Buszeiten oft an Schulen angepasst?

vom 31.05.2015, 22:19 Uhr

In der Stadt meiner Eltern gibt es keinen guten Nahverkehr. Auf den ersten Blick sieht es noch recht gut aus, das Problem sieht man meist erst auf den zweiten Blick. Man kommt beispielsweise mit der Bahn an und möchte dann mit dem Bus in die Stadt fahren.

Eine Stunde Wartezeit ist in einer deutschen Kleinstadt eine realistische Wartezeit und daher steht man dort und wartet dann und einem fällt erst nachher auf, dass auf dem Busplan verzeichnet steht, dass heute gar keine Busse fahren, weil leider gerade schulfrei ist.

Ich habe neulich gelesen, dass das in sehr vielen Städten in Deutschland der Fall ist, die Länder haben einfach keinen Geld für den Nahverkehr und wenn man kein Auto hat, dann kommt man mitunter nur dann von A nach B, wenn gerade Schule ist und wenn Ferien oder so sind, fährt dann vielleicht einmal am Tag ein Bus.

Kennt ihr dieses Problem in euren Städten auch? Warum schaffen andere Länder das und Deutschland leider nicht? Findet ihr es in Ordnung, dass ihr an schulfreien Tagen mitunter auch nicht von A nach B kommt, nur weil nicht massenhaft Schulkinder unterwegs sind?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Problem hat man in einer Großstadt überhaupt nicht. Ich komme auch immer an schulfreien Tagen von A nach B, weil hier so viele Einwohner sind und ein gut ausgebauter ÖPNV für den Berufsverkehr absolut notwendig ist. Werktags kommt man hier von früh bis sehr spät abends quasi im 5 Minuten Takt weg Richtung Innenstadt oder wieder nach Hause. Nur am Wochenende wird das eben ausgedünnt, weil da halt deutlich weniger Menschen arbeiten.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mein Wohnort fällt auch noch in die Kategorie Kleinstadt und es ist hier auch durchaus so, dass während der Ferien weniger Busse fahren, aber so schlimm, dass dann nur ein Bus am Tag fährt, ist es meines Wissens nicht. Die meisten Busse werden außerdem auf den Strecken eingespart, wo jeder Ort auch einen Bahnhof hat, sodass man eben noch mit dem Zug fahren kann. In Orte ohne Bahnhof fährt immer noch etwa jeder zweite Bus, aber etwas länger warten muss man da natürlich trotzdem mal.

Ein paar Orte werden zusätzlich auch noch mit dem Stadtbus angefahren, der immer stündlich fährt, egal ob Ferien oder nicht, sodass zumindest die Strecken mit den meisten Passagieren immer regelmäßig bedient werden.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei uns ergibt sich das Problem in den Städten auch gar nicht. In Hannover kenne ich es so, dass die Kinder oftmals mit dem Rad oder mit einem kleinen Roller kommen, da die meisten sehr nah an der Schule wohnen. Die die von weiter weg kommen, nehmen Busse und Bahnen, die bei uns im Minutentakt fahren.

Meiner Meinung nach ist es gar nicht wichtig, dass die Busse extra angepasst werden, da hier sowieso genügend fahren. Diese sind dann natürlich für die Allgemeinheit bestimmt, bieten aber auch genügend Platz für die Schüler. Noch zusätzlich Busse etc. zu bestellen wäre daher überflüssig.

Auf dem Land ist es eine andere Nummer, dort hatten wir extra Busse, die in alle umliegenden Ortschaften gefahren sind. Wären die Schulen dort in der Nähe nicht, wäre der Bus sicherlich gar nicht gefahren kann ich mir vorstellen. Dort haben sich die Fahrpläne auch strikt nach den Schulzeiten gerichtet, sodass die Schüler an den Bushaltestellen nur einige Minuten warten mussten. Außer zum Ende einer Stunde fährt bei uns auf dem Dorf dann aber auch kein Bus.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei uns ist es auch so, dass zumindest an den üblichen Zeiten von Schulbeginn und Schulschluss die Busse etwas weniger fahren. Ganz gestrichen werden die Fahrten in den Ferien nicht, aber wenn morgens und mittags sonst 10 Busse relativ zeitgleich an größeren Schulen/Schulzentren abfahren, begnügt man sich in den Ferien mit einem Bus. Macht ja auch Sinn, da sonst jeder Bus mit drei Fahrgästen durch die Gegend fährt, wo auch einer reicht.

Außerhalb gelegene Ortschaften mit wenig Fahrgastaufkommen sind dann natürlich schon mal etwas schlechter dran, weil es weniger Verbindungen gibt, Dafür hat man aber an diesen Linien Anruflinientaxis/Anrufsammeltaxis eingerichtet, die man vorher telefonisch bestellen muss.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Meine Heimatstadt ist nun nicht gerade winzig, aber auch hier ist die Dichte der Verbindungen im Nahverkehr an Schule und Uni gekoppelt. Unter dem Semester oder in den Phasen, wo regulärer Unterricht stattfindet, fahren deutlich mehr Busse als in den Ferien oder in der vorlesungsfreien Zeit. Der Kernstadtverkehr bleibt zwar über das gesamte Jahr einigermaßen stabil und gut besetzt, aber gerade die Verbindungen in die Randbezirke und Vororte reduzieren sich phasenweise auf ein absolutes Minimum bis an den Punkt, wo man nur noch zwei- oder dreimal am Tag einen Bus erwischen kann.

Ich finde das zwar ein Stück weit nachvollziehbar, da der Nahverkehr natürlich viel Geld kostet und es sich für die Stadt kaum lohnt, jede Stunde einen Bus bereitzustellen, wenn im Schnitt nur in jedem dritten Fahrzeug ein Gast sitzt. Nichtsdestotrotz sind gerade ältere Menschen, die nunmal häufig auch auf dem Land wohnen, von Bus und Bahn abhängig, weil sie kein Auto haben oder keine Fahrerlaubnis mehr besitzen, und diese leiden schon extrem darunter, dass sie für jeden kurzen Einkauf vier Stunden unterwegs sein müssen. Eine Zwischenlösung bieten sogenannte "Sammeltaxis", aber diese sind im regulären Tarif für die Fahrkarten nicht inbegriffen und müssen bei jeder Fahrt gesondert bezahlt werden, was auf Dauer auch teuer wird.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Was ist an der Tatsache, dass ein Dienstleistungsunternehmen sein Angebot an die Nachfrage anpasst, ein besonderes Thema wert? Busse und Bahnen fahren besonders dann, wenn viele Kunden sie benutzen. Das ist wirtschaftlich. Und dass es dabei nicht nur um Schüler geht, das zeigt der Fahrplan.

Warum fahren wohl spät am Abend oder am Sonntag nur wenige öffentliche Verkehrsmittel? Weil da kaum jemand fährt. Warum gibt es in der Nacht eine Pause, aber an Wochenenden und vor Feiertagen gibt es den Nachtexpress? Warum fahren mehr Busse und teilweise sogar extra eingerichtete Linien, die nur dann bedient werden, wenn der örtliche Fußballverein ein Heimspiel hat?

Nach was soll sich der Fahrplan nach wirtschaftlichen Erwägungen und dem gesunden Menschenverstand denn sonst richten? Natürlich sind hohe Fahrgastzahlen, die Schüler verursachen, ein Grund für eine Taktverdichtung und Sondereinsatzwagen. Was ist daran jetzt so überraschend?

» cooper75 » Beiträge: 13374 » Talkpoints: 508,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde es auch verständlich, dass das Busunternehmen seinen Fahrplan an die Ferienzeiten von Schulen anpasst und dann weniger Busse fahren oder zu anderen Zeiten. Doch mich als Kunden des ÖPNV interessiert das überhaupt nicht - ich will von A nach B und das bitte auch in den Ferien und ohne stundenlang warten zu müssen!

Ich komme von einem kleinen Dorf und war es von dort nicht anders gewohnt, als dass kein Bus fährt bzw. nur zu unmöglichen Zeiten. In meiner Berechnung, wann ich wohin muss bzw. möchte, hat der ÖPNV deshalb nie eine Rolle gespielt, denn es wäre ja ohnehin nie ein Bus gefahren - und einen Bahnhof hatten wir gar nicht!

Insofern schadet sich das Busunternehmen wieder selbst, denn mit solchen Regelungen und unmöglichen Fahrplänen vergrault es die Kunden, die sich deshalb von vornherein anders behelfen und Busse meiden, selbst wenn sie dann auch mal zur gewünschten Zeit fahren würden. Doch wenn ich ohnehin ein Auto brauche oder eine Fahrgemeinschaft, dann steige ich nicht auf den Bus um, wenn er mal zu einer für mich genehmen Zeit fahren würde.

Ich denke, wenn die Busse auch mal zu sinnvollen Zeiten fahren würden und häufiger, dann würden viel mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen. Doch als ich für das Studium regelmäßig in eine gerade mal 30 km entfernte Stadt pendeln musste, wäre ich allein mit Bus und Bahn jeden Tag frühestens um kurz vor 12 an der Uni gewesen und abends wäre ich gar nicht erst nach Hause gekommen, sondern in der 10 km entfernten Kleinstadt gestrandet, von wo am selben Tag kein Bus mehr Richtung Heimat gefahren wäre. Vom Kino kam ich von dort aus auch nie nach Hause, wenn ich nicht die Kindervorstellung um 15 Uhr nehmen wollte.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Rasenderrolli, dann muss man sich aber nicht bei der Verkehrsgesellschaft beschweren, sondern den Politikern auf die Füße treten. Denn gerade in Randbezirken und in ländlichen Gebieten ist der regelmäßige Takt auch mit mehr Fahrgästen nicht kostendeckend.

Das funktioniert in der Stadt schon nicht. In meiner Stadt mit 500.000 Einwohnern gibt es jährlich gut 63 Millionen Fahrgäste und mehrere Millionen Fahrkilometer zusammen. Der Umsatz von etwa 63 Millionen reicht hinten und vorne nicht zur Kostendeckung. Ohne Subventionen ginge hier auch nichts.

» cooper75 » Beiträge: 13374 » Talkpoints: 508,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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