Braucht man unbedingt einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht ja schon geraume Zeit unter Beschuss und mir scheint, als wolle einfach keine Ruhe einziehen. Es gab schon Forderungen nach einer vollkommenen Zerschlagung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und nun sollen wohl grundlegende Reformen kommen, was auch immer das heißen mag. Aber was wäre denn, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich ganz abgeschafft würde? Käme das schon einer Informationskrise gleich oder würde man das kaum merken?
Soweit ich mitbekommen habe möchte man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht ganz zerschlagen. Es wird wohl vor allem darüber diskutiert, ob die Grundversorgung von allen öffentlich-rechtlichen Anstalten durch Kooperationen der öffentlich-rechtlichen Organisationen nicht schlanker und kosteneffizienter gemeinsam geleistet werden kann.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat halt die Pflicht dazu für alle Zielgruppen der Bevölkerung eine Grundversorgung an Informationen und Unterhaltung anzubieten, dazu gehören dann eben auch "Nischenthemen" die nicht die größte Einschaltquote bringen. Zur Grundversorgung gehört dabei zum Beispiel auch die Übertragung von Spitzensport.
Private Sender streben nach dem höchsten Gewinn und richten ihr Angebot danach aus.
Ich persönliche schaue schon gerne die Tagesschau und auch die ein oder andere Serie und Dokumentation im ARD, ZDF und auch dem Bayerischen Fernsehen. Außerdem bin ich Fan von Wintersport und anderen Sportveranstaltungen und schaue mir auch hier die Übertragungen gerne an.
Vom Angebot von RTL, Sat1 und & Co. lasse ich mich zwar auch gerne mal "berieseln", aber ich habe schon das Gefühl, dass die Angebote der öffentlich-rechtlichen Kanäle doch in vielen Bereichen seriöser sind. Für mich käme das einem Vergleich der BILD-Zeitung mit einer regionalen Zeitung gleich. Auf die würde ich auch ungern verzichten.
EngelmitHerz hat geschrieben:
Vom Angebot von RTL, Sat1 und & Co. lasse ich mich zwar auch gerne mal "berieseln", aber ich habe schon das Gefühl, dass die Angebote der öffentlich-rechtlichen Kanäle doch in vielen Bereichen seriöser sind.
Angenommen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk würde ganz verschwinden, dann dürfte es davon abhängen, was in Zukunft die Alternativen sein werden. Sender wie RTL, Sat1 etc. schaue ich so gut wie nie, weil mir die meisten Sendeformate nicht gefallen, und auch die Informationssendungen finde ich zu plakativ gestaltet. Wir schauen zwar z.B. Netflix-Dokus, allerdings finde ich diese oft extrem breit ausgewalzt. Selbst bei einfachen Sachverhalten wird meistens eine Mini-Serie draus, die aus mehreren Folgen besteht. Meinem Eindruck nach wird der Inhalt auch durch Wiederholungen von Szenen künstlich aufgebläht.
Also, ich persönlich schaue nach wie vor lieber die Dokus und Reportagen der öffentlich-rechtlichen Sender. Sollte es diese Sender eines Tages nicht mehr geben, dann werde ich vermutlich fast gar keine Medien mehr anschauen.
Ich habe gehört, dass es Forderungen nach einer vollständigen Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt und ich muss ehrlich sagen, dass ich das unterstütze. Ich sehe einfach nicht den Mehrwert, den der öffentlich-rechtliche Rundfunk bringt, und frage mich, ob er wirklich notwendig ist.
Zum einen gibt es bereits eine Vielzahl von privaten Sendern, die eine große Auswahl an Unterhaltungsprogrammen und Nachrichten bieten. Warum also noch zusätzlich Geld für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgeben? Die Finanzierung über den Rundfunkbeitrag belastet viele Menschen, insbesondere diejenigen mit geringerem Einkommen. Es gibt sicherlich wichtigere Bereiche, in die das Geld investiert werden könnte.
Zum anderen sehe ich auch das Argument, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einer einseitigen Berichterstattung neigt. Oftmals habe ich das Gefühl, dass bestimmte politische oder gesellschaftliche Meinungen bevorzugt werden und andere Stimmen vernachlässigt werden. Das ist nicht fair und führt zu einer Verzerrung der Informationen.
Ich denke, dass wir in der heutigen Zeit mit den vielen alternativen Informationsquellen im Internet gut ohne den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auskommen könnten. Es gibt bereits zahlreiche unabhängige Online-Medien, Blogs und Podcasts, die eine vielfältige Berichterstattung bieten. Warum also an einem veralteten Modell festhalten, das meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß ist?
Aguti hat geschrieben:Zum einen gibt es bereits eine Vielzahl von privaten Sendern, die eine große Auswahl an Unterhaltungsprogrammen und Nachrichten bieten. Warum also noch zusätzlich Geld für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgeben?
Ich wiederum muss sagen, dass ich mit der Qualität der meisten privaten Sender einfach nicht zufrieden bin, und auch die Auswahl und Gestaltung der Programme entspricht nicht meinem Geschmack. Sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk komplett abgeschafft werden, würde sich mein Medienkonsum in Zukunft sehr stark reduzieren (was ja nicht das Schlechteste wäre, solange wenigstens noch unter den Printmedien einige wirklich gute hochwertige Angebote weiter existieren werden).
Aguti hat geschrieben:Zum anderen sehe ich auch das Argument, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einer einseitigen Berichterstattung neigt. Oftmals habe ich das Gefühl, dass bestimmte politische oder gesellschaftliche Meinungen bevorzugt werden und andere Stimmen vernachlässigt werden. Das ist nicht fair und führt zu einer Verzerrung der Informationen.
Eine der wesentlichen Skills, die man in Zukunft in Zeiten von künstlicher Intelligenz braucht, ist die Fähigkeit zu beurteilen, wem man was glaubt. Für mich sind neben den großen seriösen Zeitungen die Öffentlich-rechtlichen die Quellen, die am seriösesten recherchieren und die die höchste Glaubwürdigkeit besitzen.
Die sogenannten alternativen Medien werden ja zur Zeit mit Fake-Bildern aus Frankreich geradezu überschwemmt, um Migrantenhass zu schüren. Denen kann man überhaupt nichts glauben. Die Öffentlich-rechtlichen dagegen bringen aus gewogenere Informationen. Natürlich ist nicht alles perfekt, man kann über gewisse Punkte streiten, ob zum Beispiel in den Nachrichten Fakten und Meinungen nicht klar genug gekennzeichnet werden, aber grundsätzlich finde ich es ausgewogen.
Hier kommen auch andere Meinungen zu Wort. Es sitzen zum Beispiel auch AfD-Leute in den Talkshows. Ich wüsste nicht, wer mit Bedeutung nicht zu Wort kommt. Nenne mal in paar Namen, die öfter zu Wort kommen sollten, ohne dass eine falsche Balance entsteht.
Bin der Meinung, dass hier zwei Dinge miteinander vermischt werden: Das klassische Radio und das sogenannte lineare, "analoge" Fernsehen. Vor allem beim Hörfunk machen sich Unterschiede in der Versorgung und in der Programmgestaltung durch die Länderhoheit stärker bemerkbar. Länderhoheit bedeutet, dass jedes Bundesland das Recht hat, eigene Rundfunkprogramme zu produzieren, auszustrahlen, bzw. als Podcasts auf elektronischem Wege zur Verfügung zu stellen.
Gerade bei der Zusammenlegung der "Kulturprogramme" verschiedener Länderprogramme sieht die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs noch ausreichend Potenzial zur Einsparung. Dieses Vorpreschen wurde dann auch in verschiedenen Plattformen zum Schlagwort "Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks" hochstilisiert.
Inwieweit man das aufs Fernsehen ausweiten kann, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Es gibt ja schon zwei Gemeinschaftsprogramme ARD und ZDF, wobei das ZDF fast keine, bis auf die Neo und ein paar wenige mittlerweile tatsächlich auf der Terminierungsliste stehenden Programme, die ARD nur die paar Lokal-Dritten aufweist.
Eine aktuelle und verlässliche Informationsquelle erfordert ein fachlich qualifiziertes Personal, das unabhängig von Sponsoren seiner journalistischen Tätigkeit nachgehen kann, wenn auch manchmal polemisch angeeckt wird. Das ist das Credo der Öffis.
Dagegen sind die privaten Programme in ungleich höherem Maße von Trends und Sponsoring abhängig. Um sich gegenseitig Konkurrenz um Einschaltquoten zu machen, werden deren Nachrichtensendungen oftmals künstlich aufgemotzt und sind in ihrer Darstellung reißerischer.
Was auch oft übersehen wird, ich kenne kein RTL-Programm zum Beispiel, das nicht durch Werbeeinblendungen auskommt, die den Programmablauf oft in ärgerlicher Weise stören. Die privaten Programmanbieter haben offensichtlich den Bogen raus, wie sie immer an der spannendsten Stelle einen Werbeblock hereinplatzen lassen können.
Und wie es schon oben gesagt wurde, manche Doku- oder True-Crime-Programme sind derart mit "Mondamin" verlängert, dass man sie getrost als Lückenfüller zwischen den Werbeblöcken ansehen könnte. Dabei gibt es schon Dauerwerbesendungen im TV. QVC gleich auf 4 Kanälen, HSE etc. genauso auf mehreren Kanälen. Und HD-Empfang ist kostenpflichtig.
Wird man den HD-Empfang bei den Öffis auch kostenpflichtig machen? Wohl kaum, auch wenn SD kurz vor der endgültigen Abschaltung steht, um Transpondermieten einzusparen.
Fazit: Man könnte die Hälfte der 95 TV-Kanäle eindampfen und hätte mit den "Öffis" immer noch genügend Auswahl. Ein paar Doku Kanäle noch, sonst ist es ja alles jetzt schon nur dasselbe, nur zeitversetzt oder die 5896. Wiederholung aus dem Jahre 1995 mit deutschen Untertiteln.
Und der Rest kann ja so wie so gestreamt werden, ist also schon nicht mehr "linear" oder analog, sondern praktisch Fernsehen übers Internet. Nur selten völlig kostenfrei.
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