Das Ampelmännchen - Sexismus an der Ampel?

Bei Extra3 habe ich letztens einen interessanten Beitrag gesehen, der sich mit Dortmunder Politikern (interessanterweise fast nur männlichen) beschäftigt hat, die gegen den ''männlichen Alltag'' vorgehen wollten. Von diesem sollte man sich trennen und dazu würde eben auch gehören, dass das Ampelmännchen kein Männchen ist, sondern es auch 50% Ampelfrauen gibt. Natürlich heißt es Ampelmännchen, allerdings hatte ich bisher das Männchen nicht wirklich direkt als ''Mann'' identifiziert, für mich sieht es einfach nur aus wie eine vereinfachte Darstellung eines menschlichen Wesens.

Auf jeden Fall wurde dann aber nach einem Bild für die Ampelfrau gesucht und da gab es auch wieder Diskussionen. Das Pendant zum Ampelmännchen wäre eine Ampelfrau mit Zöpfchen und Röckchen. Damit könnten sich aber nur die wenigsten Frauen identifizieren und daher gab es dann eine Ampelfrau die hochhackige Schuhe trug, sehr dünn war, lange Beine hatte und große Brüste. Dies wurde dann aber wieder als sexistisch betitelt und die meisten Befragten entschieden sich für eine abgeschwächte Alternative. Die Ampelfrau hatte kleinere Brüste, keine hohen Absätze und war nicht so dünn. Sie trägt außerdem einen Hosenanzug und das wurde gelobt und als ''modern'' bezeichnet.

Weiterhin hat man sich dann darüber lustig gemacht, ob man bei dem Verkehrszeichen für Motorradfahrer auch eine Alternative mit Brüsten einführen müsste und ob es auf den Fahrradwegen auch Frauenfahrräder ohne Stange geben muss. Die meisten Passantinen die zu diesem Theme befragt wurden, haben sich aber noch nie von einem Ampelmännchen gestört oder gar diskriminiert gefühlt.

Ich selbst finde das ganze schon sehr lächerlich, man muss es ja nicht zu weit treiben. Ich finde nicht, dass es sich dabei um einen ''männlichen Alltag'' handelt, für mich sind das einfach vereinfachte Zeichnungen von einem Menschen und nichts weiter. Es gibt auch Ampelmännchen mit Hut, da könnte sich doch auch ein Mann beschweren, dass er sich mit dem Hut nicht identifizieren kann.

Davon abgesehen gibt es definitiv dringendere Probleme. Die Frauenquote hat ja quasi keinen Einfluss auf Deutschland und erreicht so gut wie gar keinen, da wäre Handlungsbedarf. Auch sollte es eine faire Bezahlung geben und faire Chancen als Frau eingestellt zu werden, ohne dass der Arbeitgeber jede gebärfähige Frau direkt meidet, weil er Angst davor hat, dass diese sich ihrer Familienplanung widmet. Könnt ihr das Thema mit dem Ampelmännchen ernst nehmen? Findet ihr euch davon angesprochen, beispielsweise würdet ihr euch wünschen, dass diesbezüglich etwas geändert wird?

Und da wundern wir Frauen uns warum viele Männer die Debatte um Gleichberechtigung nicht verstehen und im Vorhinein ablehnen. Ich empfinde mich als Feministin und versuche für meine Prinzipien einzustehen. Das eine Frau im gleichen Beruf und bei gleicher Leistung weniger Geld bekommt als ein Mann, und das nur weil Sie eine Frau ist, ist einfach nicht gerecht! Und gerade bei solchen Themen ist es wichtig das alle zusammen halten, Männer und Frauen, und das tun Gott sei Dank viele bereits, was mich wahnsinnig freut. Wenn ich jedoch so etwas lese kann ich nur den Kopf schütteln.

Da wird doch alles für das unsere Großmütter gekämpft haben mit den Füßen getreten. Was interessiert mich ob das Ampelmännchen ein Mann oder eine Frau ist? Ändert das etwas an meiner Stellung als Frau in der Gesellschaft? Nein. Es gibt noch viel wichtigere Themen auf dem Weg zur Gleichberechtigung die wir angreifen müssen als das hier. Ich finde das durch solche Aktionen der Feminismus und die Emanzipation ins lächerliche gezogen werden und die Menschen dadurch diese wichtigen anderen Themen belächeln.

@Anijenije: Stimme dir absolut zu. Ungleicher Lohn bei gleicher Qualifikation / gleicher Leistung mit dem Geschlecht zu begründen, ist faktische Diskriminierung. So etwas sollte m. E. behoben werden. Possen um Ampelfrauen oder -männer bringen uns nicht weiter und verstärken doch nur das Zerrbild, das viele Bürger vom modernen Feminismus in Deutschland haben.