CSU fordert, dass Ausländer zu Hause nur Deutsch sprechen

vom 08.12.2014, 06:11 Uhr

Die CSU fordert gerade, dass Ausländer auch zu Hause nur noch deutsch reden sollen. Nachzulesen ist dies hier. Persönlich finde ich eine solche Forderung einen zu starken Eingriff in die Privatsphäre. Sicherlich kann man einen Denkansatz erkennen, der durchaus auch verständlich ist, aber das kann man ja auch mit gemeinsamen Deutschkursen erreichen, ich finde nicht, dass man einen Menschen so einschränken darf, dass dieser seine Sprache verleugnen muss.

Ich bin dafür, dass man die Landessprache können muss, aber was die Menschen zu Hause sprechen ist mir völlig egal. Dazu finde ich auch, dass man mehrsprachig erziehen kann und sollte, wenn man einen ausländischen Hintergrund hat, das ist doch schön und bringt den Kindern etwas für die Zukunft. Es ist auch schön die Sprache zu sprechen, mit der man verwurzelt ist und das entspricht nicht nur dem Land, indem man lebt, sondern auch da, wo das Herz schlägt, was auch mal nicht in Deutschland sein kann. Was denkt ihr darüber? Sollte das so gemacht werden und warum oder warum nicht?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Prinzipiell nützt es der Schulleistung der Kinder, wenn sie so viel wie möglich die Sprache hören und sprechen, die sie später in der Schule oder im Beruf brauchen. Allerdings benötigt man dafür auch ein Sprachvorbild, dass die Sprache möglichst gut beherrscht. Der Ansatz mag zwar gut gemeint sein, aber man hätte sich da mal fachlich beraten lassen sollen. Mittlerweile gibt es ja auch an genügend Unis Lehrstühle zum Spracherwerb und Zweitspracherwerb.

So lange die Eltern die Landessprache nicht gut können, wird das den Kindern nicht so viel helfen, wie man vielleicht hofft. In dem Sinne wäre es auch unverzichtbar, die Eltern mit ausreichend Sprachkenntnissen auszustatten. Dann werden sie sicher auch freiwillig mehr mit ihren Kindern in der Sprache des Wohnortes sprechen, wenn sie sich damit sicher fühlen. Und wenn die Eltern wissen, warum es wichtig ist.

Mit Zwang von oben wird man da vermutlich weniger als erhofft erreichen. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten Eltern egal welcher Herkunft fürsorgliche Menschen sind und das beste für ihr Kind wollen. Ich würde da eher auf Kooperation und Elternfortbildung setzen als auf politische Weisungen.

Zudem, wie wollen die Politiker so einen Zwang durchsetzen? Will jeder CSU Politiker nun in Migrantenfamilien einziehen und den Sprachgebrauch persönlich überwachen? Oder will man Migrantenhaushalte mit Wanzen überwachen und jeden Verstoß sanktionieren? Das ist doch nicht sinnvoll.

Von daher würde ich sagen, dass solche Beschlüsse eher als Provokation und PR Aktion geeignet sind um am rechten Rand zu fischen, aber weniger um die Belange der Kinder wirklich zu vertreten.

Zudem gibt es viele andere wirklich probate Mittel, diesen Kinder zu helfen. Zum Beispiel verpflichtende Sprachtstandstests rechtzeitig vor der Einschulung für alle Kinder. Dort werden dann alle Kinder gleich welcher Herkunft ausgefiltert, deren sprachliche Entwicklung auffällig hinter dem Soll zurück bleibt und in Kursen entsprechend geschult. Das ist für mich eine faire Lösung, die für Chancengleichheit bei allen Kindern sorgt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde den Vorschlag fantastisch. Als nächstes sollte dann bitte Fluchen in den eigenen vier Wänden verboten werden, Möbel aus Eiche und der Bierkonsum sollte sich auf maximal drei Bier am Abend vorm Fernseher beschränken. Außerdem sollten Schäferhunde nicht mehr Rex genannt werden dürfen. Oh, und Socken in Sandalen! Und Sex darf keinen Spaß mehr machen und nur im Dunkeln stattfinden.

Also mir würden noch etliche ebenso absurde Vorschläge einfallen. Vorschläge, mit denen man die Privatsphäre unterwandern kann und Dinge verbieten kann, die niemanden etwas angehen. Was ich in meinen eigenen vier Wänden mache, ist nur meine Sache. Solange ich damit niemanden verletze. Aber ansonsten kann ich hier Dinge veranstalten, die sich ein spießiger CSUler nur in seinen kühnsten Alpträumen vorstellen kann.

Es stimmt schon, dass man eine neue Sprache schneller lernt, wenn man sie so oft wie möglich anwendet. Aber das ist bei weitem kein Grund, seine Muttersprache nicht mehr zu verwenden, was ein großer Verlust wäre. Auch für den Rest der Gesellschaft. Außerdem hätte das Veränderungen innerhalb der Familien zur Folge. Ehepaare können sich nicht mehr richtig streiten, sich "Ich liebe Dich" zu sagen, fühlt sich plötzlich fremd an, Eltern könnten ihren Kindern nichts mehr erklären, weil sie die Worte dafür nicht können.

Und es geht die Politik schlichtweg nichts an, was ich daheim mache. Von der Umsetzung ganz zu schweigen. Darf man dann seine Nachbarn anzeigen, wenn man sie türkisch sprechen hört? Ich könnte mir gerade die Haare raufen! Wie kann man so dumme Vorschläge machen? Gut, die CDU hat schon abgewiegelt und den Vorschlag der CSU für unsinnig erklärt. Aber dennoch kam der von Menschen, die vom Volk mit der Aufgabe, Vorschläge zu machen und durchzusetzen, betraut wurden. Da wird einem Angst und Bange!

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde den Vorschlag lächerlich. Die Politik hat niemandem vorzuschreiben, in welcher Sprache er sich in seinem Heim unterhält. Allerdings kann ich die Idee dahinter ziemlich gut verstehen, denn es geht in der Regel nicht um eine neue Sprache.

Ich lebe, wie einige hier wissen, mitten im Ruhrpott. In meinem Stadtteil liegt der Anteil an Ausländern bei knapp 20 %. Dazu kommen die Einheimischen mit ausländischen Wurzeln. Generell sehe ich hier mehr schwarze oder sehr dunkelbraune Haare und eher dunkle Hauttypen als Menschen aus dem nördlichen Europa.

So weit, so gut: Ich beziehe mich jetzt auf die Menschen, die bereits in der zweiten oder dritten Generation hier leben und definitiv bleiben möchten. Da sind viele dabei, die sprechen in ihren eigenen vier Wänden ihre Muttersprache – immer und ausschließlich.

Menschen, die hier geboren wurden und die Schule besucht haben, die kein Kopftuch tragen und wo der Vater so offen ist, dass er die Mutter in der Krabbelgruppe vertritt, vermitteln ihren Kindern nicht die Landessprache. Das soll dann bitte der Kindergarten und die Schule richten. Und diese Menschen sind nicht selten.

Da sehe ich ich einfach ein großes Problem. Integration heißt sicherlich nicht, seine Wurzeln zu verleugnen. Niemand verlangt, dass die Sprache, der Glaube oder die Sitten des ehemaligen Heimatlandes vergessen werden sollen.

Aber das ist eben der Punkt: Es ist das ehemalige Heimatland. Das kann man nicht mitnehmen und hier vollkommen etablieren. Hier gibt es viele Geschäfte, da findet man kein Wort in unserer Sprache. Obst, Fleisch, Gebäck oder Nüsse einkaufen wird zum absoluten Ratespiel. Eine zweisprachige Auspreisung wäre nach meinem Ermessen angebracht.

Das geht schließlich auch in Läden, in denen Käufer anderer Nationen erwünscht sind, ohne Probleme. Sicherlich kann man die Eingliederung in unsere Gesellschaft nicht gesetzlich verordnen. Das ist auch der völlig falsche Weg.

Aber hier wird ja bereits aufgeschrien, wenn völlig nachvollziehbare Dinge nicht akzeptiert werden. Da werden engagierte und sehr um die Integration bemühte Menschen in die rechte Ecke gedrückt. Hier gab es jetzt Ärger, weil ein Kindergarten es nicht erlaubt, dass Mütter die Kinder in der Burka abholen. Sie müssen wenigstens der Leiterin ihr Gesicht zeigen.

Was ist daran bitte ausländerfeindlich? Wird das Kind von einer fremden Person mitgenommen, dann ist das Geschrei auch groß. Also gilt: Entweder wird in einem geschützten Raum das Gesicht gezeigt oder jemand ohne Vollverschleierung wird benannt, der das Kind abholt. Ist das rechts? Linke und Grüne behaupten das. :wall: Genauso wie ein Verbot der Burka auf einem Schulhof, nachdem sich dort Kinder (übrigens zu 98 % mit ausländischen Wurzeln) extrem erschreckt haben.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Warum regt ihr euch so über einen Vorschlag irgendeines CSU-Politikers auf? Es ist doch nur ein CSU-Mensch, die sehen sowieso alles mit bayrischen Augen, was ja nicht immer schlecht ist. Dieser Vorschlag wird sich wieder von ganz alleine erledigen, wie andere Vorschläge vor ihm.

Im Grunde ist es richtig, dass die Einwanderer sich bemühen, außerhalb der Familie auch die Sprache des Landes zu sprechen, in dem sie leben möchten. Sie haben sich Deutschland ausgesucht, also sollen sie gefälligst auch die deutsche Sprache akzeptieren. Die Jüngeren tun es und machen es vor, manche Eltern haben nachgezogen und die, die nicht wollen, kann man jetzt nach Jahren nicht mehr dazu zwingen. Das hätte der Politik vor Jahren, als sie Asyl beantragten,schon wichtig sein müssen und sie hätte darauf bestehen müssen, entweder Deutsch zu lernen oder das Land zu verlassen. Aber dieser Zeitpunkt ist vorbei.

Was immer sie zu Hause sprechen - in welcher Sprache, darüber sollte es keine Diskussionen geben. Aber im Berufsleben und auf der Straße sollte Deutsch vorherrschen. Sie selbst würden sich auch wesentlich wohler fühlen und nicht ausgeschlossen, allein durch die fehlenden Sprachkenntnisse.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Wenn es richtig mitbekommen habe, wurde diese Aussage gestern bereits revidiert. Es soll geheißen haben, Ausländer sollen dazu animiert werden, "im täglichen Leben" deutsch zu sprechen, oder so in der Art. Damit wäre ja nicht zwangsläufig gemeint, dass sie das auch zu Hause tun müssen, wobei das ja sowieso niemand ernsthaft vorschreiben und es natürlich auch nicht kontrolliert kann.

Wie man es nun schaffen will, dass Ausländer im Alltag mehr deutsch sprechen, sei mal dahingestellt. Wenn Ausländer nur unter sich bleiben, haben sie im im Prinzip keinen Grund, deutsch zu sprechen. Dann ist man aber auch schon wieder beim Thema Integration im Allgemeinen.

Ausländer, die sich in die Gesellschaft integrieren und soziale Kontakte zu Deutschen haben, sprechen in der Regel auch gut deutsch. Diejenigen, die das nicht wollen, sind auch nur schwer dazu zu animieren, mehr deutsch zu sprechen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Tut mir Leid, aber ich kann so etwas absolut nicht ernst nehmen und deshalb schaffe ich es auch nicht wirklich mich über diesen Blödsinn aufzuregen. Wenn es nicht eindeutige Zeichen von Winter geben würde, würde ich glatt ein Sommerloch unterstellen.

Zunächst einmal kommt der Vorschlag von der CSU, deren Mitglieder teilweise einen Dialekt drauf haben, den man nur mir viel gutem Willen noch als Deutsch bezeichnen kann. Ich habe absolut nichts gegen den bayerischen Dialekt, aber es hat schon was von den berühmten Steinen im Glashaus. Oder ist man von der Regelung ausgenommen, sobald man einen Deutschen Pass sein Eigen nennen kann?

Und natürlich gibt es da noch ein anderes Problemchen. Wie will die CSU das denn bitte nachprüfen ohne die Privatsphäre massiv zu verletzen? Und wie wollen sie die Anzeigen wegen nichtdeutscher Sprache zu Hause auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen und von den Anzeigen von Rassisten trennen, die einfach ein Problem mit der Tatsache haben, dass ihre Nachbarn keine Deutschen sind? Und wer soll den ganzen Sprachspitzelstaat eigentlich bezahlen? Der bayerische Steuerzahler würde sich freuen.

Wie man schafft, das Ausländer mehr Deutsch sprechen? Indem man sie mit mehr Deutschen zusammen bringt und die entsprechenden Angebote macht. Aber es sind doch gerade die rechts-konservativen, die Probleme damit haben, wenn sie dann nicht mehr unter sich sind in ihrer Freizeit.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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