Dafür schämen über Durchschnittseinkommen zu liegen?
Vor kurzem habe ich eine Diskussion auf Facebook gelesen. Dort ging es um Einkommen und das viele eben an der Armutsgrenzen leben würden und auf Einrichtungen, wie die Tafel und ähnliches angewiesen sind.
Eine Frau meinte in den Kommentaren, dass sie sich nicht dafür schämen würde, dass sie über dem Durchschnittseinkommen liegen würde. Denn immerhin hätte sie dafür gearbeitet und auch eben auch Leistungen erbracht. Sie würde das Geld auch nicht geschenkt bekommen.
Mich hat es doch gewundert, dass sich die Frau anscheinend rechtfertigen wollte. Ich habe dafür eigentlich keinen Anlass gesehen und denke auch nicht, dass sich jemand schämen muss, wenn er eben über dem Durchschnitt verdient. Wenn es ehrlich verdientes Geld ist, ist es doch in Ordnung. Wenn das Gewissen darüber so schlecht ist oder man sich schämt, kann man von dem Einkommen ja auch etwas spenden.
Könnt ihr nachvollziehen, dass jemand meint, dass er sich eben nicht dafür schämt, mehr zu verdienen als der Durchschnitt? Ist das ein Grund für euch, wofür sich jemand schämen müsste? Was meint ihr wie man darauf kommt? Würdet ihr euch dafür auch rechtfertigen wollen? Meint ihr, dass man als Verdiener über dem Durchschnitt schnell angefeindet wird?
Ich würde mal sagen, dass man sich grundsätzlich nicht dafür schämen muss, wenn man über dem Durchschnittseinkommen liegt. Es kommt jedoch immer darauf an, wie man zu diesem Einkommen gelangt ist. Hat man einfach nur Glück gehabt, dass man in eine wohlhabende Familie geboren wurde oder hat vielleicht einfach nur bei der Partnerwahl eine gut Partie gemacht.?
Dann finde ich, dass der Wohlstand keine besondere Leistung ist, sondern sich diejenigen Personen nur auf den Lorbeeren von ihren Vorfahren oder anderen Personen ausruhen. In diesem Fall würde ich mich schämen, dass ich über dem Durchschnittseinkommen liege.
Hat man sich jedoch ein gutes Einkommen durch harte und ehrlich Arbeit erlangt, finde ich nicht, dass man sich schämen muss. Man kann ganz im Gegenteil stolz auf sich und seine Leistung sein und muss sich dafür nicht verstecken.
Man muss jedoch auch bedenken, dass wohl kaum jemand freiwillig unter dem Durchschnitt oder gar in Armut lebt. Man liest in der Zeitung nur von Prozentsätzen, die an der Armutsgrenze leben. Jedoch steht hinter jedem Prozentsatz eine große Anzahl von Personen, die mit einem mehr oder weniger harten Schicksal zu kämpfen haben.
Außerdem gibt es genug Menschen, die ein gutes Einkommen haben und damit aber nicht prahlen. Man merkt ihnen den "Wohlstand" gar nicht an, da sich ganz normal kleiden und auf teure Markensachen verzichten. Sie fahren ganz normale Autos obwohl sie sich einen A-Klasse Mercedes ohne mit der Wimper zu zucken leisten könnten.
Und was versteht man darunter mit ehrlich und hart erarbeitet? Meinst du ein Abgeordneter der mit seinen 18 Jahren dann im Bundestag sitzt hat lange dafür gearbeitet und bekommt dennoch seine hohe Vierstellige Summe im Monat in den Hals geworfen? Mit arbeiten und verdienen hat das dann rein gar nichts zu tun und es gibt einfach Jobs und Bereiche, in denen man nicht großartig arbeiten oder Leistung bringen muss, damit man diese bekommt.
Bleiben wir beim Abgeordneten, der mal vier Jahre im Bundestag gesessen hat. Dieser muss sich hinterher auch wenig Sorgen um seine Rente machen, denn seine Pension ist damit ebenfalls gesichert. Keine Abgaben leisten in der Form von Sozialabgaben, denn das ist vom Staat gedeckelt. Hinterher kann er machen was er lustig ist, das was er dort an Rente noch mit sich erarbeitet kommt oben drauf. Lernen muss man dafür nichts, man braucht keine Ausbildung um Abgeordneter zu sein, man muss nur genug Heinzen finden die einen auch wählen und in Landkreisen in denen sich keiner Aufstellen lässt und im besten Fall nur ein Mitstreiter ist, ein leichtes.
Von daher kann man das nicht pauschal sagen ob man sich dafür schämen sollte oder auch nicht. Das Durchschnittseinkommen ist so oder so eine Lüge, da hat man ein paar wenige die sehr viel verdienen und viele die sehr wenig haben und daraus errechnet man den Durchschnitt. Damit hat aber noch lange nicht jedermann das dann auch in der Tasche und warum sollte man sich schämen, wenn man hinterher einige Euros darunter liegt aber dennoch zurecht kommt damit in seinem Leben? Ob es nun 3200 Euro sind oder auch nur 3199 Euro, wo will man da die Grenze ziehen ab wann man sich schämen muss wenn man darunter oder darüber liegt?
Ich schäme mich nicht für mein Einkommen und habe ich auch nie. Warum denn auch? Denn entscheiden kann nicht alles ich. Die Krankenkassen haben vorgegeben was das Personal im Rettungsdienst kosten darf, dadurch, dass sie nicht mehr zahlen und damit Ende. Somit ist das eher ein Armutszeugnis für alle anderen wie auch die Politik, dass diese Arbeit entsprechend nicht geschätzt und Wertgeschätzt wird. Da kannst du dir auch den Arbeitgeber aussuchen wie du magst, jede Organisation liegt im gleichen Rahmen und Ausbrecher nach oben die das doppelte und dreifache zahlen, gibt es einfach nicht.
Und inzwischen habe ich mehr als viele andere, liege deutlich über dem Schnitt für Alleinerziehende und normale Durchschnittsverdiener. Allerdings nicht nur mit Einkünften aus einer Nichtselbstständigen Arbeit sprich Angestellt, ich bin Selbstständig mit einem Gewerbebetrieb und wenn da mehr bei herum kommt, dann ist das halt so. Aber nicht alles was auf dem Firmenkonto hinterher landet, ist auch mein persönliches Einkommen sondern nur das, was ich auch als Privatentnahme heraus hole davon und sei das monatlich oder auch mit Einmalentnahmen spielt dabei gar keine Rolle.
Dennoch wird hier alles über einen Kamm geschert, ganz gleich aus welchen Einkünften das kommt und soweit ist das schon mal nicht richtig, da müsste dann auch jede Einkunftsart für sich betrachtet werden und dann sähe das anders aus, da wäre ich im unteren Feld mit den Einkünften aus Gewerbebetrieb, und mit den Einkünften aus Nichtselbstständiger Arbeit läge ich ebenfalls unter dem Durchschnittseinkommen. Nur in der Gesamtheit, liege ich dabei weit darüber.
Ich schäme mich, wenn ich jemandem in der U-Bahn meine Tasche an den Schädel knalle oder bei einer Besprechung mit dem Chef mein vorlautes und kindisches Mundwerk mal wieder nicht im Zaum halten kann, aber für mein Einkommen schäme ich mich nicht. Es liegt ungefähr eine Haaresbreite über dem Durchschnitt, und selbst wenn ich einen lukrativeren Job hätte, würde ich mich wohl auch nicht schämen. Ich kann schließlich nichts dafür, dass ich eher der geisteswissenschaftliche Typ bin. Hätte ich die geistige Potenz, Maschinenbau oder ähnliches zu studieren und eine hoch bezahlte Stelle bei einem Großunternehmen abzugreifen, würde ich das natürlich tun. Nur leider ist dies so unrealistisch wie eine Ballettkarriere mit 35 und kaputten Knien.
Es ist eben in unserer aktuellen Gesellschaft so, dass manche Berufe als "wertvoller" angesehen werden als andere, weswegen sich viele Leute in Sozialberufen oder im kulturellen Bereich aus purem Idealismus abrackern und irgendwelche abgefeimten Banker dafür den dicken Reibach machen. Man kann hier in jedem Fall darüber streiten, ob es sich um "ehrlich verdientes" Geld handelt.
Manche Leute haben körperlich brutal anstrengende Jobs und ruinieren sich das Kreuz und die Gelenke, noch bevor sie 50 sind. Verdienen die ihr Geld "ehrlicher" als die Sesselpupser in meiner Branche, die bräsig vor ihren Bildschirmen sitzen? Oder irgendwelche "Stars", B- oder C-Promis, die für zwei Stunden Singen oder die bloße Anwesenheit in irgendeiner peinlichen Show fünfstellige Beträge einheimsen:
Ist das "unehrlich" verdientes Geld, wenn 200 000 Leute der Helene F. beim Trällern zujubeln oder Markus W. beim Bällchen jagen zuschauen wollen und sich die Sache entsprechend kosten lassen? Ich weiß auch nicht, wo man hier die Grenze zwischen "ehrlich verdient", und "wieso verdient sich diese Hackfresse eine goldene Nase?" ziehen kann. Das ist natürlich nicht ideal, aber die Alternative "Jeder bekommt gleich viel" ist noch viel mehr in die Hose gegangen. Da ist mir der Kapitalismus mit all seinen Nachteilen schon lieber.
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