Bordelle wegen Moral geschlossen - Corona nur vorgeschoben

Bordelle dürfen im Gegensatz zu anderen Studios, die körpernah arbeiten, noch nicht öffnen. Eigentlich ist die Ansteckungsgefahr dort nicht größer als bei körpernahen Sportarten, die, soweit ich weiß, wieder erlaubt sind. Wenn Masken getragen werden und die Gesichter, an denen die Freier ja oft gar nicht stark interessiert sind, auf Abstand gehalten werden, ist die Gefahr doch fast kleiner als beim Friseur.

So wird das Gewerbe illegal in Wohnungen, Hotels oder Autos ausgeführt, was wesentlich riskanter ist als in Bordellen, die auf Hygiene achten, indem sie geeignete Masken verteilen, desinfizieren und gut lüften. Ich habe fast das Gefühl, dass Corona mittlerweile nur vorgeschoben wird und in Wirklichkeit moralische Gründe ausschlaggebend dafür sind, dass sich niemand für die Öffnung von Bordellen einsetzt. Was meint ihr dazu?

Welche Moral denn? Soweit ich weiß, (ich gehöre nicht zur Zielgruppe von Bordellen), ist Deutschland eins der liberaleren Länder im Umgang mit Sexarbeit. Ich selber habe auch kein Problem damit, dass dort gegen Geld gevögelt wird, sondern eher mit der allgegenwärtigen Ausbeutung, der Sklaverei und den legalen Grauzonen, die in diesem Sektor doch recht "greifbare" Ausmaße annehmen können.

Davon abgesehen habe ich eher den Eindruck, dass professionelle Lusttempel bei den aktuellen Corona-Maßnahmen durch die administrativen Ritzen fallen, ähnlich wie Bars, Kneipen und was sonst noch so geschlossen hat. Man kann ja immer argumentieren: Im Flugzeug darf man ohne Maske bei recycelter Altluft sitzen, im Theater dagegen nicht? Wenn man etwas zu essen bestellt, ist man weniger ansteckend, wie wenn man in der Kneipe sein Feierabendbierchen trinkt, oder was? Und zu Hundert auf der Hochzeit ist kein Problem, auf irgendeinem Konzert dagegen eine Katastrophe?

Nicht gelten lasse ich allerdings die Argumente, Bumsen sei vergleichbar vom Körperkontakt her wie ein Friseurbesuch. Beim Friseur kann zudem auch mal eine Streife vom Gesundheitsamt einen Blick durchs Fenster werfen und sich zumindest einen groben Überblick verschaffen, ob alles passt. Im Freudenhaus von Amts wegen mal eben ein "Bitte nur Doggystyle" fallen zu lassen, stelle ich mir schwierig vor.

Und mittlerweile geht es ja auch um die Nachverfolgung von Infektionsketten, und ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Freier im Hurenhaus brav seine tatsächliche Heimatadresse angibt, damit im Zweifelsfall in Gegenwart von Weib und Kinderschar das Handy klingelt: "Waren Sie innerhalb der letzten 14 Tage im Freudenhaus Anastasia? Bei einer gewissen Rosi?"

Und ganz am Rande spielt wahrscheinlich auch die vermeintliche "Moral" eine Rolle, weil es den Wählerinnen und Wählern wohl schwer zu verklickern ist, dass das Ballett-Ensemble der Staatsoper keine Hebefiguren proben darf, aber wildfremde Leute miteinander bumsen dürfen. Ich würde aber schätzen, dass hier praktische Überlegungen tatsächlich überwiegen.

Sexarbeiterinnen haben halt keine Lobby. Ich glaube nicht, dass das irgendwas mit Moral zu tun hat, denn schließlich gibt es genug Politiker, die sich für moralisch fragwürdige Industriezweige wie die Rüstungsindustrie einsetzen oder Dreckschleudern wie die Kohleindustrie unterstützen.

Es bringt aber nichts, sich für die Wiedereröffnung von SM-Studios einzusetzen, weil da sehr gerne Masken getragen werden und der Mindestabstand total gut eingehalten werden kann wenn man die lange Peitsche nimmt. Da winkt kein lukrativer Posten im Aufsichtsrat und nach der Politkarriere ist auch kein Job reserviert.

Du missverstehst leider ein Bordell und die Hygienevorschriften. Da ich beruflich eigentlich mein Kernmetier genau in den Bordellen, mit den Straßenprostituierten und deren Alltag darauf als soziale Instanz gelegt hatte ( hat sich aber jetzt etwas verändert ), weiß ich natürlich durchaus hautnah, was dort das Problem ist und welches auch zu Corona-Zeiten griffig ist.

Um Moral, Werte und irgendwelche abstrusen Vorstellungen der Politik, Bordelle lieber gänzlich zu schließen, weil ja grundsätzlich jede Frau dort gezwungen werden muss, um dort zu arbeiten, halte ich gar nichts. Denn wer die Kulissen nicht kennt, sollte von ganz oben mal lieber fein die Füße still halten. Denn das Problem, das sage ich Dir als eine der vielen sozialen Anlaufadressen der Mädels ist auch hausgemacht und vor allem politisch bis zur EU gemacht. Wer es kriminellen Zuhältern ohne Scheu so leicht macht, der muss sich über vermehrte Mädels ohne Hygienevorschriften und den Einhalt gesetzlicher Konformen nicht wundern, die nicht einmal die Schuldigen sind.

Zum Thema bezüglich Corona aber jetzt zurück. Hygiene in Bordellen? Ja, es gibt Regeln, woran sich alle halten müssen. Doch die Realität ist, dass insbesondere osteuropäische Mädchen sogar in Bordellen es ohne Kondome machen. Denn sie sind unter dem Druck ihrer Zuhälter ( ja zu viele Bordelle passen eben nicht auf, dass dort keiner hinter steckt ) und nehmen daher auch ekelhafte Angebote der Freier an, die eine schnelle Nummer für weniger Geld und ohne Gummi anprangern. Die wissen auch genau, wo dies möglich ist.

Solche Hygieneprobleme prüft der Staat zwar schon, aber dem hinter herzukommen, das ist gar nicht so leicht. Und selbst wenn das herauskommt, dann sitzt das Mädel am Straßenstrich und macht dort Selbiges. Hier ist es also nicht leicht mit Kondompflicht, am besten Erotik hinter einer Glasscheibe, Duschen, Fiebermesser & Co getan.

Der größte Teil der Bordelle versucht sich fernab von Zuhältern zu halten, aber zu viele Klientel, gerade bei uns im Pott sind in Rocker-Milieus sowie Clan-Strukturen, sodass da problemlos Mädels eingeschleust werden, die sich nicht an geltende Regelungen halten.

Und wer Dir erzählen mag, dass die Gesichter uninteressant sind, der kennt gewisse Praktiken nicht, die es bereits für 10,- Euro auf der Straße und für weniger als 30 Euro im Bordell zu ordern gibt. Alle Girls, die ich aus der Szene kenne, mit denen wir sozial gearbeitet haben usw haben mir schon immer gesagt, dass gerade die orale Erotik ein tägliches Business ist und das bedeutet in dem Falle direkt, Maske muss ab, anders geht’s ja nicht.

Wenn mich die Mädels aber sehen und mit mir reden, dann stelle ich fest, dass sie schon mit den Corona-Regeln und den Hygienevorschriften das Gefühl haben, dass die Politik es absichtlich macht. Sie glauben teilweise wirklich, dass man so die Bordelle aussterben lassen möchte, um das erotische Treiben zu verringern. Doch das wird nicht klappen. Es findet jetzt bereits hinter verschlossenen Türen, viel gefährlicher für die Frauen (auch gesundheitlich) und auf den Straßen statt. Trotz Corona.

Ich weiß ja nicht wie blumig du dir das vorstellst, aber da kannst du dir ja auch mal entsprechendes Bildmaterial ansehen, es gibt durchaus Sachen bei denen Gesicht eine wichtige Rolle spielt und auch nicht jede Stellung ist so weit weg, dass man sich nicht nahe kommen würde. Mit Maske kann ich mir das auch nicht vorstellen, wobei ich mir auch keinen bezahlten Liebesakt vorstellen kann.

Ich denke Moral spielt hier keine Rolle, sondern einfach nur der Versuch zu schützen und ich weiß gar nicht wie das nun geregelt ist, da ich mich nicht in solchen Kreisen bewegen, allerdings ist es ein Bereich, der nur sehr schlecht kontrolliert werden kann. Da ist einfach vieles geheim und daher wird es auch schwer die Hygiene zu beachten.

Ich bin durchaus dafür, dass man Bordelle generell geschlossen lässt und alles, was in Richtung Prostitution geht, auch verbietet und streng bestraft. Es ist doch eklig und menschenunwürdig, dass es sowas überhaupt gibt. Wenn Männer so notgeil sind, dass sie denken, sich Sex kaufen zu müssen, sollen sie halt ihre Hand und ein Taschentuch benutzen oder sich mal beim Psychiater vorstellen.