"Danke" und "Bitte" in einer Beziehung voraussetzen?
Eine Bekannte von mir teilte mir vor kurzen Mal über Sprachnachrichten mit, dass sie Probleme mit ihrem Freund hat. Beide sind gerade frisch gebackene Eltern geworden und seither macht sich eine ganz spezielle Marotte wohl von ihm erkennbar, die zu Theater führt.
Wenn der Vater des Kindes zum Beispiel sein Baby wickelt, erwartet er, dass meine Bekannte dafür auch ein gewisses Maß an Dankbarkeit zeigt. Das bedeutet, dass er explizit einfordert, dass sie sich bedankt. Selbiges gilt aber seit Neustem, auch wenn sie ihn um etwas bittest. Die Worte:“Kannst du mal“ akzeptiert er erst gar nicht, wenn dort nicht ein „bitte“ im Satz vermerkt ist.
Seiner Aussage nach gehört dies zu einem respektvollen Miteinander dazu und sie solle nicht annehmen, dass es normal sei, dass er etwas von sich aus täte. Umgekehrt erwähnt sie jedoch, dass er nie „danke“ und „bitte“ sagt. Er gleichzeitig sofort ausrastet, wenn sie es nicht tut und ständig mit Respekt kommt.
Vor der Geburt war durchaus auch mal ein „sag mal bitte und danke“ inbegriffen, aber seit das Baby geboren wurde, ist diese Situation wohl richtig kindisch geworden. Laut meiner Bekannten.
Ich finde das gesamte Theater schon etwas skurril, aber vielleicht könnt Ihr den Partner ja sogar verstehen? Setzt Ihr bei allem auch ein „bitte“ und „danke“ voraus, weil es für Euch zu einem respektvollen Miteinander gehört oder denkt Ihr, dass man es auch übertreiben kann?
Bitte und Danke gehört schon dazu, aber nicht in dem Maß. Wenn ich etwas Hilfe brauche, dann kann man sicherlich das Wort Bitte einfügen, aber wenn man gerade bei einem Baby vielleicht auch mal mehr Unterstützung braucht, dann nervt das dann auch und hat dann auch nichts mehr mit Höflichkeit zu tun, finde ich. Man sollte immer ein für beide Seiten angemessenes Maß nehmen. Bei jedem Satz muss man das sicher nicht sagen und vor allem nicht nach einer gemachten Windel. Wo kommen wir denn dahin, wenn der Vater nicht mal die Windeln seines Kindes wechselt ohne dafür ein großes "Danke" zu bekommen?
In meinen Augen ist das sehr kindisch, aber vielleicht auch nur das auf die Spitze treiben von Stress. Immerhin sind sie Eltern geworden und da ist man nun nicht ausgeglichen und entspannt, sondern hat wenig Schlaf und ist abgespannt. Da geht man sich vielleicht auch mal wegen Kleinigkeiten an. Ich würde an der Stelle deiner Freundin nicht das Gespräch mit anderen Menschen suchen, sondern mit meinem Partner und ihm klarmachen, dass es auch okay ist, wenn man das nicht ständig sagt und das sie trotzdem ihm gegenüber respektvoll ist.
Ich habe auch schon erlebt, wie sich Eltern gegenseitig anblaffen und anzicken und führe dieses Benehmen meistens auf Stress und Schlafmangel zurück. Oder die Herrschaften hatten schon vor der Befruchtung schlechte Manieren, das ist auch nicht ausgeschlossen. Generell bin ich jedoch der Meinung, dass ein höflicher Umgang miteinander gerade in einer Beziehung wichtig ist und nicht vernachlässigt werden sollte.
Wenn man irgendwelche Fremden im Supermarkt oder am Bahnschalter nicht anblafft und herumkommandiert, sondern sich auf das gesellschaftliche Minimum von "Bitte" und "Danke" besinnt, sollte man mit Menschen, die man eigentlich liebt und mit denen man sein Leben verbringt, doch eigentlich nicht gröber und unhöflicher umspringen? Gut, wenn dir gerade die Deckenlampe auf den Kopf zu fallen droht oder die Toilette überläuft, ist ein gewisser militärischer Kommandoton durchaus angebracht, und bedanken kann man sich ja immer noch, sobald die braune Flut abgeleitet ist.
Aber im Alltag gehört es für mich ganz selbstverständlich dazu, dass ich meinen Partner darum "bitte", Geschirrspülmittel nachzukaufen und mich dafür bedanke, wenn er die Wäsche aufhängt. Und natürlich basiert das Ganze auf Gegenseitigkeit: Umgekehrt erwarte ich auch wenigstens das Minimum an Höflichkeitsfloskeln im Umgang miteinander, weil so für mich Wertschätzung ausgedrückt wird. Und was will ich mit einem Typen, der mich nicht wertschätzt? Da bin ich alleine um Längen besser dran.
Ich finde schon, dass „Bitte“ und „Danke“ auch in der Partnerschaft zu einem guten und respektvollen Umgangston gehören, und dass man nicht flapsig werden und Unterstützung vom anderen als selbstverständlich voraussetzen sollte, nur weil man schon Jahre zusammenlebt und sich einige Routinen eingespielt haben.
Dennoch finde ich das Beispiel im Eingangspost schon sehr übertrieben und passiv aggressiv. Würde mein Partner so auf mich reagieren, dann würde ich mich ordentlich vor den Kopf gestoßen fühlen und ihm auch kundtun, dass ich so ein Auftreten ziemlich dominant und unangebracht finde.
Zugegeben auch bei uns werden die Floskeln nicht in jeden Satz eingebaut. Bedanken tun wir uns zwar in aller Regel immer, wenn der andere sich um eine Haushaltsangelegenheit oder andere Pflichten gekümmert oder dem Partner einfach eine kleine Aufmerksamkeit entgegengebracht hat, aber ein „Räumst du die Spülmaschine aus?“ oder „Bring‘ Toast mit!“ rutscht uns auch ohne Bitte mal raus. Wir nehmen das einander aber nicht krumm und ich würde es auch nicht als Provokation werten, solange der Tonfall adäquat gewählt wird.
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