Containern bestrafen, schlimmer geht es wohl nicht
Aktuell geht das Containern und dessen Bestrafung durch die Medien. Für den, der nicht weiß was das sein soll. Containern ist das durchwühlen bzw. Plündern von Abfallcontainern an Supermärkten. In diesen Containern werden Lebensmittel entsorgt die abgelaufen sind. Mehr und mehr finanziell schwache Menschen nutzen diese Container dann, um an etwas essbares zu gelangen. Fakt an dieser Sache ist, dass es Diebstahl ist. Bisher wurde anscheinend bei vielen Supermärkten darüber hinweg gesehen, tun es vielleicht auch immer noch. Aber der Staat möchte verhindern, dass abgelaufene Lebensmittel in den Umlauf geraten.
Ich finde diese Entscheidung absurd. Warum sollten sich diese Menschen nicht daran bedienen. Natürlich gibt es die Tafel, die grade für diese Menschen immer was zu geben hat, aber es gibt auch leider genug, die dann immer noch zu stolz sind um zur Tafel zu gehen. Wieder andere wollen es auch einfach nicht und bedienen sich dann eben lieber an den Containern der Supermärkte. Die Menschen die das tun, wissen aber auch meist sehr gut darüber bescheid, was sie aus den Containern fischen, was noch gut ist und wo man besser die Finger von lässt.
Es mag sich zwar blöde anhören. Aber man beschwert sich darüber, dass viel zu viele Lebensmittel weggeworfen werden, aber wenn sich dann Menschen das Zeug aus den Containern fischen, ist das dann auch nicht gut. Warum gehen Supermärkte nicht hin und machen die Sachen anstatt sie wegzuwerfen, nicht in eine Art Lager, wo Obdachlose oder finanziell schwache einfach drauf zugreifen können? Man weiß inzwischen, dass viele Lebensmittel weit länger haltbar sind, als es die Verpackung einem verspricht, schließlich ist es ja auch ein Mindesthaltbarkeitsdatum, zumindest bei vielen Lebensmitteln ist das so. Warum also nicht abgeben anstatt sinnlos wegzuwerfen. So oder so verdient man nichts mehr an der Ware, aber man könnte wenigstens versuchen noch etwas Gutes damit zu tun.
Das wird rechtliche Gründe haben. Wenn ein Supermarkt abgelaufene Lebensmittel extra zum Mitnehmen zur Verfügung stellt dann wird der Supermarkt auch dafür haften, wenn sich jemand daran den Magen verdirbt oder eine Fischvergiftung erleidet.
Ich finde es nicht gut dass man nun das Containern unter Strafe stellen will. Es bedeutet Mehraufwand für Polizei und Gerichte und das muss ja auch alles bezahlt werden. Dadurch werden Ressourcen des Strafapparats gebunden die man woanders meiner Meinung nach viel dringender benötigt.
Was will man denn damit bezwecken? Menschen die in Mülleimern oder Containern nach Essen suchen werden wohl zu 95 Prozent sehr wenig Besitzen und werden keine Strafe zahlen können und sollten sie aufgrund mehrerer Verstöße ins Gefängnis müssen wird das für den Steuerzahler wieder teuer.
Natürlich ist es Diebstahl wenn aus einem Behälter etwas entwendet wird und man muss es verfolgen wenn dem Entwendeten dies als wichtig erscheint und er eine Anzeige macht aber dies generell unter Strafe zu stellen und zu verfolgen finde ich persönlich sehr fragwürdig und unnötig.
Richtig fände ich es wenn das Essen bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist günstiger abgegeben wird bzw. verschenkt wird am letzten Tag zum Beispiel aber dies gibt es leider nur sehr selten in einem kapitalistischem System.
Ich habe gerade die News dazu gelesen und kann mal wieder nur den Kopf schütteln über die (noch) großen Parteien. Die Grünen aus Hamburg wollten das Ganze ja legalisieren, also, dass man den Besitzanspruch in dem Moment wenn man Lebensmittel in den Mülleimer wirft abgibt. Aktuell ist der Müll ja immer noch Besitz der Supermärkte und containern damit Diebstahl.
Und die CDU-Minister haben das abgelehnt und auf problematische hygienische Zustände und Haftungsfragen bei verdorbenen Lebensmitteln und allen möglichen Kram hingewiesen, bei dem ich mich mal wieder frage, ob man total weltfremd sein muss um Politiker zu werden oder ob Politik total weltfremd macht.
Als ob die Leute, die containern gehen, sich über nicht porentief reine Mülleimer aufregen oder auf die Idee kommen würden jemanden zu verklagen weil ihnen von irgendwas mitgenommenem schlecht geworden ist. Und ganz davon abgesehen - wenn man das Gesetz geändert hätte und der Supermarkt nicht mehr der Besitzer wäre sobald das Essen im Container landet könnte man doch eh nicht klagen. Oder man bringt ein "nicht zum Verzehr geeignet" Schild an.
Es scheint auch nicht so zu sein, dass alternative Konzepte besprochen worden sind, dabei gibt es da gute Beispiele aus anderen Ländern. In Frankreich sind Supermärkte zum Beispiel verpflichtet nicht Verkauftes zu spenden.
Cloudy24 hat geschrieben:In Frankreich sind Supermärkte zum Beispiel verpflichtet nicht Verkauftes zu spenden.
Davon habe ich auch gelesen und ich finde so ein Konzept wie in Frankreich sehr fortschrittlich und positiv. Ich finde, dass man sich in Deutschland eine Scheibe davon abschneiden sollte. Es tut doch niemandem weg, wenn die (guten) Sachen noch gespendet werden. Wenn etwas offensichtlich eh gammlig ist, wird das eh nicht verwendet werden, aber man weiß doch mittlerweile, dass das MHD nicht allzu ernst genommen werden sollte und man sich bei so etwas eher auf die eigenen fünf Sinne verlassen sollte.
In meinen Augen ist diese Bestrafung ein generelles Armutszeugnis. Mir muss bitte auch niemand mit der Aussage kommen, dann warten die Leute demnächst auf die Leerung der Lager fürs Containern und kaufen gar nichts. Darum geht es teilweise überhaupt nicht und das wäre auch vollkommen überzogen so zu denken.
Die Menschen, die Containern machen das teilweise aus ganz unterschiedlichen Gründen. Einer der Gründe ist, um zu zeigen, was für gute Lebensmittel eigentlich weggeworfen werden. Ich habe das schon oft gesehen und dort sind Lebensmittel, gerade auch Obst und Gemüse, die problemlos noch 1-2 Tage gehalten werden können und manche noch länger. Auch viele andere Waren, die noch 7 Tage haltbar sind, werfen die Unternehmen dann lieber im Müll, wieso?
Es gibt 10 %, 20 % oder 30 % Rabatte. Wenn dann noch immer was da ist oder nicht so viel gekauft wird, dann macht man daraus 40 % oder 50 % und 75 %, was sich wirtschaftlich noch immer besser lohnt, als es wegzuwerfen. Denn ein bisschen Geld ist dann besser, als gar kein Geld oder?
Das Containern setzt dem ganzen nur die Krone auf, um zu zeigen, wie arrogant die Supermärkte, Discounter und Lebensmittel-Ketten in Wahrheit sind. Lieber wegwerfen, weil es ja noch verwertbarer Müll ist, aber wenn jemand dann daran geht, dann bestehe ich wiederum darauf, dass es mein Eigentum sei. Lächerlicher geht es kaum!
Ich finde, dass man die Sache abseits von allem Sensationsjournalismus differenziert sehen sollte. Man könnte ja umgekehrt auch feststellen, dass den Supermärkten und Discountern der Umgang mit überzähligen Lebensmitteln arg vereinfacht wird, wenn man - überspitzt formuliert - sagen würde: "Kloppt das Zeuch einfach in die Tonne, die ganzen Assos dürfen sich schließlich das Brauchbare raussuchen!" So geht jeder Anreiz, sich sinnvolle und menschenwürdige Alternativen im Umgang mit Lebensmitteln (die es ja auch schon gibt, dank der Initiative einzelner Handelsbetreiber) zu überlegen und sie auch umzusetzen, von Vornherein flöten.
Und die sowieso schon benachteiligten Randgruppen der Nation dürften dann mal wieder als ihr kollektives gutes Gewissen herhalten, weil sie dafür sorgen, dass weniger verschwendet wird. So kann man sich als braver Mittelstand-Hipster, wieder überspitzt formuliert, entspannt zurücklehnen und muss sich keine Gedanken um den eigenen Konsum machen, wenn man weiß, dass die Reste auch aus der Tonne noch herausgekratzt wird, ohne dass sich jemand von den Wohlhabenden dafür die Finger schmutzig machen muss.
Containern zu verbieten ist daher für mich auch keine Lösung, solange nicht praktikable Alternativen erdacht und umgesetzt werden. Zu erlauben, Lebensmittel aus dem Müll zu fischen, erscheint mir als denkbar schlechteste Lösung, mit der sich die Gesellschaft nicht zufriedengeben sollte und von daher sehe ich das Verbot zumindest als interessanten Diskussionsansatz an, was Alternativen angeht.
@Gerbera: Ich verstehe Dich, ich verstehe auch den Ansatz, das ganze dann doch zu verbieten. Aber ich denke auch, dass es sehr schwer wird, in den Köpfen der Menschen, ein anderes Denken herbeizuführen. Es sind doch dann am Ende immer die Menschen, die selbst kaum was haben, die sich für andere einsetzen oder Spenden. Die Wohlhabenden sind doch meist die, die ohne nicht in irgendeiner Form davon profitieren zu können, eher Ihre Möglichkeiten helfen zu können für sich behalten. Große Konzerne, ob es nun VW, Mercedes oder auch die Supermarktketten sind, sind auf Gewinnoptimierung ausgerichtet und so sind dann die Wohlhabenden nicht viel anders. Ohne dass es sich für einen selbst lohnt, gibt man nichts her. Aber so werden wir ja nun mal schon von klein an erzogen. Wenn Du Geld gibst, bekommst Du was dafür. Aber etwas herzugeben, nur um Jemanden damit zu helfen, hat in den meisten Köpfen keinen Platz.
Sicherlich wird sich das auch grade mit der Jugend die grade heranwächst, sich hier und da etwas ändern. Aber um solchen Problemen wie dem Containern entgegen wirken zu können, muss man nun mal erst dafür sorgen, dass sich der Umstand für diese Menschen, die das Containern nutzen, ändert. Und da sehe ich das Problem. Eine Lösung wird kurzfristig nicht möglich sein, also müsste sowas wie eine Zwischenlösung her. Und damit wird sich die Politik schwer tun, von den Supermarkt-Ketten mal ganz abgesehen. Natürlich könnte man ganz schnell was möglich machen, aber das will keiner machen. Weil man entweder Angst vor möglichen Konsequenzen hat, oder weil man einfach ohne Gegenleistung nichts hergeben will.
Ich finde auch, man sollte das Containern nicht bestrafen. Alles, was uns zu einem sparsameren Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung hilft und wegführt von der Wegwerfgesellschaft, sollten wir eher fördern als etwa verbieten oder verhindern. Der Erhalt der Schöpfung ist uns aufgetragen und wir werden diesem Auftrag bisher gar nicht gerecht.
Kenne das nur so, dass die Lebensmittelabteilungen der Filialen unverkaufte, beziehungsweise unverkäufliche Ware entweder mit Aufkleber "reduzierte Ware" versehen und anbieten, oder als Retoure wieder vom Lieferanten abholen lassen. Da gibt es auf dem Betriebsgelände der Filialen dafür keine großen Mülltonnen, aber für Verpackungsmaterial die nur mit passendem Schlüssel bedienbaren elektrisch/hydraulischen Papier-, Karton- und Plastikfolienpressen, die regelmäßig vom Recyclingunternehmen getauscht werden.
Allerdings landen die Lebensmittel-Retouren dann nicht im luftleeren Raum, sondern wieder beim Grossisten. Der hat dann im Hof entsprechende Container. Um eine Geruchsbelästigung, gerade bei sommerlichen Temperaturen möglichst gering zu halten, besitzen die dann gute Dichtungen und werden stets gut verschlossen am Feierabend. Insofern stellt sich hier die Frage nach einem Fremdzugriff von vorn herein nicht.
Es gibt allerdings auch Supermärkte, die das anders managen. Bei diesen könnten die verdorbenen oder fast verdorbenen, jedenfalls als unverkäuflich deklarierten Waren von Leuten aus dem Behältnis herausgeholt werden.
Hierbei ist die rechtliche Situation eindeutig. Einmal begeht jemand Hausfriedensbruch, wenn er unaufgefordert ein Betriebsgelände nach Feierabend und ohne vorherigen Auftrag betritt, dann ist es Diebstahl. Besser gesagt, widerrechtliche Fortnahme von Gegenständen zum Zwecke der Aneignung. Da beißt keine Maus den Faden ab. Und dass sich Supermärkte da nicht auf der Nase herumtanzen lassen wollen, kann ich gut verstehen. Allein von daher schon sind diese in der vorteilhaften Rechtsposition.
Es geht hier aber, wie ich erfahren habe, den Supermärkten in Bezug auf das "Containern" hauptsächlich um versicherungstechnische Belange. Einmal um den Haftungsausschluss bei Unfällen auf dem Betriebsgelände nach Betriebsschluss. Und wer garantiert denn dem Türen schließenden Filialleiter, dass die Leute, die sich noch auf dem Betriebsgelände aufhalten, nicht doch nur eine Einbruchssituation auskundschaften wollen oder gar Schlimmeres. Ferner möchten die Supermärkte der "Klopperei" der sich nicht unbedingt zivilisiert benehmenden Leute, die sich um die jeweils best erhaltene Ware streiten, von vorn herein einen dicken Riegel vorschieben.
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