Blumenstrauß nach Gebrauch beerdigen oder entsorgen?
Eine Bekannte von mir ist in diesem Punkt ein wenig seltsam. Wenn sie einen Strauß Blumen geschenkt bekommt, wird sie immer ganz traurig. Sie ist der Ansicht, dass Blumen eben auch Lebewesen sind und dass man Blumen damit tötet, wenn man sie zu einem Strauß verarbeitet.
Wenn sie dann doch einen Strauß geschenkt bekommt und dieser dann nach einigen Tagen verwelkt und nicht mehr zu gebrauchen ist (kein Blumenstrauß hält ewig, selbst bei guter Pflege), dann veranstaltet sie immer eine Art Beerdigung mit Trauerzeremonie für die Blumen, weil ihr das eben so wichtig ist. Manchmal besteht sie auch darauf, dass ihre Freunde und Bekannten daran teilnehmen, weil ihr das wohl bei ihrer Trauerarbeit helfen würde. Mittlerweile ist das angekommen, dass sie so bei Blumensträußen reagiert und deswegen bekommt sie auch keine mehr, nur noch Topfpflanzen, wenn überhaupt.
Würdet ihr einen Blumenstrauß nach dem Gebrauch auch eher beerdigen oder direkt entsorgen? Könnt ihr das Verhalten meiner Bekannten nachvollziehen? Würdet ihr euch dazu nötigen lassen, an so einer Beerdigung für Blumen teilzunehmen oder wäre euch das zu bescheuert?
Mein Gott, deine Bekannte hat aber so einiges nicht mehr im Schrank. So einen Aufriss für einen Strauß Blumen zu machen, das ist nicht normal. Vor allem der Standpunkt das auch Blümchen Lebewesen sind und man sie damit tötet finde ich ziemlich seltsam... Was ist Rasen mähen für deine Bekannte? Das jüngste Gericht?
Was hast du für Bekannte? Das hört sich ja schon krank an und ich muss sagen, dass ich, wenn ich so eine Bekannte hätte, ihr auch ehrlich sagen würde, was ich davon halten würde. Denn sowas ist doch garantiert nicht normal. Wenn sie alleine meint, dass sie die Blumen begraben muss, ok, aber verlangen, dass andere auch daran teilnehmen und sie regelrecht Trauerarbeit leisten muss... das ist für mich krank.
Sorry, aber isst sie irgendwas? Isst sie Salat? Das sind auch Pflanzen. Isst sie Gemüse und Obst? Das sind auch alles Pflanzen. Trauert sie nach jedem Essen? Das ist für mich wirklich krank und ich würde ihr vorschlagen, dass sie sich helfen lassen sollte.
Ich finde Blumen sehr schön und bedaure oft, dass sie so schnell verblühen/verwelken, wenn sie abgeschnitten werden. Auch für mich sind es pflanzliche Lebewesen, die abgeschnitten in einer Vase schneller welken. Dann tun sie mir irgendwie leid, dass ihre Schönheit so schnell vergeht. Das heißt aber nicht, dass ich sie begrabe, sondern sie kommen in den Mülleimer.
Wie es andere Menschen gibt, die den Pflanzen gut zusprechen, damit sie schön wachsen, ist deine Bekannte über das Abschneiden der Blumen sehr traurig, weil das deren schnelleres Welken bedeutet. Wenn es jemand so sieht, würde ich ihn nicht verurteilen. Nur etwas zu weit hergeholt ist natürlich das Begraben der Blumen.
Dass gefragt wird, ob sie nach jedem Essen trauert, das Salat, Gemüse oder Obst enthält, ist zwar eigenartig, aber könnte eine Schlussfolgerung sein. Ich meine, dann sollte man lieber um die Tiere trauern, die man auf seinem Essteller zerkleinert zu sich nimmt. Denn die hatten kein so schönes Leben wie die Pflanzen.
Jedem das Seine, aber deiner Bekannten sollte man schon anraten, vielleicht mit einem Psychologen über ihre Probleme zu reden, die sie mit Trauerverarbeitung, Loslassen und Sterblichkeit bzw. Vergänglichkeit hat, um dies vielleicht aufzuarbeiten. Beerdigungen sind traditionell ein Ritual, um den Hinterbliebenen im Umgang mit dem nun dauerhaften Verlust und Fehlen der verstorbenen Person zu helfen. Auch bei Tieren, zu denen man eine feste Bindung hat, ist eine Periode des Abschiednehmens und der Trauer normal und notwendig, wahrscheinlich sogar gesund als psychologischer Abnabelungsprozess.
Deine Bekannte hingegen scheint ein grundsätzliches Problem mit dem Tod und der Vergänglichkeit von allem Lebenden zu haben. Auch mich interessiert die Frage, ob sie Vegetarierin ist, ob sie vegan lebt, ob sie bei ihren Mahlzeiten ähnliche Gefühlsprobleme hat, wie bei Blumensträußen. Ihre Reaktion ist mindestens ungewöhnlich, wenn nicht sogar krankhaft. Welche Bindung hat sie denn zu dem Blumenstrauß, der welk wird? Liegt es daran, we ihn geschenkt hat, oder macht es sie emotional fertig, zu wissen, dass die Blumen eingehen werden?
Dass sie auch noch andere in ihre verschrobene Ideenwelt miteinbeziehen möchte halte ich für problematisch. Kinder könnten z.T. verschreckt und traumatisiert werden durch diese extreme Art von Trauer. Ein schlechtes Gewissen wird bei jedem Teilnehmer vorherrschen, da man öfter Blumen "umbringt" oder umgebracht hat, weil man sie gepflückt hat oder ähnliches. Fast jeder wird damit Erfahrung haben. Ich würde mich daran nicht beteiligen, da ich nicht denke, dass ich in dem Falle meiner Bekannten was Gutes tun würde, in dem ich ihre problematischen Verhaltensweisen auch noch unterstütze.
Wie macht sie das denn, wenn Menschen oder Tiere sterben? Ich weiß nicht, wie sie es wohl aushalten mag, angesichts des gesamten Weltschmerzes, den sie verspüren muss. Schließlich leben wir in dem Bewusstsein, dass tagtäglich tausende von Leben ausgelöscht werden, natürlicher- und unnatürlicherweise, von Tieren, Menschen und Pflanzen. Wenn sie das Ganze durchdenkt, kann es sein, dass sie an einen Punkt stößt, der sie fast zerreißt vor Trauer, da sie bereits bei Blumen solche Schmerzen zu empfinden scheint. Ich hoffe für deine Bekannte, dass sie einen gesünderen Umgang mit dem Thema lernen kann!
Natürlich kann ich es verstehen, wenn man sich der Sinnlosigkeit dessen bewusst ist, wenn man sich Blumen hinstellt, die nach einer kurzen Weile verwelken. Wobei ich dennoch nicht verstehen kann warum man deswegen eine Art Beerdigung für die Blumen machen muss. Es ist dann eben so und dann muss man damit leben, dass der Blumenstrauß nicht mehr schön ist.
Ramones hat geschrieben: Wobei ich dennoch nicht verstehen kann warum man deswegen eine Art Beerdigung für die Blumen machen muss. Es ist dann eben so und dann muss man damit leben, dass der Blumenstrauß nicht mehr schön ist.
Genau das stimmt! Man muss lernen, damit zu leben, dass nicht alles perfekt und neu und unversehrt ist. Was mir noch einfällt ist, dass viele Menschen auch eine Art "Beerdigung" machen, wenn sie ihre welken Pflanzen in den Kompost geben. Vielleicht würde deiner Bekannten auch der Gedanke helfen, dass Kompostierung wichtig ist für den Kreislauf des Lebens, da die Pflanzen, die nun nicht mehr lebendig sind dem Wachsen zukünftiger Blumen und Pflanzen dienen können.
Insgesamt ist es einfach eine Frage der Ansichtsweise, was normal und natürlich ist, und ob man diese reellen Tatsachen auch akzeptieren kann. Die Blumen wären ja auch eingegangen, zumindest nach einer Weile, auch wenn man sie auf der Wiese hätte stehen lassen. Wäre das für sie ebenfalls ein Grund zur Trauer, oder ist es der Akt des Abschneidens, damit wir Menschen uns erfreuen, der, den sie als inakzeptabel ansieht?
Dieses Verhalten ist für mich nicht nachvollziehbar. Sie kann das ja gerne machen, aber verstehen tue ich das nicht. Dann müsste sie auch Apfelstiele und Melonenkerne beerdigen. Da hätte sie täglich eine Zeremonie abzuhalten. Wenn man Blumen auf dem Kompost entsorgt, sorgt man ja auch dafür, dass die Blumen im Kreislauf des Lebens bleiben.
So ein extremes Verhalten sehe ich kritisch, es entspricht in meinen Augen nicht der Natur des Menschen, der ja gewisse Lebensformen braucht und vernichten muss, um selber zu überleben. Auch Pflanzen wurden schon immer zum Beispiel als Körperschmuck und wahrscheinlich sogar als Schmuck für die Höhle benutzt, vielleicht auch als Grabbeigabe auf Beerdigungen.
Ich habe einen Garten, da müsste ich ja dann jedes Mal eine Trauerfeier veranstalten wenn ich einen Löwenzahn aus dem Beet entferne, wenn ich einen Busch zurück schneide oder wenn ich Gemüsepflanzen vor dem Winter komplett entfernen muss weil sie den Frost nicht überleben würden.
Ich bin aber auch kein Fan von Blumensträußen. Die sind oft genauso teuer oder sogar teurer als Topfpflanzen, aber haben nur eine kurze Haltbarkeit. Natürlich gibt es Leute, die mit Topfpflanzen nichts anfangen können und die sich über einen Blumenstrauß mehr freuen, aber bei mir ist ein kleiner Kaktus willkommener als ein großer Strauß Rosen.
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