Das Wichtigste, was ihr von euren Eltern gelernt habt?

vom 15.06.2015, 12:56 Uhr

Meine Mutter ist recht "abhängig" von meinem Vater, da sie auch noch nie richtig in ihrem Leben gearbeitet hat und hauptsächlich Hausfrau ist. Sie kennt sich kaum mit Technik und Elektronik aus und hat auch keinen Führerschein. Von daher ist sie ziemlich aufgeschmissen ohne meinen Vater und sie meinte auch zu mir, dass sie es sich niemals trauen würde, sich scheiden zu lassen. Sie wäre alleine ziemlich verloren und würde finanziell auch schlecht dastehen.

Ich muss sagen, dass mich das schon ziemlich geprägt hat. Ich möchte mich nie von einem Mann abhängig machen und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt je heiraten will. Mir ist es unheimlich wichtig, für mich selbst sorgen zu können. Von daher habe ich auch recht früh meinen Führerschein gemacht.

Ich möchte in keiner Weise abhängig von einem Mann sein, weder finanziell, noch sonst irgendwie. Für mich würde es auch nie in Frage kommen, dass mein Freund dann den Großteil der Miete zahlen würde. Ich kenne es von meinen Eltern so, dass sich dann im Endeffekt doch ständig Vorwürfe deshalb gemacht werden und möchte das selbst nie so erleben.

Was ist das Wichtigste, was ihr von euren Eltern gelernt habt? Habt ihr diese Erkenntnis auch durch negative oder eher durch positive Erlebnisse bekommen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Das Wichtigste, das ich von meinen Eltern gelernt habe, ist auch eine Inverserkenntnis, es also genau nicht so zu tun wie meine Eltern.

Dieses Wichtigste ist GEDULD.

Geduld heißt ewig warten können
Und sich trotzdem Ruhe gönnen.
Wer dies kann, gehört wohl heute
Nicht zur größten Zahl der Leute.

Denn die hetzen ohne Rast,
Bis das letzte Nervlein platzt,
Doch liegt in der Ruh' die Kraft,
Da sie inn'ren Frieden schafft.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe von meinen Eltern etwas sehr sehr wichtiges gelernt, das mich für mein ganzes Leben lang geprägt hat und auch weiterhin mein Handeln beeinflussen wird. Ich habe gelernt, dass ich obwohl ich eine Frau bin, auch alles machen kann, was ein Mann auch kann und in diesem Punkt nicht das "dumme, schwache Weibchen" spielen muss.

Ich habe schon früh den Führerschein gemacht, was meine Mutter auch getan hat. Ich betone das deswegen, weil das für die Migranten in ihrer Generation sehr ungewöhnlich ist. So hat meine Schwiegermutter keinen Führerschein, weil sie sich um ihre 3 Kinder (5, 12 und 14 Jahre alt damals) kümmern musste. Meine Mutter hatte damals auch mehrere Kinder als wir grad in Deutschland angekommen waren. Das jüngste war 4 Monate alt, dazu noch mehrere Kleinkinder. Trotzdem hat mein Vater ihr alles ermöglicht und ihr den Rücken frei gehalten, dass sie den Führerschein machen konnte und damit weniger abhängig ist.

Die beiden unterstützen sich in jeder Hinsicht und machen alles gemeinsam. Wenn der Haushalt erledigt werden muss, machen die das gemeinsam. Aber auch wenn renoviert werden muss, dann machen die das gemeinsam. So habe ich gelernt, dass es keine typischen "Männeraufgaben" und "Frauenaufgaben" gibt und man alles können muss, je nach Situation. So hat bei uns auch immer derjenige gekocht, der zuerst zu Hause war beispielsweise.

Auch solche typischen "Männeraufgaben" wie Glaswolle im Zwischenboden verlegen, den Ofen der Sauna austauschen oder aber Holz sägen und wegstapeln bin ich gewöhnt und ich lege sehr viel Wert darauf, dass diese gemeinsame Bewältigung von allen Alltagsdingen auch in meiner Beziehung durchgezogen wird. Ich hasse es, wenn ich nur wegen meinem Geschlecht in eine Schublade gesteckt werde und man direkt denkt, dass sich Frauen ungern die Finger schmutzig machen und ständig hilflos und wegen jedem Piep überfordert sind, der nicht mit MakeUp zu tun hat.

Noch dazu hat meine Mutter neben der Kindererziehung gearbeitet. Erst immer nur Vormittags, wenn die Kinder im Kindergarten oder in der Grundschule waren. Je länger der Unterricht aber dauerte, desto länger hat sie dann auch gearbeitet. Sie hat mir gezeigt, dass man das durchaus vereinbaren kann, wenn man nur will und ich finde es bewundernswert, dass mein Vater sie so darin unterstützt hat, weil das sehr selten ist in dieser Generation unter unseren Landsleuten. Das bestärkt mich erst recht darin, mein eigenes Ding durch zuziehen und auch einmal anzuecken, denn es spielt keine Rolle was andere machen, solange man selbst mit seinem Lebenskonzept glücklich ist.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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