Darmspiegelung ab gewissem Alter unbedingt notwendig?
Ich war noch nie zu einer Darmspiegelung und bin mir auch gar nicht sicher, ob ich das mal machen sollte. Darmprobleme habe ich jedenfalls keine und deswegen habe ich bisher auch keine Notwendigkeit für eine Darmspiegelung gesehen. Wart ihr schon zur Darmspiegelung? War das aus einem bestimmten Grund heraus, routinemäßig oder warum war das für euch wichtig? Meint ihr man sollte ab einem gewissen Alter regelmäßig zur Darmspiegelung gehen oder ist das nicht unbedingt notwendig?
Es gibt den Gesundheits-Check-up, der von der Krankenkasse in bestimmten Zeitintervallen bezahlt wird. Dazu gehört auch die Untersuchung des Stuhls auf Blut. Wird hierbei etwas festgestellt, überweist einen der Hausarzt zum Internisten, der die Darmspiegelung (Koloskopie) vornimmt.
Angenehm ist diese Untersuchung nicht gerade. Diese beginnt praktisch mit Diät und Fasten schon ein paar Tage vor der eigentlichen Inspektion des Dickdarms mit dem Endoskop. Dann bekommt man ein Rezept vom Doktor mit einem Abführmittel, oder der Internist gibt einem die Medikamente schon gratis mit. Dazu gehört noch eine "Schaumbremse"-Tablette.
Ein paar Stunden vorher trinkt man den "Schierlingstrunk" dann möglichst in einem Zug herunter (etwa 1 Liter Flüssigkeit), und nach etwa einer halben Stunde beginnt der Dauerlauf zur Toilette, der dann stundenlang anhalten kann. Zum Schluss sollte der Stuhlgang so gering eingefärbt sein wie Urin. Auch hierbei zeigt sich, ob man die Diätempfehlungen auch ernst genommen hatte. Je weniger im Darm noch drin ist, desto weniger Beschwerden bei der (salinischen oder PEG) Darmreinigung hat man dann.
Am Untersuchungstag führt einen die Assistentin zunächst auf die Toilette. Dort wird dann nachgeprüft, ob der Stuhlgang flüssig genug ist und nicht noch irgendwelche Reste enthält, die die Untersuchung erschweren könnten. Ist das nämlich der Fall, schickt einen die Assistentin entweder ohne viel Umschweife wieder nach Hause, oder die Prozedur mit dem Abführmittel wird wiederholt. (Dann kommt vielleicht dann doch der berühmt-berüchtigte "hohe Einlauf".)
Ist die Stunde der Wahrheit gekommen, wird man mit einem intravenös verabreichten Sedativum kampfunfähig gemacht. Die eigentliche Darmspiegelung ist so weitestgehend schmerzfrei, auch wenn in einem Aufwasch dann die Polypen gleich mit herausgezwackt werden. Im Zweifelsfalle erfolgt dann noch eine feingewebliche Untersuchung der Gewebeproben im Speziallabor.
Und das ist ja der Sinn der Sache. Die Tücke des Darmkrebses ist ja, dass die Entstehung in den meisten Fällen schmerzfrei erfolgt. Treten dann aber Schmerzen auf, ist es meistens schon zu spät. Mit der Darmspiegelung kann man das Wachstum von Veränderungen an der Darmschleimhaut, die sich zu bösartigen Tumoren entwickeln können, rechtzeitig genug erkennen und entfernen.
Der Hausarzt gibt dann die Empfehlungen, wann die nächste Darmspiegelung geplant sein soll. Von einer starren Routine kann hier nicht die Rede sein. Das ist dann von Fall zu Fall unterschiedlich. Einerseits soll der Patient nicht unnötig durch diese Untersuchungen zusätzlich belastet werden, andererseits aber das Krebsrisiko minimiert werden.
"Unbedingt nötig" wären Vorsorgeuntersuchungen nur, wenn damit evtl. Erkrankungen zu 100% rechtzeitig erkannt würden und, wenn man es genau nimmt, von Vornherein ein beträchtliches Risiko besteht, überhaupt zu erkranken. Darmkrebs ist meines Wissens eine relativ häufige Krebserkrankung, aber man könnte genauso gut argumentieren, dass die meisten Leute eben keinen Darmkrebs bekommen und man sich das Gestochere deswegen auch sparen kann.
Ich würde es nicht darauf ankommen lassen. Meine Eltern sind beide an unterschiedlichen Krebssorten gestorben, für die keine Vorsorgeuntersuchungen angeboten werden, weil sie relativ selten sind. Und so ein letztes Lebensjahr möchte ich nicht am eigenen Leib erfahren. Die meisten Menschen reden sich verständlicherweise ein, keine Risikofaktoren für derlei schauderhafte Krankheiten zu haben, aber es erwischt meines Wissens auch gerne mal Jüngere und an sich Gesunde. Wenn ich durch Früherkennung dem Sensenmann noch mal von der Schippe springe, soll mir das recht sein, weswegen ich alles an Vorsorgeuntersuchungen, was die Kasse zahlt, gerne mitnehme. Man muss es ja nicht übertreiben.
Was ist schon unbedingt notwendig? Statt Obst und Gemüse funktioniert auch Wasser und Brot irgendwie. Darmkrebsvorsorge ist sicherlich eine gute Option, schließlich liegt dieses Leiden weltweit auf Platz zwei und führt zu entsprechend vielen Toten. Und das insbesondere in den Industrienationen mit wenig Ballaststoffen und Bewegung und viel Übergewicht.
Trotzdem würde ich es individuell reflektiert angehen. Bei vergleichsweise jungen "Best Agern" mit familiärer Vorbelastung oder gar Beschwerden ist sicherlich die Darmspiegelung erste Wahl. Aber weder die Vorbereitung ist ganz ohne, noch funktioniert das Spiegeln immer komplikationslos. Ohne große Risiken für Darmkrebs oder bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen würde ich also eher nach okkultem Blut im Stuhl suchen lassen und das durchaus jährlich.
Ebenso würde ich nicht unbedingt mit 85 Jahren zur Darmspiegelung schreiten, wenn es außer reiner Vorsorge keinen Grund dafür gibt. Ja, da sind in dem Alter sicherlich Polypen im Darm. Wahrscheinlich haben davon sogar einige das Potenzial, bösartig zu werden, oder die sind schon dabei. Nur wird mich wohl was ganz anderes dahin raffen, bevor der Darmkrebs ansatzweise zum Problem wird.
Also von mir ja zur Vorsorge. In vielen Fällen ist dann auch die Darmspiegelung das Mittel der Wahl. Ansonsten sollte man sicher nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Alternativen nutzen. Und diese Entscheidung sollte gut überlegt sein Und nicht getroffen werden, weil man Schiss vor der Untersuchung hat.
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