Corona-Familienbonus oder Personenbonus gerechter?
Klehmchen hat geschrieben:Sorry aber du hast halt einfach mal Pech gehabt. Die Hilfe für Familien ist doch etwas ganz anderes. Hier wird immer gleich drauf gehauen, ohne den Sinn dahinter zu verstehen. Den Familienbonus gibt es ja eben nicht, weil der Arbeitgeber jemanden rausgeschmissen hat. Welchen Sinn sollten an der Stelle denn auch 300 Euro machen? Dafür ist der ganz einfach nicht gedacht. Er ist ein Ausgleich dafür, dass der Staat beziehungsweise in der Ausführung die verschiedenen Einrichtungen ihren Betreuungsauftrag nicht erfüllen konnten. Nicht weil sie nicht wollten oder zu wenig Kinder kamen oder irgendetwas, sondern weil es für viele schlicht durch den Staat verboten wurde.
Nein, du hast das falsch verstanden. Ich wurde nicht rausgeschmissen, sondern wegen Corona wurde das Unternehmen geschlossen. Das war eine Bildungseinrichtung und die haben ja alle dicht machen müssen während der akuten Zeit. Also ist es eigentlich kein Problem zwischen mir und meinem Arbeitgeber, sondern da hat die Regierungsanordnung mir den finanziellen Schaden beschert.
Und genau da liegt eben der Unterschied. Man kann eben nicht gleichzeitig Vollzeit arbeiten gehen und zu Hause Kinder betreuen. Das ist unmöglich, ganz einfach. Und das weiß ja auch jeder. Genau deswegen gibt es ja Kinderkrippe und -garten und später Schule mit Hort. Es sind durch die Gesellschaft Möglichkeiten geschaffen worden um Arbeit und Kinder gleichzeitig zu ermöglichen. Darauf fußt unser gesamtes gesellschaftliches Konstrukt. Das ist keine Idee, die wir uns gestern erst ausgedacht haben und es ist eben ein Konstrukt auf was sich Eltern staatlich garantiert verlassen können. Wenn man also Kinder bekommt, dann weiß man in Deutschland, dass man einen Betreuungsanspruch hat um Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.
Ich will jetzt nicht darüber diskutieren, ob das sinnvoll ist, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten gehen und Kinder zu Hause haben, die nicht mal ein paar Stunden alleine bleiben können, weil sie dafür zu jung sind. Aber wenn du sagst, wer wegen Corona Einkommenseinbußen hat, der hat "Pech gehabt", dann könnte ich auch sagen, dass Familien, die das nicht unter einen Hut bekommen haben, "Pech gehabt" haben. Das wäre genau das gleiche Prinzip. Warum ist denn der Schaden, den du durch das Schließen von Bildungseinrichtungen erlitten hast mehr wert als der, der mir durch das Gleiche entstanden ist, nur dass ich da keine Kinder betreut habe, sondern selbst in der Bildungseinrichtung tätig war?
Zitronengras hat geschrieben:Ich will jetzt nicht darüber diskutieren, ob das sinnvoll ist, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten gehen und Kinder zu Hause haben, die nicht mal ein paar Stunden alleine bleiben können, weil sie dafür zu jung sind. Aber wenn du sagst, wer wegen Corona Einkommenseinbußen hat, der hat "Pech gehabt", dann könnte ich auch sagen, dass Familien, die das nicht unter einen Hut bekommen haben, "Pech gehabt" haben. Das wäre genau das gleiche Prinzip. Warum ist denn der Schaden, den du durch das Schließen von Bildungseinrichtungen erlitten hast mehr wert als der, der mir durch das Gleiche entstanden ist, nur dass ich da keine Kinder betreut habe, sondern selbst in der Bildungseinrichtung tätig war?
Genau das geht doch wieder völlig am Thema vorbei. Klar hast du gesagt, du willst nicht darüber diskutieren, will ich zumindest über Sinn oder Unsinn auch nicht. Aber es gibt eben nun einmal in Deutschland die staatliche Garantie, dass sich um deine Kinder während normaler Zeiten gekümmert werden kann. Eine Familie weiß also vor dem Kinder kriegen, dass es jemanden gibt, der sich um die Kinder von Montag bis Freitag zu regulären Zeiten kümmern kann. Das hat jetzt nichts damit zu tun, ob du oder ich, das als Abschieben oder irgendetwas anderes ansehen. Es hat aber eben damit zu tun, dass man sich mit diesem Wissen eben auch für Kinder entscheiden kann, wenn man trotzdem nahezu Vollzeit arbeiten muss um sie sich leisten zu können.
Und zum zweiten Punkt. Ich habe ja nie gesagt, dass irgendein Ausfall mehr Wert ist. Zumal ich ja sogar gesagt habe, dass ich von dem Bonus überhaupt nichts haben werde. Es geht aber eben darum, dass man nun einmal sehen muss, wer für welche Zahlungen zuständig ist. Der Großteil der Kinderbetreuung läuft eben im Auftrag des Staates beziehungsweise seiner ausführenden Organe. Kinderbetreuung und Bildung wird bei uns staatlich garantiert. Ein Recht auf deinen Arbeitsplatz dagegen gibt es nicht. Und genau das ist der Unterschied. Mit Sicherheit gibt es keine besseren oder schlechteren Verlust. Aber es gibt eben unterschiedliche Ansprechpartner.
Der Staat ist seinem Betreuungsauftrag nicht nachgekommen. Also versucht er jetzt einen Ausgleich zu schaffen. Mit deinem Arbeitsplatz hat er nur bedingt etwas zu tun. Also gibt es da nur dann einen Ausgleich, wenn noch Geld über ist. Man muss ja am Ende des Tages auch mal sehen, was das alles kostet und ob es jetzt wirklich so sinnhaft ist einfach jedem Bürger einen 1.000 Euro Scheck zu schicken oder auch nur die Hälfte. Alleine das hätte ja schon 80 Milliarden Euro gekostet ohne irgendeiner Firma zu helfen.
Klehmchen hat geschrieben:Der Staat ist seinem Betreuungsauftrag nicht nachgekommen. Also versucht er jetzt einen Ausgleich zu schaffen. Mit deinem Arbeitsplatz hat er nur bedingt etwas zu tun. Also gibt es da nur dann einen Ausgleich, wenn noch Geld über ist. Man muss ja am Ende des Tages auch mal sehen, was das alles kostet und ob es jetzt wirklich so sinnhaft ist einfach jedem Bürger einen 1.000 Euro Scheck zu schicken oder auch nur die Hälfte. Alleine das hätte ja schon 80 Milliarden Euro gekostet ohne irgendeiner Firma zu helfen.
Dennoch erscheint es mir unfair, wenn ich einen finanziellen Schaden habe, der durch etwas entstanden ist, was der Staat entschieden hat (nämlich die Einrichtung zwangszuschließen) und ich dafür keine Entschädigung bekomme. Das empfinde ich einfach nicht als richtig und ich komme mir da irgendwie veräppelt vor. Die Politiker haben sich wochenlang selbst gelobt, was sie für tolle Förderpakete auf den Weg gebracht haben und stell dir mal vor, wie frustrierend das ist, wenn man dann feststellt, dass man nichts bekommt. Noch nicht mal ein bisschen was. So ein 300-Euro-Scheck wäre wenigstens ein nettes Zeichen gewesen.
Da muss man sich dann auch nicht mehr wundern, wenn es "Neiddebatten" gibt, denn es ist ja auch tatsächlich unfair, einigen etwas zu geben und die anderen auf ihren Schäden sitzen zu lassen. Auf der einen Seite wurde ständig Solidarität eingefordert und dann das große Wir-Gefühl appelliert, auf der anderen Seite hat man dann selbst nichts davon. Da braucht sich die Politik nicht wundern, warum Menschen unzufrieden sind und das ganze inzwischen ablehnen.
Ich selbst bekomme zwar den Kinderbonus, aber hatte da keine Verluste. Auf der einen Seite ist meine Tochter aus dem Alter raus, wo sie betreut werden muss, noch waren mein Mann oder ich gezwungen auf Einnahmen zu verzichten. Wir sind beide in systemrelevanten Bereichen tätig und konnten ganz normal arbeiten gehen.
Aber egal, wie man etwas anfängt, man wird immer einen Teil der Gesellschaft benachteiligen. Und Nebenjobs sind eben auch nicht dazu da, um den Lebensunterhalt in der Hauptsache zu finanzieren. Dass es da keinen Ausgleich gibt, ist da wohl mehr als gerecht.
Und wenn man bedenkt, wie viele Familien nicht nur die Kinder rund um die Uhr zu betreuen hatten, sondern auch noch Homeoffice dazu kam, dann sind 300 Euro noch viel zu wenig, was sie da als Ausgleich bekommen. Das Geld sollten aber alle Familien aufheben. Die Wohnnebenkosten werden bei der nächsten Abrechnungen nämlich auch höher ausfallen, weil man mehr Wasser, Strom und auch Heizung genutzt hat.
Zitronengras hat geschrieben:Da muss man sich dann auch nicht mehr wundern, wenn es "Neiddebatten" gibt, denn es ist ja auch tatsächlich unfair, einigen etwas zu geben und die anderen auf ihren Schäden sitzen zu lassen.
Schlag etwas besseres vor, ganz einfach. Wie willst du das denn fair lösen? Selbst wenn jetzt jeder Bürger einen Scheck bekommen würde, dann würde die nächsten los jammern, warum Kinder jetzt auch einen Scheck bekommen. Oder die Gutverdiener meckern, weil sie das ja mit ihren Steuern bezahlen. Ich meckern doch auch nicht darüber, dass die Geringverdiener ihre 300 Euro behalten dürfen und ich die nächstes Jahr bei der Steuer wieder abgeben darf.
Das ist nun einmal so. In einer Solidargemeinschaft kriegt nun einmal nicht immer jeder das Gleiche. Es wird immer Starke und Schwache geben und dabei wird nun einmal immer etwas vom "Reichtum" umverteilt. Du bist doch nun auch nicht der einzige, der jetzt etwas Pech hat. Es gibt auch mehr als genug Unternehmer, die auch trotz Soforthilfen und Förderprogrammen kurz vor der Pleite stehen.
Corona hat ja nun keiner geplant. Das war und ist nun einmal absolut höhere Gewalt und wir können doch noch froh sein, dass unser Staat doch so gut da steht, dass er wirklich noch so vielen, wenn auch nicht allen, Menschen helfen kann. In anderen Länder gibt es einfach eine große Pleitewelle und das war es. Das Geld wächst ja nun nicht auf Bäumen und jeder Euro der jetzt sinnlos heraus gehauen wird, muss ja irgendwann mal wieder verdient werden.
Punktedieb hat geschrieben:Aber egal, wie man etwas anfängt, man wird immer einen Teil der Gesellschaft benachteiligen. Und Nebenjobs sind eben auch nicht dazu da, um den Lebensunterhalt in der Hauptsache zu finanzieren. Dass es da keinen Ausgleich gibt, ist da wohl mehr als gerecht.
Nein, das stimmt so nicht. Es teilt sich einfach der Lebensunterhalt auf mehrere Stellen auf, anstatt dass man einen Hauptjob hat. Dass es mehr als gerecht sei, Verluste da nicht zu entschädigen, empfinde ich als ziemlich feindselige Provokation. Ob man nun eine Vollzeitstelle hat oder an jedem Tag der Woche was anderes macht, ist die Frage des persönlichen Geschmacks. Aber am Ende hat man ein Gesamtergebnis, was mehrere Bestandteile hat und wenn da ein Bestandteil wegfällt, ist es ziemlicher Mist.
Was ist daran provokant? Dein Lebensmodell passt eben nicht zu dem was allgemein üblich ist in diesem Land. Und das soll nun der Staat mit berücksichtigen? Sorry, aber wie will man da alle unter einen Hut bekommen? Das geht einfach nicht und allen Entscheidungen, die von der Regierung seit bestehen dieses Landes getroffen wurden, gab es auch immer einen Teil der Gesellschaft, der eben nichts davon hatte.
Selbst bei den ganzen Hilfspaketen die seit März geschnürt worden, gab es immer Menschen, die davon nichts hatten. Das eine Paket ist nur auf Unternehmer ausgerichtet, das andere eben jetzt auf Familien mit Kindern. Am Ende sind die Leute, die in Kurzarbeit geschickt worden oder gleich mit der Kündigung dastanden, am meisten bestraft. Oder meinst du echt, dass da 300 Euro pro Kind, sofern Kinder da sind, den Einkommensverlust ausgleichen können?
Wäre Corona drei Jahre früher gewesen, wäre mein Haupteinkommen von jetzt auf gleich weggefallen. Ich hätte aber von keinem Hilfspaket was bekommen, weil ich keine laufenden Betriebskosten hatte, die hätten gedeckt werden müssen.
Punktedieb hat geschrieben: Sorry, aber wie will man da alle unter einen Hut bekommen? Das geht einfach nicht und allen Entscheidungen, die von der Regierung seit bestehen dieses Landes getroffen wurden, gab es auch immer einen Teil der Gesellschaft, der eben nichts davon hatte.
Na beispielsweise hätte man einfach jedem Bürger beispielsweise 100 Euro geben können und wer Kinder hat, bekommt für jedes Kind auch nochmal 100 Euro. Das wäre eine faire Lösung gewesen, von der jeder etwas gehabt hätte.
Wäre Corona drei Jahre früher gewesen, wäre mein Haupteinkommen von jetzt auf gleich weggefallen. Ich hätte aber von keinem Hilfspaket was bekommen, weil ich keine laufenden Betriebskosten hatte, die hätten gedeckt werden müssen.
Das ist ja genauso bescheuert, dass diese Fördermittel oder Zuschüsse nur für Betriebskosten ausgegeben werden dürfen. Das finde ich richtigen Schwachsinn. Es gibt, wie du ja sagst, so viele Unternehmer, die haben kaum Betriebskosten, aber wenn denen das Einkommen wegbricht, können die auch private Kosten nicht mehr zahlen. Es wäre hier auch fairer gewesen, wenn das nicht auf die Deckung von Betriebskosten beschränkt gewesen wäre. Kann mir gut vorstellen, dass da manche Unternehmer schnell ein paar Betriebskosten erfunden haben, damit sie was vom Zuschuss bekommen.
Zitronengras hat geschrieben:Punktedieb hat geschrieben: Sorry, aber wie will man da alle unter einen Hut bekommen? Das geht einfach nicht und allen Entscheidungen, die von der Regierung seit bestehen dieses Landes getroffen wurden, gab es auch immer einen Teil der Gesellschaft, der eben nichts davon hatte.
Na beispielsweise hätte man einfach jedem Bürger beispielsweise 100 Euro geben können und wer Kinder hat, bekommt für jedes Kind auch nochmal 100 Euro. Das wäre eine faire Lösung gewesen, von der jeder etwas gehabt hätte.
Was wäre daran fairer gewesen? Klar jeder hätte sozialistisch das gleiche bekommen. Aber braucht auch jeder das Gleiche? Es gibt ja beispielsweise genug kinderlose Erwerbstätige in Deutschland, die keinerlei Einbußen durch Corona hatten. Warum müssen die jetzt auch 100 Euro bekommen? Es gibt auf der anderen Seite Menschen, die haben ihr Einkommen komplett verloren, was sollen die mit 100 Euro anfangen?
Es zahlt doch auch nicht jeder die gleichen Steuern. Findest du das auch unfair? Es verdient nicht jeder das gleiche Geld, auch unfair? Es gibt Leute die arbeiten für ihr Geld, andere liegen dem Staat auf der Tasche, auch wieder unfair.
So ist das nun einmal. Nicht jeder hatte mit Corona die gleichen Probleme. Einige haben mehr gelitten, andere weniger oder gar nicht. Das kannst du nicht fair lösen. Glaubst du die Amerikaner sind glücklich, weil sie alle von ihrem Donald einen Scheck bekommen haben und dafür jetzt haufenweise auf der Straße sitzen?
Ich finde es zu kurzsichtig sich nur einzelne Maßnahmen anzusehen und diese dann für sich als fair oder nicht fair abstempeln zu wollen. In der Coronakrise gab es doch ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Ob Förderungen, günstige Kredite, massive Kurzarbeit usw. All das hilft immer nur einzelnen Gruppen. Und mit der pauschalen Gießkanne wirst du nie alle glücklich machen und eben erst recht nie allen helfen. Das ist einfach Unsinn. Mal abgesehen davon, dass allein die 100 Euro Nummer 8 Milliarden Euro gekostet hätte bei wahrscheinlich wenig Ertrag.
Klehmchen hat geschrieben:Was wäre daran fairer gewesen? Klar jeder hätte sozialistisch das gleiche bekommen. Aber braucht auch jeder das Gleiche? Es gibt ja beispielsweise genug kinderlose Erwerbstätige in Deutschland, die keinerlei Einbußen durch Corona hatten. Warum müssen die jetzt auch 100 Euro bekommen? Es gibt auf der anderen Seite Menschen, die haben ihr Einkommen komplett verloren, was sollen die mit 100 Euro anfangen?
Es gibt bestimmt auch Familien, die keine Einbußen hatten, die bekommen doch dann trotzdem 300 Euro oder? Wenn man deiner Argumentation folgt, dann dürften nur die Familien etwas bekommen, die tatsächlich Einschnitte hinnehmen mussten. Arbeitslose beispielsweise, die ohnehin zu Hause sind, haben ja keine finanziellen Nachteile durch das Schließen der Schulen gehabt. Nach deiner Logik dürften die dann keine 300 Euro bekommen.
So ist das nun einmal. Nicht jeder hatte mit Corona die gleichen Probleme. Einige haben mehr gelitten, andere weniger oder gar nicht. Das kannst du nicht fair lösen. Glaubst du die Amerikaner sind glücklich, weil sie alle von ihrem Donald einen Scheck bekommen haben und dafür jetzt haufenweise auf der Straße sitzen?
Ich wusste gar nicht, dass das wirklich umgesetzt wurde und dachte, dass die US-Regierung nur überlegt hatte, jedem einen Scheck zu geben. Aber wenn das tatsächlich gemacht wurde, ist es ja gar nicht mehr so weit weg von meiner Idee. Ja, ich glaube, dass die glücklicher sind mit Scheck. Der Scheck hat keinen Einfluss auf die eventuelle Arbeitslosigkeit, also wer arbeitslos ist, wäre das auch ohne Scheck, aber mit 1000 Doller "auf der Straße sitzen" ist sicherlich besser als ohne.
Ich finde es zu kurzsichtig sich nur einzelne Maßnahmen anzusehen und diese dann für sich als fair oder nicht fair abstempeln zu wollen. In der Coronakrise gab es doch ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Ob Förderungen, günstige Kredite, massive Kurzarbeit usw. All das hilft immer nur einzelnen Gruppen. Und mit der pauschalen Gießkanne wirst du nie alle glücklich machen und eben erst recht nie allen helfen. Das ist einfach Unsinn. Mal abgesehen davon, dass allein die 100 Euro Nummer 8 Milliarden Euro gekostet hätte bei wahrscheinlich wenig Ertrag.
Es ist aber unfair, wenn man gar nichts bekommt. Das ist das, was ich kritisiere. Die Soforthilfe konnte ich nicht nutzen, die gab es in Sachsen nicht für Selbstständige, die noch irgendwo angestellt sind, auch wenn das nur ein ganz kleiner Job war (in anderen Bundesländern war es anders, aber ich wohne ja nun leider hier). In Dresden gab es 1000 Euro für alle Firmen, bekam ich aber nicht, denn mein Firmensitz ist nicht Dresden. Kurzarbeit bekommt man als Selbstständige nicht. Ich habe neben meinem Studium noch einen Heilberuf erlernt und in dem arbeite ich auch selbstständig, es gab von den Heilmittelverbänden einen Rettungsschirm für Praxen, von dem hatte ich auch nichts, weil der ausgerechnet für meine Berufsgruppe, obwohl ich zum Heilmittelverband gehöre, nicht galt. Sachsen hatte noch ein eigenes Hilfsprogramm, das bot aber nur Kredite, die man hätte wieder zurückzahlen müssen und außerdem gab es da auch wieder das Problem mit dem Nebenjob. Also aus allen Sachen bin ich herausgeflogen.
Ich hatte mich dann schon bis zum sächsischen Wirtschaftsministerium durchtelefoniert, ob nicht doch irgendeines der Pakete für mich in Frage kommt und da wusste man erstmal nichts und nach langem Weiterfragen erhielt ich irgendwann die Antwort "nein". Es hat zwar keiner gesagt "Pech gehabt", aber so kam es mir vor. Es gab Pakete, aber die hatten alle irgendwelchen engen Einschlusskriterien und da fielen sicherlich viele durch, nicht nur ich. Und es kann mir ja keiner sagen, ich hätte es nicht versucht, da ich wirklich über tage hinweg bei Verbänden und irgendwelchen Initiativen sowie Ministerien telefoniert habe, die mir erst mal jeder was anderes sagten und selbst keinen Plan hatten. Ich habe einige Bekannte, die selbstständig sind, aber noch irgendwo einem kleinen Job nachgehen, bei dem sie angestellt sind. Die haben alle nichts bekommen.
Was mich dabei auch ärgert, ist, dass es ja nicht meine Schuld ist. Wenn ich jetzt eine wirtschaftlich falsche Entscheidung getroffen hätte oder den Auftrag verloren hätte oder sowas, dann müsste ich mich über mich selbst ärgern. Aber es lief ja alles gut und die Einrichtung, die mir einen erheblichen Teil meiner Honorare bescherte, wurde geschlossen, weil man da Infektionsgefahren sah. Wenn aber von staatlicher Seite eine Einrichtung zwangsgeschlossen wird, dann sollten die Leute, die da tätig sind, eigentlich entschädigt werden. Das können sich die Entscheidungsträger doch denken, dass die Honorarkräfte dann ein ziemliches Problem bekommen.
Lange könnte ich mich hier aufregen, aber es interessiert ja auch keinen. Das ist doch der Politik egal, was aus so kleinen Selbstständigen wird. Wenn man mal irgendeine Steuer eine Woche zu spät bezahlt, gibts sofort Ärger, aber wenn man mal Unterstützung gebrauchen könnte, da interessiert es die Politik nicht. Ich gönne es den Familien, die 300 Euro bekommen. Aber es ist und bleibt unfair, dass manche, die Einbußen hatten, gar nichts bekommen.
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