Bullet Journal eine moderne Bucket List?
Ein Bullet Journal ist, so wie ich es verstanden habe, ein Buch was man selber gestaltet und oft eben auch Planungen in dem Buch stattfinden. Ist es also nicht mehr als eine moderne Bucket List, also einer Liste auf die man Dinge schreibt, die man vor dem Tod noch machen will? Wäre das für euch für so ein Journal passend oder nicht? Findet ihr es letztendlich vielleicht auch einfach übertrieben so eine Liste zu haben? Ich habe diese Dinge im Kopf, aber vielleicht ist es ja ganz schön das alles noch mal nachlesen zu können und das ankreuzen der Sachen, die man geschafft hat, kann ja vielleicht motivierend wirken. Was meint ihr dazu?
Da jede ihr Journal selber gestaltet (weibliche Form, da ich wirklich noch nie von einem Mann gehört habe, der so etwas macht) kann man da natürlich auch eine Eimerliste unterbringen, aber eigentlich passt das nicht wirklich zum Format. Das Journal hat in der Regel ein Kalenderformat und dementsprechend sind dann auch die Listen auf Tag/Woche/Monat ausgelegt. Während es sich bei den Eimerlisten ja um Dinge handelt, die die betreffenden Personen nur einmal im Leben machen wollen.
Ich habe den Sinn und Zweck von solchen Listen noch nie so wirklich verstanden und vor allem verstehe ich auch nicht, was daran motivierend sein sollte. Das kann ich bei Tageszielen verstehen. Wenn ich sehe, dass ich gestern 20 Sit-ups geschafft habe, bin ich motiviert diesen Wert heute zu überbieten. Aber wenn ich sehe, dass ich heute das Ziel "ich will nach Japan reisen" erreicht habe, zu was soll mich das dann motivieren? Zu mehr Urlaub jedenfalls erst mal nicht, weil Japan nicht gerade billig ist.
Und ganz davon abgesehen, die Sachen, die mir wirklich wichtig sind, habe ich doch im Kopf. Wenn ich höre, was die Leute auf solche Listen schreibe, frage ich mich manchmal schon, ob das wirklich Dinge sind, die sie unbedingt schon immer mal machen wollten oder ob es dann halt doch nur der klischeehafte Fallschirmsprung und die typischen Reiseziele sind, weil man denkt, dass so etwas unbedingt auf eine Eimerliste gehört.
Ich versuche gerade, so ein Bullet Journal zu führen. Und es ist etwas total anderes als eine Bucket List. Ich glaube kaum, dass Du in eine Bucket List einträgst, dass Du morgen zum Zahnarzt musst oder noch einen Liter Milch brauchst. Schließlich kommen da ja nicht nur die großen Ziele rein, sondern vor allem die kleinen, alltäglichen Dinge.
Das Bullet Journal ist zum großen Teil ein Terminplaner. Da kommen alle Termine rein, sodass Du den Überblick behältst. Da kommen aber dann auch die kleinen Dinge rein, die man sonst sich nur nebenbei notieren würde und dann Gefahr läuft, die Zettel zu verlieren oder sich im wahrsten Sinne des Wortes zu verzetteln.
Viele benutzen das Bullet Journal, um ihre Laune zu heben. Indem man die vielen kleinen Aufgaben des Tages notiert und dann auch abhakt, sieht man viel besser, was man eigentlich am Tag alles geschafft hat, statt sich abends vor allem an diese kleinen, unheimlich zeitintensiven Dinge nicht mehr zu erinnern und dann frustriert festzustellen, dass man ja an dem Tag nichts geschafft hat.
Man kann da aber auch die kleinen Dinge des Alltags festhalten. Vielleicht schreibt man einen schönen Spruch, den man an dem Tag gehört hat, in das Journal. Viele schreiben dort auch Listen hinein: Bücher, die man gelesen hat, oder Filme, die man gesehen hat. Oder was man noch lesen/sehen möchte.
Man kann darin auch größere Ziele festhalten, die man am besten in kleinere aufspaltet, damit man nicht gleich vor dem großen Ziel kapituliert und sich einredet, dass man das nie schafft. Hat man etwa ein Sparziel, kann man das große Ziel in kleinere Beträge aufspalten und sich über die vielen kleinen erreichten Ziele freuen.
Wie man an den vielen Bildern im Netz sieht, nutzen viele ihr Journal auch, um sich etwas kreativ auszuleben. Da gibt es viele sogenannte Doodles, die man zum Verschönern der Seite nutzen kann. Das sind im Endeffekt klitzekleine Zeichnungen mit Anleitung, etwa Blumen. Es ist also etwas völlig anderes als eine Bucket List oder zu deutsch eine Löffelliste. Und es gibt übrigens auch Männer, die solche Journals führen.
Ich verstehe unter einem Bullet Journal auch eher einen personalisierten Terminplaner und persönlichen Begleiter mit Platz für Notizen, To-Do-Listen, kreative Gestaltungsideen und natürlich auch Dinge, die einen inspirieren. Viele legen in ihrem Bullet Journal auch sogenannte „Tracker“ an, mit denen sie z.B. Lern- und Fitnesserfolge, ihre Stimmung oder die kulinarische Verpflegung über einen gewissen Zeitraum festhalten.
Eine Alternative dazu sind auch Countdowns bis zu großen und wichtigen Ereignissen, die man im Journal entsprechend hübsch gestalten kann. Sowas hat natürlich auch zu Anteilen etwas von einer „Bucket List“, wenn man damit auf persönliche Ziele und Wünsche hinarbeitet, aber es ist für mich nicht das Kernelement eines Bullet Journals.
Zum Thema „Bucket List“ insgesamt bin ich etwas zwiegespalten. Ich führe keine solche Liste im klassischen Sinne, wo ich wirklich alle meine Lebensziele festhalte, aber ich schreibe mir manchmal z.B. für Tagesausflüge oder für Urlaube Checklisten mit Dingen, die ich gerne erleben möchte oder mit Sachen, die ich mir da gönnen und kaufen will.
So gesehen mache ich also schon so etwas, aber im kleineren Stil. Es dient mir dann auch mehr als Erinnerung als als Motivationsanreiz, aber ich setze mich auch nicht unter Druck oder bin enttäuscht, wenn ich mal nicht alles von der Liste schaffe.
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