Bröckelt Greta Thunbergs Heiligenschein schon langsam?

Wirklich offene Kritik an Greta Thunbergs Wirken und Auftreten, vernimmt man ja selten. Aber langsam trauen sich wohl immer mehr Leute aus der Deckung heraus und dieser Tage wurden auch kritische Worte von dem Radiomoderator Jürgen Domian veröffentlicht. Darin ruft er Greta offen zur Mäßigung auf und beschreibt ihr agieren schon als hysterisch. Was haltet ihr denn von dieser Kritik? Findet ihr diese gerechtfertigt und scheint Gretas Heiligenschein vielleicht doch so langsam zu verblassen? Würdet ihr euch das wünschen?

Ich finde schon, dass sie als nicht Erwachsene einen ganz schön großen Schritt gegangen ist, sich selber auch sehr Ernst nimmt, aber mal ganz ehrlich, was soll man auch machen als Teenager, wenn man merkt, dass Erwachsene die Welt zerstören? Ich finde ihren Schritt definitiv mutig und richtig, denke nun aber auch, dass sie auch den Rest ihres Kind seins genießen sollte. Von ihr kann das nicht alles abhängen und sicherlich macht sie auch nicht immer alles richtig, aber es war wichtig, dass sie den Mund aufgemacht hat und gezeigt hat, was los ist und was getan werden kann.

Warum kommt so was eigentlich fast immer von alten weißen Männern, die gar nicht mehr miterleben werden wie es sich anfühlen wird wenn der Klimawandel so richtig zuschlägt? Genau darum natürlich. Weil es verdammt leicht ist über Themen so zu reden von denen man selber nie betroffen sein wird.

Davon abgesehen finde ich es generell problematisch wenn ein Mensch in solchen Extremen dargestellt wird. Auf der einen Seite kann sie praktisch nichts falsch machen, auf der anderen Seite wird gehässig von "bröckelndem Heiligenschein" gesprochen und Hass auf eine Jugendliche verbreitet.

Ich würde ihr einfach wünschen, dass ihre Mitmenschen lernen sie als reale Person zu betrachten und sie genauso behandeln, wie sie selber auch behandelt werden möchten bzw. wie sie sich das für ihre eigenen Kinder wünschen würden.

Warum kommt so was eigentlich fast immer von alten weißen Männern, die gar nicht mehr miterleben werden wie es sich anfühlen wird wenn der Klimawandel so richtig zuschlägt?

Was ich daran wiederum nicht verstehe: warum genau werden eigentlich hier häufig insbesondere alte, weiße männliche Personen als besonders verstockt gesehen? Also, dass jemand, der älter ist und die fernere Zukunft nicht mehr miterleben wird, hier vielleicht weniger sensibel ist, ist noch nachzuvollziehen. Aber würde das nicht auch auf ältere weibliche Personen oder ältere Personen aus anderen Ländern ebenso zutreffen? Gibt es da bereits Statistiken, dass insbesondere einheimische männliche Personen überdurchschnittlich unsensibel werden, sobald sie älter werden? Woran dürfte das liegen?

Es liegt wohl eher an der Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit also an der Tatsache, dass der "alte weiße Mann" viel viel öfter eine Plattform geboten bekommt um sich zu äußern. Ich meine, schau dir eine beliebige Talkrunde an wenn es nicht um irgendwas geht, was speziell Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund betrifft. Wer sitzt da? Meistens ältere weiße Männer und die Quotenfrau.

Ich glaube wenn wir mehr Diversität in Medien, Politik, Wirtschaft etc. hätten, würde das "alte weiße Mann" Klischee mit der Zeit ganz von selber verschwinden, weil dann auch andere Menschen die Gelegenheit hätten zu beweisen, wie verstockt sie sein können.

... auf der anderen Seite wird gehässig von "bröckelndem Heiligenschein" gesprochen und Hass auf eine Jugendliche verbreitet.

Wieder mal ein Paradebeispiel dafür, dass eine sachliche Diskussion in der Gesellschaft kaum noch möglich ist und immer seltener stattfindet. Personen die einem nicht passende Meinungen vertreten, werden sofort als alte weiße Männer diffamiert und deren Argumente als Hass und Hetze abgetan. Ich habe diese Greta und deren Auftritte noch nie wirklich ernst genommen, aber deswegen hasse ich sie doch nicht.

Wieder mal ein Paradebeispiel dafür, dass eine sachliche Diskussion in der Gesellschaft kaum noch möglich ist und immer seltener stattfindet.

Weil du ja so wahnsinnig sachlich bist indem du einen Halbsatz von mir aus dem Kontext genommen und zitiert hast, ohne den Kontext überhaupt zu beachten. Und weil so ein Begriff wie "Heiligenschein" ja überhaupt nicht diffamierend gemeint ist. Ist klar.

Ich persönlich sehe mich da ein wenig zwischen den Stühlen. Formell gesehen bin ich ein "alter weißer Mann" (je nachdem, ab wann die Altersgrenze für diese Kategorie gilt), aber bin andererseits jemand, der die Klimaveränderungen ziemlich ernst nimmt und die Bestrebungen um Greta Thunberg für gut und richtig hält, ohne jemandem deswegen einen Heiligenschein verpassen zu wollen. Generell neige ich nicht zum Polarisieren, sondern meistens wäge ich Für und Wieder ab und sehe Gutes und Kritikwürdiges gleichermaßen bei allen Beteiligten.

Es ist weitaus schwieriger aus einer "Nummer" wieder herauszukommen, als sich hineinzumanövrieren. Greta lieferte zunächst den Anstoß. Nur wie der Ball aufgefangen wird, ist eine ganz andere Sache. Und was danach folgen soll, nachdem der große Hype verflogen ist. Wie sie es macht, alles wird in irgendeiner Weise Anlass zur Kritik geben.

Was ich aber geradezu erschütternd finde, ist, dass sich ausgerechnet der gelernte Theologe und langjährige Psycho-Radio-Gutenachtlied-Onkel namens Domian zu solch unqualifizierten Bemerkungen hinreißen lässt, indem er Gerta in Richtung "behindert" schiebt. Was, lieber Jürgen, hat eine irgendwie geartete Behinderung etwas mit der Argumentationsbasis von Gretas Aktionismus zu tun.

So etwas hätte ich von Dir nicht erwartet. Gerade bei Dir, dem Psycho-Guru, wirkt solch eine als blanke Unverschämtheit und grobe Entgleisung zu bezeichnende Bemerkung umso verstörender. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, es gehe dem warmgeduschten Domian nur um Quote für sein Comeback und um nichts anderes.