Boykott gegen israelische Waren übertrieben?
Vor allem von palästinensischer Seite gibt es Boykottaufrufe gegen israelische Waren, was nicht gerade unverständlich ist, da viele auf deren Gebiet im illegalen jüdischen Siedlungen produziert wurden. Als Grund wird die Menschenrechtssituation dort genannt.
Trotzdem ist es recht erstaunlich, wenn sich Städte wie Rejkjavik (immerhin Islands Hauptstadt) solchen Aufrufen Folge leisten. Wirtschaftlich dürfte diese Aktion beiden Parteien kaum schaden. Aber politisch sendet es ein falsches Signal aus, da dann oft Waren aus anderen Staaten gekauft werden, in denen die Menschenrechtssituation noch schlimmer ist. Findet ihr deshalb solche Boykotte nicht etwas übertrieben?
Übertrieben finde ich einen solchen Boykott definitiv nicht. Immerhin gehört leider auch Israel zu den Staaten, die schwere Verstöße gegen das Menschenrecht begehen. Nur darf dies in vielen Fällen nicht gesagt werden, da man ansonsten sehr schnell in der rechten Ecke abgestellt wird.
Ich habe viele Freunde in Israel und habe auch selbst während meines Studiums zwei Auslandssemester in Tel Aviv verbracht. Glücklicherweise gibt es gerade unter der jüngeren Generation viele Menschen, die sich mit der Politik, welche von der Regierung ausgeübt wird, nicht mehr identifizieren können.
So kam es, dass selbst unter meinen Freunden dort viele nichts gegen verschiedene Boykottaufrufe gegen israelische Produkte hatten. Denn viele von denen werden tatsächlich unter schlimmsten Bedingungen in den besetzten Gebieten des Landes hergestellt, was auch von der einheimischen israelischen Bevölkerung oftmals nicht gutgeheißen wird.
Dazu sollte jedoch gesagt werden, dass diese Boykottaktionen nicht nur die Israelis selbst treffen. So gibt es in den besetzten Gebieten beispielsweise eine Produktionsfirma von Kosmetika, die aufgrund eines Boykotts den Standort wechseln musste.
Dieser Standortwechsel hat viele der Menschen dort arbeitslos gemacht und ihnen praktisch die einzige Möglichkeit, Einkommen zu erwirtschaften, genommen. Diesen Menschen geht es heute schlechter als zuvor, was eine direkte Auswirkung des entsprechenden Boykotts ist.
Das politische Signal, dass mit einer solchen Aktion gesendet wird, halte ich jedoch für alles andere als falsch - sondern genau richtig. Es zeigt der israelischen Regierung nämlich, dass sich viele ausländische Staaten den Menschenrechtsverletzungen in Israel durchaus bewusst sind und diese nicht länger akzeptieren wollen.
Ein Boykott ist dafür ein legitimes und demokratisches Mittel und hat auch definitiv nichts damit zu tun, dem Judentum oder Israel generell feindlich gestimmt zu sein. Es gibt im übrigen auch immer mehr Universitäten in den USA, deren Studenten mit Herkunft aus allen Teilen der Welt, sich diesem Boykott anschließen.
Unter diesen Akademikern befinden sich auch in Israel geborene Studenten, die in den USA studieren und sich nicht mehr mit der teils menschenverachtenden Politik ihres Heimatlandes identifizieren können. Wie gesagt: Unter all den Möglichkeiten, die es gibt, ist ein Boykott die friedlichste.
Diese verschiedenen Boykottaufrufe sind gar nicht dazu gedacht, der Wirtschaft Israels nachhaltig zu schaden. Immerhin möchten deren Initiatoren nichts Schlechtes für den Staat Israel, sondern durch dieses legitime Mittel lediglich darauf hinweisen, dass Menschenrechtsverletzungen begangen werden und sich die breite Öffentlichkeit dessen bewusst werden sollte.
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