Das Tagebuch einer Person widmen?

Meistens kennt man es, dass ein Tagebuch mit der Anrede "Liebes Tagebuch" geführt wird oder es eben keine Anrede gibt und nur das Datum und das Jahr festgehalten werden und dann eben das Erlebte in Schriftform folgt.

Nun habe ich aber gehört, dass es durchaus Menschen gibt, die ihr Tagebuch jemandem widmen. So wird das Tagebuch geführt, als würde man Briefe an die Person verfassen. Das würde meist gemacht, wenn eine liebe Person gestorben sei und man ihr aber noch vieles mitteilen wollte und sie quasi weiterhin am Leben teilhaben lassen möchte.

Habt ihr schon ein Tagebuch einer bestimmten Person gewidmet? Was haltet ihr davon? Findet ihr das eher kitschig und meint, dass es eher eine Handlung aus einem Film sein könnte? Würdet ihr das durchaus selbst so machen? Meint ihr, dass es eine positive Wirkung auf den Schreiber haben kann?

Das kann ja jeder machen wie er möchte und man kann auch dem Tagebuch einen Namen geben, beziehungsweise an eine imaginäre Freundin schreiben. Ich denke, dass es leichter sein kann, wenn man das scheinbar einen Freund erzählt als es einfach nur aufzuschreiben und sich damit an niemanden zu wenden. Ich selber schreibe kein Tagebuch, aber ich finde die Variante mit Namen gedanklich schon etwas besser als einfach nur "Liebes Tagebuch" zu schreiben.

Also eine Widmung sieht nach meiner Definition anders aus. Eine Widmung wäre für mich, wenn man vorne in die ersten Seiten des Tagebuchs schreibt: "Liebe Omi, ich bin dir dankbar, dass du mir das Buch zur Volljährigkeit geschenkt hast" oder so ähnlich. Aber dass man die Omi quasi als Anrede benutzt und durch das Tagebuch imaginär mit der verstorbenen Omi oder Freundin oder was auch immer kommuniziert ist für mich keine Widmung.

Abgesehen davon finde ich es nachvollziehbar, dass man das Tagebuch personifiziert, da manche Menschen eben Hemmungen haben, sich einem "toten" Buch anzuvertrauen und da lieber einen (imaginären) "echten" Gesprächspartner hätten. Anne Frank nannte ihr Tagebuch ja auch "Kitty", wenn ich mich recht entsinne. Das ist doch weder ungewöhnlich noch verwerflich.

Ich meinte mit widmen auch eher, dass man die Texte und Gedanken in dem Tagebuch eben jemandem widmet und nicht einfach nur schreibt, was man erlebt hat. Das Beispiel mit Anne Frank passt da schon recht gut. Sie hat ja auch an ihre erfundene Freundin Kitty geschrieben und die Texte eben auch diese bezogen oder Kitty zumindest dabei mit einbezogen.

Bisher habe ich noch nicht davon gehört das es Menschen gibt die ihr Tagebuch jemanden widmen. Und eine Widmung im herkömmlichen Sinne ist es ja auch nicht wenn man nur den Namen im Tagebuch verwendet, das Tagebuch aber anschließend behält und der Person nicht überreicht.

Ich kann den Sinn dahinter, das man nicht nur „Liebes Tagebuch“ sondern „Liebe XY“ schreibt, durchaus verstehen. Ein Tagebuch ist nun mal nur eine Sache, da kann ich mir schon vorstellen das es manchen Leuten leichter fällt ihre tiefsten Gedanken und Wünsche eher an einer Person zu richten als eine Sache. Man ist bestimmt offener wenn man „so tut“ als würde man der besten Freundin einen Brief schreiben als wenn man es einfach so im Tagebuch festhält.

Erfahrungswerte kann ich dazu allerdings nicht geben weil ich noch nie ein Tagebuch geführt habe. Ich finde es gut wenn es die Leute machen, vor allem habe ich einmal gelesen das es vielen hilft das abendliche Gedankenkarussell anzuhalten. Aber für mich persönlich war es noch nie was, ich bin mir immer blöd vorgekommen bei dem Gedanken abends noch dazusitzen und ein Tagebuch zu schreiben.