Davon ausgehen, dass jeder gerne modeln würde?

vom 14.05.2015, 20:54 Uhr

Vor einigen Wochen war ich mit meinem Freund auf einem Stadtbummel gewesen und unterwegs haben mich dann zwei Leute angesprochen die von einer Modeagentur kamen und fragten, ob ich gerne bei ihnen arbeiten würde. Sie suchten offenbar unter den Passanten neue Models und wollten Fotos machen, damit ich mich später bei der Agentur vorstellen kann. Da ich ein zeitaufwendiges Studium habe und nicht daran interessiert war, habe ich abgelehnt.

Mein Freund hat nachher die Agentur im Internet gegoogelt um zu schauen, ob es seriös war und es gab tatsächlich auch eine kurze Doku dazu die ebenfalls zeigte, wie Mitarbeiter der Agentur Models in Städten gesucht und angesprochen haben. Mich verwundert aber die Tatsache, dass diese Leute offenbar automatisch davon ausgehen, dass das ein Job ist den jeder gerne machen würde.

Ich selbst finde den Job eher wenig attraktiv und mir würde es auch keinen Spaß machen. Kann man davon ausgehen das die meisten Menschen das anders sehen und gerne modeln würden oder wie soll man es verstehen, dass da einfach Leute auf der Straße angesprochen werden? Offenbar sagen ja viele zu, sonst würde sich das nicht lohnen. Würdet ihr dort zusagen und wenn ja, warum?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde nicht zusagen, wenn ich die Wahl hätte. Das liegt einfach daran, weil man als Model meistens in Klamotten gesteckt wird, die man sich nicht aussuchen kann. Man wird einfach dafür bezahlt, dass man etwas präsentiert, das man gar nicht unbedingt mag und man muss dann so tun als würde man sich darin wohl fühlen. Ich hasse diese Fremdbestimmung. Ich hasse es, wenn andere Menschen entscheiden wollen, wie ich mich frisieren, schminken und anziehen muss. Ich wäre bei diesem Job total unglücklich und würde höchstwahrscheinlich depressiv werden.

Ich habe es schon als Kind gehasst, wenn meine Mutter von einer Shopping-Tour nach Hause kam und ein "süßes Kleid" für mich gekauft hat. Ich musste das dann immer anprobieren und vor Onkel, Tanten und meinen Großeltern damit herumlaufen, damit alle sehen wie toll das Kleid doch ausieht. Das Kleid hat überall gekratzt, es war unbequem und eine Zumutung. Ich habe es gehasst und nie wieder angezogen.

Ich habe wirklich sehr viele Jahre aufwenden müssen um meine Mutter in diesem Punkt "umzuerziehen". Sie hat früher alles mögliche ohne meine Anwesenheit und mein Einverständnis gekauft und ich musste das hinterher tragen. Irgendwann habe ich mich einfach quer gestellt und sie soweit umgepolt, dass sie das nicht mehr gemacht hat. Es wäre definitiv ein Rückschritt, wenn ich jetzt als Model arbeiten würde. Das ist einfach gegen meine Prinzipien, selbst wenn ich die Zeit dafür hätte. Ich finde das ist absolute Heuchelei und ich könnte mich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen, wenn ich die ganze Zeit vorgeben würde, etwas zu sein was ich nicht bin.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Du hast in der Stadt direkt ein Jobangebot als Model bekommen, so so. Wird das in Germany's next Topmodell so dargestellt? :lol:

Seriöse Agenturen laden erst mal zur Fleischbeschau ein, danach wird dann entschieden, ob man in die Kartei aufgenommen wird oder nicht. Einen Job hat man dann aber immer noch nicht, dafür muss sich erst mal ein Kunde für dich interessieren.

Ich habe während des Studiums eine ganze Reihe Jobs gemacht, bei denen ich mehr oder weniger einfach nur die menschliche Dekoration oder der lebende Kleiderständer war. Als Nebenjob war das nicht schlecht, weil es im Vergleich zu anderen Jobs, die man ohne nennenswerte Qualifikation so bekommen kann, gut bezahlt wurde.

Natürlich bekommt man da meisten vorgegeben wie man aussehen wird. Aber ich verstehen jetzt nicht, warum das ein großes Drama und eine "Fremdbestimmung" und was weiß ich nicht alles sein soll. Das ist ein Job und nachher zieht man sich wieder seine Sachen an und geht nach Hause. Als ich in einem Fast Food Restaurant gearbeitet habe war mein Aussehen auch "fremdbestimmt", ich musste deren Kleidung tragen, ich musste die Haare hochstecken, ich musste kurze Nägel haben und so weiter.

Was ich an diesen Jobs aber immer total nervend fand war die ganze Warterei. Man sitzt halt oft wirklich ewig herum bis man dran kommt. Während des Studiums ist das nicht so schlimm, da hat man ja eigentlich immer irgendwas, das man lesen oder lernen muss, und so wird man dann eben dafür bezahlt. Aber wenn man das als Vollzeit Job macht verblödet man doch irgendwann total, weil man bei den Jobs selber ja auch nicht viel denken muss.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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