Das Gefühl haben, im Schatten von jemandem zu stehen?

Eine Freundin von mir klagt immer wieder darüber, im Schatten ihrer großen Schwester zu stehen. Die große Schwester sei schon immer sehr viel erfolgreicher gewesen als sie. In der Schule hätte sie bessere Noten gehabt, wobei sie dann auch noch studiert und promoviert hat, während meine Freundin nach dem Abitur eine normale Ausbildung gemacht hat. Meine Freundin meint, dass die Schwester zu Hause ebenso immer bevorzugt wurde. Bei Familienfeiern würde sich auch kaum jemand für sie interessieren.

Ich kenne das Gefühl von mir selbst gar nicht. Soweit ich weiß, bin ich noch nie im Schatten von jemandem gestanden, weder von meinem Partner, noch von Freunden. Da ich keine Geschwister habe, fällt diese Möglichkeit schon einmal weg.

Hattet ihr schon einmal das Gefühl, im Schatten von jemandem zu stehen? Um welche Person handelte es sich dabei und wie habt ihr das Gefühl überwinden können?

Ich glaube, das Gefühl, im Schatten zu stehen, ist gerade unter Geschwistern relativ weit verbreitet. Eine gewisse Rivalität ist so gut wie immer vorhanden, und oft sind die Begabungen und Vorlieben innerhalb einer Familie erstaunlich ungleich verteilt. So kann schnell das Gefühl entstehen, im Schatten des sportlichen großen Bruders oder der hübschen jüngeren Schwester zu stehen.

Meiner Erfahrung nach ist es jedoch oft der Fall, dass man dieser Situation mit zunehmendem Alter entwächst und der Einfluss der Eltern nachlässt, etwa, wenn man feststellt, dass die Geschwister auch nicht alles besser können und nicht jeder der Meinung ist, dass sie die Tollsten sind. Manchmal stellt sich nach Jahren sogar heraus, dass beispielsweise der schlaue Bruder lieber sportlich gewesen wäre und sich selber ebenfalls als benachteiligt angesehen hat.

Auch im Job kann man leicht in den Schatten von Kollegen oder Mitarbeitern geraten. Leider wird manchen Menschen auf Grund ihres Geschlechts, Alters oder ihres dominanten Auftretens mehr Autorität und Fachwissen zugeschrieben als anderen, obwohl sie nur schlau daher reden können und weder kompetenter noch besser ausgebildet sind als ihre jüngeren, weiblichen oder weniger forsch auftretenden Mitmenschen. In diesem Fall hilft meiner Erfahrung nach, selber durch Leistung zu punkten und diskret dafür zu sorgen, dass der Chef auch davon erfährt und nicht bescheiden zu warten, bis man bemerkt wird.