Darf der Arzt eine Rechnung für ein Gespräch schicken?

vom 07.07.2020, 17:08 Uhr

Frau K war vor kurzem bei einem Facharzt, um sich über eine spezielle Behandlungsmethode und eine wohl anstehende Behandlung zu erkundigen. Nach ein paar Tagen erhielt sie eine Rechnung für das Gespräch, welches etwa 10 Minuten dauerte. Ist das denn so in Ordnung, es war ja nur erstmal ein klärendes Beratungsgespräch für eine anstehende Behandlung? Würdet ihr das ohne Nachfrage bezahlen?

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» friedchen » Beiträge: 1313 » Talkpoints: 940,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Was war denn vereinbart? Es handelt sich ja wahrscheinlich um eine privat zu bezahlende Leistung und dann muss doch wie bei jeder Dienstleistung vorher klar vereinbart werden was diese Leistung kostet.

Ich habe noch nie eine medizinische Leistung in Anspruch genommen, die nicht von einer meiner Versicherungen abgedeckt wurde, deshalb weiß ich nicht, wie so etwas läuft. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Rechnung ausgestellt wird wenn vorher nie davon die Rede war, dass das Gespräch kostenpflichtig ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Also jetzt mal ganz ehrlich. Wo lebt ihr eigentlich? Bist du schon mal zu einem Handwerker gegangen, hast dich dort beraten lassen wie er dir was bauen könnte und hast das kostenlos bekommen? Oder ein Ratschlag vom Anwalt oder ähnliches?

Der Arzt hat ja schließlich eine Leistung erbracht. Du hattest eine medizinische Frage und er hat sich dafür 10 Minuten Zeit genommen und es dir erklärt. Natürlich muss das auch entlohnt werden. Und wenn es eben von keiner gesetzlichen Kasse abgedeckt wird, dann gibt es dafür eine Rechnung. Wenn ein Arzt jetzt den ganzen Tag nur Beratungen macht, soll er dann am Ende verhungern?

Klar ist das jetzt übertrieben. Aber auf der anderen Seite dürfte der Rechnungsbetrag ja genauso überschaubar sein. Ich würde ja davon ausgehen, dass er dir gemäß Gebührenordnung wahrscheinlich eh nur etwas mehr als 10 Euro berechnet hat. Damit bist du hochgerechnet am Ende des Tages für 10 Minuten Beratung bei einem Bruttostundenlohn von knapp 60 Euro, wovon auch noch Praxis und Mitarbeiter bezahlt werden müssen, bevor der Arzt seinen Teil bekommt.

Ich frage mich echt immer, warum sich bei der Gesundheit über so etwas aufgeregt wird und jeder Handwerker problemlos sein Geld bekommt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn das Gespräch nicht über eine Kasse, sei es privat oder gesetzlich, abgerechnet wird, muss der Arzt einem vorher sagen, ich glaube sogar schriftlich, was er dir in Rechnung stellen wird. Dass er etwas dafür verlangen kann, ist für mich eigentlich klar.

Bei den gesetzlichen Kassen bekommt man das ja gar nicht mit. Ich fände es interessant, wenn offen gelegt würde, was ein Arzt für welche Leistungen bekommt. Ich würde zum Beispiel gerne wissen, ob mein Arzt ein Gespräch abrechnet, wenn ich mir nur mein Blutdruckmedikament hole, ohne ihn zu Gesicht zu bekommen. Ich vermute das fast.

Ich habe mal für eine ehrenamtliche Tätigkeit einen einfachen Hör- und Sehtest bei meinem Hausarzt gemacht. Das musste ich selber zahlen. Die Assistentin hat den durchgeführt, der Arzt hat dann nur die Unterschrift druntergesetzt. Das Ganze hat knapp 60 Euro gekostet und hat höchstens 20 Minuten gedauert. Aber das ist eigentlich ein fairer Preis.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Naja ich finde schon, dass es einen Unterschied macht ob man die Rechnung eines Arztes bekommt ohne vorher darüber informiert worden zu sein, oder ob man darüber ausführlich aufgeklärt wurde und das auch unterschrieben und sozusagen genehmigt hat. Normalerweise sollte man da zuvor ein Informationsblatt der Praxis bekommen haben bzw. zumindest von der Sprechstundenhilfe darauf hingewiesen worden sein, dass die Beratung nicht mit der Krankenkasse abgerechnet werden kann.

Ansonsten kenne ich eine Privatrechnung nur dann, wenn man zur Behandlung / dem Gespräch seine Krankenkarte nicht vorgelegt hat und die auch nicht in einem entsprechenden Zeitrahmen nachgereicht hat.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Also jetzt mal ganz ehrlich. Wo lebt ihr eigentlich? Bist du schon mal zu einem Handwerker gegangen, hast dich dort beraten lassen wie er dir was bauen könnte und hast das kostenlos bekommen? Oder ein Ratschlag vom Anwalt oder ähnliches?

Das Problem scheint mir eher zu sein, dass sie nicht wusste, dass die Beratung etwas kostet. Warum auch immer. Bei Handwerkern, die für eine Beratung Geld verlangen - machen nicht alle - kenne ich es nur so, dass man das direkt gesagt bekommt und häufig wird das dann eh mit dem Auftrag verrechnet. Man bezahlt also nur wenn man den Handwerker kommen lässt und anschließend keinen Auftrag erteilt, was ja auch fair ist. Und das man beim Anwalt für jede Handschlag extra bezahlen muss ist eh klar, oder?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Soweit ich weiß, wird man auch von Fachärzten vor einem kostenpflichtigen Beratungsgespräch darüber aufgeklärt, dass es kostenpflichtig ist, falls die Kosten nicht sowieso von der Kasse übernommen werden. Insbesondere bei geplanten Behandlungen, die eher kosmetischer Natur sind, dürften Beratungsgespräche wahrscheinlich überwiegend privat abgerechnet werden. Ärgern würde ich mich, wenn ich darüber zuvor nicht informiert werde und hinterher eine Rechnung von unerwarteter Höhe bekomme.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



lascar hat geschrieben:Ärgern würde ich mich, wenn ich darüber zuvor nicht informiert werde und hinterher eine Rechnung von unerwarteter Höhe bekomme.

Das wurde ja scheinbar doch bewusst verschwiegen. Ich kenne die Rechnung natürlich auch nicht. Aber da ich selbst privat versichert bin und meine Kinder auch kann ich dir recht genau sagen, dass wir beim Kinderarzt für eine einfache Beratung immer 10,72 Euro bezahlen. Das sind ja auch keine ausgedachten Summen. Es gibt ja eine extra Gebührenordnung an die sich die Ärzte halten müssen und je nach Aufwand mit verschiedenen Sätzen multiplizieren dürfen und auch dafür gibt es regeln.

Man wird also nicht einfach überrascht und die Sätze sind grundsätzlich auch nicht exorbitant hoch, sondern eigentlich sogar sehr transparent. Das kann ich von meinem Handwerker beispielsweise nicht sagen. Da muss ich etliche Angebote vergleichen und wenn es doof läuft 5 Kostenvoranschläge bezahlen, die ich dann nicht genommen habe, weil die mir zu teuer waren.

Davon abgesehen kenne ich es aber eigentlich schon so, dass klar gesagt wird, was Kassenleistung ist und was nicht. Und es hindert einen ja auch niemand daran, bei Nichtkassenleistungen einfach mal vorher nachzufragen, was das denn nun kostet. Ich finde es ja eben nur so merkwürdig, dass solche Diskussionen überwiegend im Gesundheitswesen stattfinden. Wie Cloudy ja schon sagte, beim Anwalt ist so etwas klar. Warum sollte es da bei einem Arzt jetzt anders sein?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Ich finde es ja eben nur so merkwürdig, dass solche Diskussionen überwiegend im Gesundheitswesen stattfinden.

Ich kenne eine ganze Reihe Leute, die in Jobs arbeiten, die den Ruf haben "sozial" zu sein und ich habe schon den Eindruck, dass die deshalb von der Kundschaft teilweise anders behandelt werden. Eben so als würden sie den Job nur aus Spaß an der Freude machen und als wäre das der einzige Lebensinhalt.

Da wird zum Beispiel gemeckert, wenn der Hausarzt es wagt sich halbwegs an seine klar ersichtlichen Sprechstundenzeiten zu halten, aber wenn man beim Aldi vor geschlossenen Türen steht, weil man zu spät dran war wird das selbstverständlich akzeptiert. Man weiß ja, dass der Aldi um 20 Uhr zu macht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Er hat doch eine Leistung erbracht, auch wenn es nur ein kurzes Gespräch war. Man hat doch eine Leistung in Anspruch genommen. Das ist ja bei anderen Leuten auch nicht anders. Ich muss beispielsweise bei meinem Steuerberater auch jede Mail bezahlen, die mir da geschickt wird wegen einer Frage. So ist das nun mal und da muss man auch nicht zwingend vorher informieren, immerhin weiß man, dass das etwas kostet. Ich würde daher auch diese Rechnung zahlen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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