Dankbar sein, wenn Eltern nicht helfend da sind?
Ich bin ein großer Fan der Serie Private Practice. In der Serie wird Maya, die 15-jährige Tochter von Naomi, schwanger, womit Naomi nur schwer klar kommt. Es kommt zum Konflikt und Naomi wünscht sich, dass ihre Tochter abtreibt, weil sie Angst hat, dass ihre Tochter sich damit die Zukunft und Karriere ruiniert.
Maya möchte aber nicht abtreiben, sodass sie und Naomi eher ein distanziertes Verhältnis bekommen. Im Endeffekt ist Maya schon im 8. Monat, wobei ihre Mutter sich Vorwürfe macht, dass sie nicht für ihre Tochter da gewesen ist und auch keine Ahnung hat, wie das Ungeborene sich bewegt, welche Ausstattung noch fehlt und so weiter.
In einer Szene sagt dann Maya zu ihrer Mutter, dass sie dankbar ist, dass Naomi nicht für sie da war. Denn so konnte sie schneller erwachsen werden, wurde selbstständiger und hat ihre Angelegenheiten wie Geburtsvorbereitung, Pläne, Ausstattung etc. selbst geregelt. Sie hat also Naomis distanziertes Verhalten gar nicht als negativ interpretiert, sondern hat es sehr positiv aufgenommen.
Wie seht ihr das? Gab es schon Situationen, in denen ihr sehr dankbar ward, weil eure Eltern nicht helfend an eurer Seite waren? Oder würdet ihr das euren Eltern übel nehmen und es so interpretieren, dass man euch im Stich lässt?
Ich glaube, dass ist beim Thema Erziehung ein wesentlicher Knackpunkt. Auf der einen Seite muss man den Nachwuchs loslassen und eigenen Erfahrungen machen lassen, damit er selbständig werden kann. Auf der anderen Seite aber auch nicht zu wenig Interesse zeigen und wissen, wann man doch mal helfend eingreifen muss.
Es ist schwierig zu sagen, aber allgemein finde ich es schon wichtig, dass Eltern ihren Kindern bei wichtigen und größeren Aufgaben zumindest mit Ratschlägen und manchmal eben auch mit richtiger Hilfestellung zur Seite stehen. Aber natürlich verstehe ich es auch, dass man schneller selbstständig wird, wenn diese Hilfe nicht gegeben ist. Man muss dann ja die Dinge selber regeln. Auch das kann sicher in der Entwicklung auch ein großer Vorteil sein.
Meine Eltern haben sich in erster Linie nur um sich gekümmert und ihre Interessen. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass ich kein besonders gutes Verhältnis zu meinen Eltern habe. Ich denke es kommt dabei darauf an, wieso die Eltern nicht für einen selbst dagewesen sind, wenn man das ganze begründen kann auf eigene Angst dann ist es etwas anderes, als wenn man sich nur um seine Interessen kümmert.
Meine Mutter kümmerte sich nicht um meine kleinen Geschwister, dabei wollte sie immer so viele Kinder haben. Mein Vater war 11 Monate im Jahr im Ausland unterwegs, und den Monat den er Zuhause war, den verbrachte er damit uns zu verprügeln. Somit bin ich in erster Linie meinem Vater dankbar, dass er nur so wenig da gewesen ist.
Durch das Verhalten meiner Mutter musste ich Selbstständig werden. Denn meine Geschwister sind 3 und 6 Jahre jünger als ich. Als ich mich um beide anfing zu kümmern, war ich selbst erst einmal 8 Jahre alt. Ich schmiss den Haushalt, machte Wäsche und sorgte dafür das sie zur Schule und in den Kindergarten gehen und hinterher ihre Hausaufgaben erledigt haben. Später habe ich auch selbstlos mein Abitur hingeworfen um für beide da zu sein. Dafür ist aus beiden wirklich etwas geworden, worauf andere Eltern nur neidisch sein könnten. Beide studiert, fest im Leben, eigene Wohnungen und gute Jobs.
Mein Abitur habe ich später selbst nachgeholt, da es mich immer gewurmt hat dieses Aufgeben zu müssen. Aber wenn ich heute sehe wie meine Schwestern im Leben stehen weiß ich, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist. Hätte ich nur an mich gedacht wie meine Eltern es immer taten, dann sähe es bei beiden heute wohl anders aus.
Ganz anders ist es mit meinem Bruder. Ihm wurde der Hintern stets nachgetragen, bekam stets alles was er haben wollte, wurde nie verprügelt. Heute wohnt er mit 33 Jahren und seiner Frau immer noch in der Kellerwohnung meines Elternhauses. Er ist so unselbstständig, dass er nicht einmal Ahnung hat wie das ist mit Miete zahlen, Geldsorgen zu haben etc. denn er leistet sich aus reiner Faulheit den Luxus nur noch Teilzeit arbeiten zu gehen da er ohnehin keine Ausgaben hat, weil das nach wie vor meine Eltern alles für ihn finanzieren.
Spätestens wenn beide gestorben sind, dann muss er aufwachen und der Realität ins Auge sehen, dass sein Leben sich ändern muss. Er ist so ausgelastet und überfordert, dass er andere damit beschäftigt mit seinen beiden Hunden Gassi zu gehen. Obwohl er sich beide angeschafft hat, sieht er auch nach vielen Jahren nicht das auch ein Tier Verantwortung bedeutet selbst wenn man selbst einmal keine Lust dazu hat. Wenn ich das sehe bin ich doch sehr dankbar, dass ich nicht so geworden bin bzw. mich selbst anders erzogen habe.
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