Chef ehrlich bei Frage nach Wohlbefinden antworten?
In einigen anderen Beiträgen hatte ich ja schon von der Angewohnheit meiner Chefin erzählt, vor Arbeitsbeginn jeden einzelnen Anwesenden zu begrüßen und sich nach dessen Wohlbefinden zu erkundigen. Ich habe am Anfang noch gedacht, das wäre so eine Höflichkeitsfloskel und überhaupt nicht von wirklichem Interesse geprägt, aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass sie sich aufrichtig für das Wohl ihrer Mitarbeiter interessiert, was ich positiv finde.
Allerdings frage ich mich dann auch, wer bei so einer Frage wirklich ehrlich antworten würde. Schließlich muss man ja eine gewisse professionelle Distanz wahren und bei uns ist es nicht so, dass die Chefin geduzt wird oder so. Ich finde es zwar gut, dass die Chefin sich interessiert, aber ich hätte trotz Ernst gemeinter Frage nicht das Bedürfnis über den Durchfall des Hundes zu reden, irgendwelche Schulden, über die letzte Beziehungskrise oder eben darüber, dass man nicht weiß, was man wem zu Weihnachten schenken soll. Sie ist schließlich nicht meine beste Freundin, sondern meine Chefin, daher gehe ich auf die Frage nach meinem Wohlbefinden nie wirklich ein.
Wie ist das bei euch? Würdet ihr bei der Frage nach dem Wohlbefinden ehrlich antworten, wenn diese Frage keine Floskel ist und sich die Person wirklich für euch interessiert? Oder findet ihr das unprofessionell, weil es sich hierbei um den Vorgesetzten handelt?
Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, dass ich generell immer sagen würde, dass es mir gut geht und alles in Ordnung ist. Ich wäre der eher vorsichtig mit anderen Aussagen. Gut, wenn es offensichtlich und nicht zu übersehen ist, dass man sich nicht gut fühlt, wird der Chef das auch sehen. Dann kann man ja durchaus zugeben, dass man vielleicht etwas Kopfschmerzen oder sich einfach den Magen verdorben hat.
Ansonsten hätte ich auch Bedenken, dass der Chef sonst meint, dass man immer irgendein Wehwehchen hat und es irgendwann vielleicht nicht mehr hören kann und mag. Und normal möchte doch ein Chef sicherlich auch lieber hören, dass es seinen Angestellten gut geht und sie alles im Griff haben.
Es besteht hier eine Pflicht zur Wahrheit, somit wäre es auch unprofessionell wenn man dann lügt oder auch gar nichts dazu sagt wenn man zu diesem Thema auch befragt wird. Dann sagt man lieber gar nichts, bevor es einem hinterher noch andere Konsequenzen kostet weil man gelogen hat.
Ich schrieb in deinem anderen Beitrag bereits, dass ich morgens nicht zwischen allen 250 Leuten herum laufe und sie nach ihrem Wohlbefinden frage. Aber wenn ich davon berichtet bekomme, dass Kamerad X nicht gut aussieht dann ist es meine Pflicht mich ernsthaft damit auseinander zu setzen und mich seiner Probleme anzunehmen und alles weitere in die Wege zu leiten. Verschweigt man mir dann die wahren Gründe, dann kann man nicht intervenieren und es nicht besser machen, daher ist es unerlässlich dann auch die Wahrheit zu sagen und das erwähne ich auch bei diesen Gesprächen immer wieder.
Wenn ich es schon selbst sehe, dass es jemanden nicht gut geht, dann muss ich das auch direkt hinterfragen. Und wenn es nur einfache Kopfschmerzen sind, so darf ich mir darüber kein Urteil erlauben und sie als nichtig abtun sondern muss diesen Kameraden dann auch zum Truppenarzt schicken der ihn Untersucht und eine Empfehlung ausspricht. Ist der Truppenarzt der Meinung, dass dieser Kamerad besser nicht arbeiten sollte und nach Hause gehört, dann kann ich mich zwar dagegen entscheiden würde aber alle Konsequenzen persönlich tragen wenn ihm etwas passiert oder er in der Zeit Mist baut.
Daher halte ich mich an die Empfehlungen. Gut, ich schicke ihn nicht nach Hause wenn die Empfehlung "KzH = Krank zu Hause" lautet, aber er 1200 Kilometer fahren muss und er krank ist, dann belasse ich ihn auf Stube und sorge dafür, dass er versorgt ist und unter Aufsicht steht bis er soweit in der Lage ist nach Hause zu fahren oder ein interner Fahrdienst organisiert worden ist für ihn der ihn dann nach Hause bringen kann. Nach den neuen Arbeitszeitrichtlinien ist das nämlich gar nicht mehr so einfach.
Ich würde in so einem Fall nicht ehrlich antworten. Ich glaube nicht. dass es meinen Chef wirklich interessiert, wenn ich beispielsweise gerade Kopfschmerzen habe oder im Privaten irgendwelche Probleme habe. Oft ist es eben doch nur die pauschale Frage und es mag sein, dass es auch ein bisschen Absicherung ist, das es dem Angestellten auch gut geht und man ihn beispielsweise nicht anmeckert, weil er es gerade schwer hat, aber letztendlich kann ich mir nicht vorstellen, dass da jemand wirklich ehrlich ist.
Ich finde es schwierig, weil die Frage ja sehr allgemein gestellt ist. Ich würde dann sicher nicht antworten, dass ich gerade mit dem Partner gestritten habe oder dass der Hund Durchfall hat. Sicher sind das auch Themen, die einen bei der Arbeit beschäftigen können, aber das wäre mir einfach zu privat.
Wenn ich gerade Rückenschmerzen habe, dann würde ich aber wohl ehrlich antworten und damit hätte man dann auch eine Erklärung, warum ich an dem Tag vielleicht nicht so schnell aufspringe. Wenn der Chef solche Fragen stellt, dann würde ich bei den Themen, die mich selber betreffen, auch ehrlich antworten.
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