Buch mit Texten über Trauer ein respektloses Geschenk?

In vielen Buchläden gibt es Bücher mit Sprüchen zu bestimmten Anlässen, wie etwa zum Geburtstag, Hochzeit oder auch bei einem Trauerfall. In den Büchern gibt es dann Bilder und entsprechende Zitate und Texte. Ich habe noch nie jemandem so ein Buch geschenkt oder eines bekommen und würde das ehrlich gesagt auch nicht wollen.

Ich finde das ziemlich respektlos. Was sollte ich denn mit einem solchen Buch, wenn ich um jemanden trauere? Ich werde mich bestimmt nicht da hin setzen und mir irgendwelche albernen Zitate aus der Bibel oder von irgendwelchen Dichtern durchlesen, die mich dann trösten. Mich würde das eher sauer machen und ich finde, dass man sich mehr Mühe geben kann.

Wie seht ihr das? Habt ihr schon mal ein Buch mit solchen Sprüchen zur Trauer geschenkt bekommt oder selbst verschenkt? Oder findet ihr das auch eher einfallslos?

Mir persönlich würde das auch gar nicht helfen. Ich lese mir auch zu anderen Themen keine Zitatsammlungen durch. Aber das macht die Sache nicht gleich respektlos oder einfallslos. Wenn derjenige, der es verschenkt, aus solchen Zitaten selber Kraft schöpft oder sie ihm irgendwie helfen, ist es doch ein sehr nett gemeintes Geschenk. Aus seiner Sicht schenkt er ja etwas sehr Sinnvolles, was er auch selber in der Situation nutzen würde.

Allerdings dachte ich immer, dass diese Bücher eher gekauft werden, um dann entsprechende Karten zu gestalten. Wenn dann jemand Geburtstag hat oder eben jemand gestorben ist, holt man das entsprechende Buch aus dem Schrank und sucht nach einem Zitat, das zum Empfänger der Karte passen würde.

Ich denke, dass man so etwas auch nicht verschenkt, sondern sich selber kauft, weil man beispielsweise keinen passenden Spruch für die Trauerrede findet und so weiter. Ich denke nicht, dass solche Bücher wirklich trösten sollen.

Würde mir jemand so ein Buch schenken würde ich das auch respektlos und pietätlos finden. Immerhin trauert man und dann helfen blöde Sprüche auch nicht wirklich weiter. Wobei es auch auf die Person und die Geste ankommt. Mag sein, dass das in manchen Situationen vielleicht auch gut ankommen kann.

Wieso wird das hier direkt als respektlos betitelt? Man muss das schon unterscheiden mit welchem Hintergedanken man das Buch verschenkt. Findet man selbst nicht die passenden Worte um zu trösten, dann kann ein solches Buch die Nachricht an die Person sein, dass es einem Leid tut aber man selbst dafür nicht die richtigen Worte hat.

Somit finde ich es nicht generell unpassend, respektlos oder pietätlos. Es kommt immer drauf an wer es verschenkt aus welchem Grund oder was ihn dazu bewogen hat, und wie es die andere Person auch aufnimmt. Sicherlich würde ich das Buch keinem meiner Verwandten überreichen, denn sie wissen ich bin in der Hinsicht nicht auf den Mund gefallen und finde immer selbst etwas passendes.

Würde meine kleine Schwester mir solch ein Buch überreichen, dann würde ich das ganze als ihre Art der Trauer verstehen. Denn sie ist in solchen Dingen mit Worten einfach nicht gewandt, weiß nicht was sie sagen soll und schweigt dann lieber. Das wird von anderen eher als Respektlos aufgefasst, als wenn sie sich mit dem Buch auf ihre Weise dazu äußert und das quasi ihre eigenen tröstenden Worte sind.

Als respektlos würde ich es nicht ansehen. Als meine Mutter krank geworden und schließlich gestorben ist, haben uns entferntere Bekannte und Arbeitskollegen auch ein oder zwei von diesen Büchern geschenkt. Und glaub mir, ab einem gewissen Trauer-Level hast du gar nicht mehr die Energie übrig, dich über so banalen und belanglosen Kram auch nur im Entferntesten aufzuregen. Die Geste war gut gemeint, die Aufmachung auch eher dezent und geschmackvoll, und die Bücher liegen jetzt eben irgendwo rum. Meine Mutter ist deswegen nicht weniger tot.

Außerdem trauert jeder anders, und manche Leute finden vielleicht Trost in der Erkenntnis, dass andere Menschen auch schon so empfunden und ihre Gefühle in Worte gefasst haben, Oder, wie Sorae schon sagt, fällt manchen Angehörigen einfach nichts Gescheites zum selber Sagen ein, sodass sie sich auf die Worte und Zitate aus so einem Buch beziehen.

Halbwegs erwachsene Menschen verstehen es zudem, auch die Absicht hinter einem Geschenk zu sehen und können daher auch einschätzen, ob es sich um eine hilflose, aber aufbauend gemeinte Geste handelt oder um eine Provokation. Letztere Interpretation finde ich schon extrem weit hergeholt.

Respektlos fände ich es erst, wenn man etwa vier Wochen nach der Beerdigung gefragt wird, wieso man sich noch nicht für das Geschenk bedankt hat oder wieso man immer noch einen Flunsch zieht. Oder wenn man einem trauernden Witwer eine Jahresmitgliedschaft für ein Online-Dating-Portal zur Aufmunterung schenkt oder ein Fotoalbum mit Schnappschüssen von Mama, Papa und Baby, während man sich gerade versucht damit abzufinden, dass der/die/das eigene Mama/Papa/Baby jetzt unter der Erde liegt. Ein simples "Herzliches-Beileid-Buch" kratzt somit noch nicht mal am äußeren Rand dessen, was ich als respektlos empfinden würde.

Ich glaube, dass man so was nicht verallgemeinern kann. Es ist von Person zu Person unterschiedlich, ob so ein Geschenk gut ankommt.Ich habe in meinem Freundeskreis beides - manche Menschen würden sich sehr darüber freuen und sich das Buch zu Herzen nehmen, da es ihnen beim verarbeiten in dieser schwierigen Phase durchaus behilflich sein kann. Andere wiederum würden dir das Buch wahrscheinlich an den Kopf werfen und du bräuchtest dich nie wieder bei ihnen melden.

Ich denke also, dass man es von der Person abhängig machen sollte. Wenn man sich gut dabei fühlt und keinerlei Bedenken hat, dass der Person das Geschenk missfallen könnte, dann würde ich den Schritt wagen und es ihr schenken. Wenn man aber nur den kleinsten Zweifel hegt, dass dieses Buch nicht das Richtige sein könnte, dann würde ich es lassen und es nicht riskieren - solche unangebrachten Geschenke können durchaus Freundschaften ruinieren.

Jedoch sollte man grade in so einer Phase nicht erwarten, dass die Beschenkten Freudensprünge machen. Wie hier schon angemerkt wurde ist die verstorbene Person dadurch nicht weniger tot, weshalb man nicht hinterfragen sollte, ob einem das Geschenk denn auch "gefallen" hat. Gefallen wird so ein Geschenk nie, dafür ist es auch nicht gedacht, lediglich helfen.

Meiner Meinung nach kommt es auch immer auf dein persönliches Verhältnis zu der Person an. Wenn es sich um eine sehr nahestehende Person handelt, fände ich ein solches Geschenk doch eher unpassend. Einfach aus dem Grund, weil es dann viel zu unpersönlich wäre. Stattdessen wäre es schöner, sich selber Texte auszudenken. Dies sollte bei nahestehenden Personen kein Problem sein und zeigt, dass man sich wirklich Gedanken gemacht hat, anstatt einfach schnell irgendwas zu kaufen.

Bei Personen, die einem nicht ganz so nahe stehen, finde ich geht so etwas schon eher. Allerdings muss man auch hier aufpassen. Es kommt eben immer auf das persönliche Empfinden einer Person an. Die einen freuen sich bei einem solchen Geschenk über die Anteilnahme, während die anderen sich über eine solche Geste schlichtweg ärgern würden. Es ist halt eben jeder Mensch verschieden in seinen Gedanken und Auffassungen.

Ich finde dieses Geschenk absolut nicht geschmacklos. Wenn jemand gestorben ist, dann findet man oft gar nicht die richtigen Worte, um die Trauer auszudrücken, weil nichts genug ist, um das Gefühl zu beschreiben. Da kann man sich vielleicht mit einem solchen Buch behelfen und dieses verschenken, bevor man etwas Falsches sagt oder sprachlos bleibt.

Ich denke, dass es genügend Leute gibt, denen so ein Buch weiterhelfen kann. Natürlich kann es einen nicht direkt trösten und alles wieder gut machen, aber es gibt wirklich Leute, die die Trauer damit auch bewältigen können.