Bundesjugendspiele für alle Klassen umgestalten?
Seit 1979 gibt es die Bundesjugendspiele bei denen die Kinder zeigen, wie gut oder schlecht sie rennen, werfen und springen können. Die Leichtathletikwettkämpfe richten sich dabei nach bestimmten Leistungsvorgaben, für die es eine bestimmte Wertung je Disziplin gibt. Je nachdem wie gut oder schlecht man dabei ist erhält man eine Teilnahme-, Sieger- oder Ehrenurkunde.
Die Bundesjugendspiele sollen nun ab kommenden Schuljahr an den Grundschulen umgestaltet werden. Es soll keinen Wettkampf mehr geben, bei dem es um die Einzelleistung jedes Schülers geht, sondern die Teamleistung einer ganzen Klasse.
Während etwa 22 Prozent einer Umfrage vom Südwest-Rundfunk die Neuregelung begrüßen und den Teamgedanken unterstützen, sind 41 Prozent der Meinung, dass die alte Regelung so bleiben sollte, da gerade der Wettkampfgedanke Spaß an den Bundesjugendspielen machen würde und man die Kinder sowieso auf eine Leistungsgesellschaft vorbereiten müsse. Weitere knappe 26 Prozent denken sogar, dass die Bundesjugendspiele ganz abgeschafft gehören, während 11 Prozent denken, dass die Regeln völlig egal sind, wichtig wäre, dass die Sportveranstaltung weiterhin stattfindet.
Was haltet ihr von der Umgestaltung der Bundesjugendspiele? Sollten die Wettkampfregeln grundsätzlich für alle Klassenstufen überarbeitet werden? Findet ihr, dass die Sportveranstaltung Schülern einen zu großen Leistungsdruck aussetzt? Sollten die Bundesjugendspiele ganz abgeschafft werden?
Wenn man den Reiter "Diskussion" im zugehörigen Wikipedia Artikel aufruft, dann steht da auch gleich die unbeantwortete Frage, seit wann es Bundesjugendspiele eigentlich gäbe. Seit 1979 jedenfalls nicht. Die gab es schon eher, mindestens 10 Jahre früher schon.
Und ja, ich fand diese "Spiele" verdienten ihren Namen nicht, denn es war für mich und andere Schüler jedesmal Stress pur, erst einmal kilometerweit bis zum Austragungsort im Stadion mit der Straßenbahn zu fahren, dann keine Verpflegung zu haben und in der brütenden Mittagshitze dann endlich an der Reihe zu sein, 100 Meter zu laufen oder sonstige Kunststücke und Kraftakte vollbringen zu müssen, für die man vorher im Sportunterricht gar keine ausreichende Zeit zum Trainieren geboten bekommen hatte.
Folglich waren es fast immer dieselben Gesichter, die mit irgendwelchen Urkunden nach Hause gehen konnten. Der große schäbige Rest der Schülerschaft konnte nur frustriert wieder abdampfen, denn für den nächsten Tag mussten ja auch noch Hausaufgaben gemacht werden, was zwar offiziell nicht sein sollte, aber dann doch einige Lehrer verlangten. Sie nannten das dann beschönigend "Unterrichtsvorbereitung", um den Begriff "Hausaufgaben" mehr oder weniger geschickt zu umschiffen.
Und abduschen konnte man sich hinterher auch nicht. Ja, die Fahrgäste in der Straßenbahn haben auch oft die Nase gerümpft. Ich glaube in der DDR war das besser organisiert. Oder?
Nachdem ich nun die bisherige Praxis der Bundesjugendspiele einmal kritisch beleuchtet habe, finde ich es allerhöchste Zeit, sich einmal auch höheren Orts darüber Gedanken zu machen. Man hatte früher eher den Eindruck, dass derartige "Bundesjugendspiele" nur deswegen eingeführt worden sind, um den Olympianachwuchs schon rechtzeitig erkennen zu können.
Aber mit Breitensport und letztendlich Gesundheitsvorsorge hat das reichlich wenig zu tun gehabt. Insofern finde ich den Gedanken gut, den Konkurrenzgedanken aus dem Schul- und Breitensport herauszunehmen. Dafür aber nicht wieder einen Etikettenschwindel vorzunehmen, sondern etwas zu tun, was von den Jugendlichen auch gerne angenommen und befürwortet wird.
Ich würde sagen, im Umfrageergebnis spiegelt sich sehr schön die Tatsache wider, dass ungefähr die Hälfte der befragten Personen zu Schulzeiten sehr gut oder zumindest passabel im Schulfach "Turnen" war, und die andere Hälfte besonders Leichtathletik gehasst hat und/oder beim Völkerball immer als Letzte/r gewählt wurde und mit rotem Kopf gedemütigt auf der Bank saß.
Ich habe seinerzeit eindeutig zur zweiten Gruppe gehört. Der "Wettkampfgedanke" ausgerechnet bei den Bundesjugendspielen hätte mich auch nicht auf die "Leistungsgesellschaft" vorbereitet. Ich war als Kind schon ehrgeizig, nur eben in Deutsch und Mathe, nicht bezüglich Bällchen werfen in sengender Sonne. Weder wollte ich jemals zum Sportkader der Bundeswehr noch zu den olympischen Spielen.
Aber auch der "Teamgedanke" überzeugt mich nicht wirklich, gerade bei Grundschülern. Dann macht man eben die Erfahrung, das ganze "Team" mit Punkten im Minusbereich zu enttäuschen und bezieht schlimmstenfalls Dresche von den Top drei Sportlern der Klasse 3b, die nicht so gut mit Niederlagen umgehen können.
Und für den schwächelnden Leistungssport in Deutschland findet man auf diese Art sowieso keine Talente. Diejenigen, die Spaß an Sport und auch Talent hatten, und folglich immer die bekloppten Urkunden abgeräumt, waren zu meiner Zeit durch die Bank in irgendwelchen Vereinen und haben ihre guten Leistungen nicht aus den 90 Minuten Schulsport wöchentlich bezogen, sondern erheblich mehr und professioneller trainiert. Ich wurde 13 Schuljahre lang nur von irgendwelchen gelangweilten Frauen angeschnauzt. Da kommt keine Ehrenurkunde bei rum.
Ich habe gemischte Gefühle, wenn es um die Umgestaltung der Bundesjugendspiele geht. Auf der einen Seite kann ich verstehen, dass der Fokus auf den Teamgedanken gelegt wird. Das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und ermöglicht den Schülern, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam sportliche Erfahrungen zu machen. Das kann sehr positiv sein, vor allem für diejenigen Kinder, die nicht unbedingt zu den besten Einzelsportlern gehören.
Auf der anderen Seite frage ich mich, ob der Verzicht auf den individuellen Wettkampfgedanken den Schülern etwas Wertvolles nimmt. Wettkämpfe können dazu beitragen, dass die Schüler ihre individuellen Fähigkeiten entdecken und sich persönliche Ziele setzen. Sie können lernen, mit Niederlagen umzugehen und sich über Erfolge zu freuen. Außerdem bereiten sie die Kinder auf eine Leistungsgesellschaft vor, in der es wichtig ist, eigene Ziele zu verfolgen und sich anzustrengen.
Ich denke, es wäre sinnvoll, die Wettkampfregeln der Bundesjugendspiele für alle Klassenstufen zu überarbeiten. Es könnte eine Kombination aus Einzel- und Teamleistungen geben, um beiden Aspekten gerecht zu werden. Zum Beispiel könnten die Schüler individuelle Leistungen erbringen und gleichzeitig Punkte für ihr Team sammeln. So würde der Teamgedanke gefördert, aber der individuelle Wettkampfgedanke nicht vollständig verloren gehen.
Ob die Bundesjugendspiele ganz abgeschafft werden sollten, halte ich für fraglich. Sie bieten den Schülern die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen und ihre körperlichen Fähigkeiten zu zeigen. Es ist wichtig, dass solche Sportveranstaltungen weiterhin stattfinden, um die Bedeutung von körperlicher Aktivität und Teamarbeit zu betonen.
Aguti hat geschrieben:Das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und ermöglicht den Schülern, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam sportliche Erfahrungen zu machen. Das kann sehr positiv sein, vor allem für diejenigen Kinder, die nicht unbedingt zu den besten Einzelsportlern gehören.
Immer dieses realitätsfremde Geschwätz. Bei den Bundesjugendspielen, an die ich mich erinnere, ging es einzig darum, wie weit, wie schnell oder wie hoch die Schüler unterwegs waren, und am Schluss wurden die Punkte zusammengezählt. Wie hätten meine Mitschüler mich dabei "unterstützen" sollen? Mich kollektiv in die Sandgrube werfen, weil ich dadurch weiter gekommen wäre als beim Springen aus eigener Kraft? Oder mich über die 50 Meter tragen, weil das Trauerspiel ja keiner mit ansehen kann?
Und nein, durch Anfeuern und gut Zureden wird ein dickes Kind nicht auf einmal sportlich, sondern kommt sich nur noch mehr verarscht vor. Ich bin oft genug unter sarkastischem Applaus in die Umkleidekabine geschlichen, um beurteilen zu können, dass Zusammengehörigkeit und Teamwork dadurch nicht zwangsläufig gefördert werden.
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