Darf man bei seiner Bachelor-Arbeit Hilfe bekommen?

Wie ich schon in einem anderen Thread schrieb will ein Kommilitone von mir eine ziemlich aufwendige Abschlussarbeit anfertigen. Es soll dabei um den Wohnungsmarkt in der Nachbarstadt gehen und warum die dortigen Studenten manche Viertel attraktiver finden als andere. Für diesen Zweck will er die Studenten unbedingt persönlich ansprechen und ihnen den Fragebogen austeilen.

Aber um sein Ziel realistisch umsetzen zu können, müsste er mindestens 130 Studenten ansprechen, was ziemlich schwierig sein dürfte. Er hat ja nur 3 Monate Zeit für seine Abschlussarbeit und da kann es schon sein, dass er da sehr viel Zeit verschwenden würde nur dadurch, dass er eben Studenten für seine Arbeit sucht, die ihm seine relevanten Fragen beantworten wollen.

Er zieht daher in Erwägung, ob er einfach Helfer fragt, die ihn bei dem Austeilen der Fragebögen und dem Kontaktieren der Studenten behilflich sein wollen. Allerdings weiß er nicht, ob das überhaupt erlaubt ist und ich stelle mir offen gesagt dieselbe Frage.

Wie ist das eigentlich bei der Bachelor-Arbeit? Muss man die wirklich komplett alleine machen? Oder kann man in so einem Fall auch Hilfe in Anspruch nehmen?

Nein natürlich ist da Hilfe erlaubt. Wenn es sich nur um das Austeilen von Fragebögen handelt gibt es da kein Problem. Auswerten muss man die Ergebnisse dann selbst. Und selbst wenn man es nicht selbst ausarbeitet muss man sich dann nur auf die Ausarbeitung beziehen sprich man muss angeben woher man es hat. Solange man alles genau Kennzeichnet gibt es da keine Probleme auch nicht wenn man die Umfrage nicht selbst macht.

Es gibt viele erlaubte Möglichkeiten. Man könnte eine fertige Statistik kaufen und selbst auswerten. Man kann den Fragebogen in Rohfassung erstellen und von Experten überarbeiten lassen. Das muss man nur mit dem Betreuer absprechen und angeben.

Und natürlich darf man sich Unterstützung holen, um die Daten zu erfassen. Man dürfte auch ein Gewinnspiel mit der Datenerhebung verbinden, um mehr Teilnehmer zu gewinnen. Genauso wie man einen Lektor beauftragen darf. Ein Ghostwriter dagegen wäre verboten.

Also generell ist es erlaubt eine empirische Untersuchung von anderen Personen durchführen zu lassen. In machen Fällen ist dies sogar explizit erwünscht, um den Einfluss des Testleiters auf die Ergebnisse zu eliminieren. Damit will man verhindern, dass die Antworten der Probanden von dem Vorgehen in irgend einer Art und Weise beeinflusst werden.

Es hängt jedoch sehr stark von der konkreten Fragestellung der Untersuchung ab und wie letztendlich der Fragebogen aufgebaut ist. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, von standardisierten Fragebögen mit geschlossen Fragen bis hin zu halboffenen Interviews.

Wenn man methodisch sauber vorgehen will, dann sollte man in seiner Arbeit möglichst genau beschreiben, wie man die Datenerhebung durchgeführt hat und wer zum Beispiel die Hilfspersonen waren. Sind diese vielleicht besonders instruiert worden? Gab es ein genaues Ablaufprotokoll für die Befragungen?

Letztendlich finde ich bei einer Fragebogenerhebung die Zahl 130 gar nicht so hoch. Die viel komplexere Aufgabe ist die Erstellung des Fragebogens an sich. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, vorausgesetzt man möchte mit den Ergebnissen auch irgendetwas sinnvolles anfangen. Generell würde ich jedem Bachelorstudenten davon abraten einen eigenen Fragebogen zu entwickeln. Das ist extrem aufwändig und in 3-4 Monaten eigentlich kaum zu machen.