Arbeitsbeginn eine Kollegin die über 60 Jahre alt war und ihren Beruf schon seit 40 Jahren ausgeübt hat. Ich wurde als Gruppenleitung eingesetzt, was sie schwer akzeptieren konnte. Zum anderen ließ sie nichts neues zu und als mich dann ein Elternteil auf ein Gerücht angesprochen hat, musste ich handeln. Zum Glück gab es einige Eltern, die die Anschuldigung bestätigen konnten und die durch ihre Kinder wussten was passiert war.
Die Kollegin wurde abgemahnt und ich habe eine andere Kollegin bekommen. Das hat mir dann auch wirklich gut getan und ich würde keinem so etwas wünschen. Als Berufsanfänger war dieser Umstand neben der ganzen Verantwortung wirklich schwer wegzustecken. Aber ich habe daraus gelernt und bin nur stärker geworden.
Aber sicherlich ist es notwendig zu sagen, wenn einen was nicht passt oder der Mensch an sich unglücklich ist. Dafür sind Chefs da, nicht nur die Mitarbeiter zu schleifen sondern auch für alle anderen Belange die nicht in das Private hinein gehen ein offenes Ohr zu haben. Teamleiter und Chefs müssen das Team führen und nicht das Gefühl vermitteln, nur an der Arbeitskraft und Leistung interessiert zu sein.
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