Bis zu welchem Verwandtschaftsgrad habt ihr Kontakte?

Eine meiner Freundinnen hat nicht sehr viele Verwandte, weil sie ein Einzelkind ist und auch in ihrer Verwandtschaft einige kinderlose Menschen beziehungsweise Menschen mit wenigen Kindern sind. So pflegt sie sogar enge Kontakte zu ihrer Großtante und einer Cousine zweiten Grades.

Ich komme aus kinderreichen Familien. Ich habe viele Onkel und Tanten, die teilweise weit entfernt wohnen. Meine schon lange verstorbene Oma hatte dreizehn Geschwister, von denen ich kein einziges persönlich kenne. Meine Mutter hatte sechs Geschwister, mein Vater acht. Selbst zu Cousinen oder Cousins, die nicht weit weg wohnen, pflege ich keine Kontakte. Mir reichen meine Geschwister und deren Kinder.

Bis zu welchem Verwandtschaftsgrad habt ihr Kontakte? Kennt ihr beispielsweise eure Großtanten und Großonkel? Gibt es große Familienfeste? Bis zu welchen Verwandtschaften werden die Leute eingeladen? Könnte man eure Familie im weitesten Sinne als einen Familienclan bezeichnen?

Also zunächst einmal muss man in meinem Fall festhalten, dass zwischen "kennen" und "Kontakt pflegen" in meiner Verwandtschaft ein großer Unterschied besteht.

Väterlicherseits ist es so, dass mein Vater vier Geschwister hat bzw. hatte. Ich kenne alle meine Tanten und Onkel, ich kenne meine Cousins und Cousinen und von einem Cousin auch dessen Kinder. Der Kontakt beschränkt sich allerdings auf ein Minimum und die persönlichen Treffen finden schätzungsweise alle 5 Jahre statt, meist leider zu so Anlässen wie Beerdigungen. Außer den Geschwistern kannte ich auch noch seine Mutter - meine Oma -, welche aber leider bereits 1997 verstorben ist. Ansonsten habe ich mal ein paar Namen wie z.B. "Onkel Max" gehört, aber von kennen bzw. Kontakt kann man da nicht sprechen.

Mütterlicherseits ist es so, dass meine Mama einen Bruder hat. Auch hier kenne ich sowohl meinen Onkel als auch Tante und deren beide Kinder. Zu meiner 8 Jahre jüngeren Cousine habe ich hin und wieder mal über Facebook Kontakt meinen 12 Jahr jüngeren Cousin kenne ich auch, habe aber seit Jahren gar keinen Kontakt und würde ihn vermutlich auf der Straße nicht erkennen. Ansonsten lebt meine Oma noch und diese hatte auch drei Geschwister. Die Großtanten und -onkel kenne ich auch alle, allerdings lebt inzwischen auch nur noch ein Teil davon und ich sehe diese schätzungsweise auch alle 2-3 Jahre mal.

Zu runden Geburtstagen war ich in den letzten Jahren schon hin und wieder mal auf größeren Familienfeiern eingeladen bzw. auf der Hochzeit meines Bruders. Ich selbst handhabe es allerdings bisher so, dass ich lediglich die Familie meines Bruders und meine Mutter mit Partner einlade wenn es um Feiern bzgl. mir oder meiner Tochter geht. Würden mein Partner und ich uns doch noch zu einer Hochzeit entschließen, würde diese vermutlich auch im ganz kleinen Kreis stattfinden. Ein Familienclan sind wir also definitiv nicht.

Sagen wir mal so, ich kenne sie alle, aber wirklich Kontakt habe ich nur zu wenigen Leuten. Die haben ja auch kein Interesse an mir, also warum sollte ich mich da großartig bemühen. Wobei auch jeder freundlich ist, wenn man sich dann nach langer Zeit mal wieder sieht, aber man braucht sonst eben nicht den Kontakt zueinander. So habe ich nur ab und zu Kontakt zu meinen Onkeln und Tanten, das war aber schon immer so. Die habe ich dann immer nur zu irgendwelchen Feiern gesehen und das ist eben heute auch noch so. Man gratuliert sich und so weiter, aber mehr dann auch nicht. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, es hat ja jeder sein eigenes Leben.

Ich kenne auch sonst alle, aber ich finde man sollte sich durchaus aussuchen mit wem man wirklich etwas zu tun haben will und mit wem nicht. Das kann man ja als erwachsene Person und manche Menschen haben eben nicht so viel mit einem gemeinsam oder man findet sich einfach nicht in die Unendlichkeit sympathisch.

Meine unmittelbare Familie ist winzig und fortpflanzungsunwillig. Wenn man unter "Kontakt" versteht, dass ich zumindest grundlegend informiert bin, was die Leute so treiben und wie es ihnen geht, beschränkt sich der Verwandtschaftsgrat auf meinen Vater, Geschwister und die beiden Nichten.

Die noch ältere Generation ist schon nicht mehr unter uns, und meine diversen Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen im Alter auch schon zwischen 30 und 70 plus. Und selbst in meiner Kindheit und Jugend war der Kontakt nicht sonderlich eng. Manche konnten mich schlicht nicht besonders gut leiden, andere haben weit weg gewohnt. Und wenn mir jemand die prägenden ersten 15 oder so Jahre meines Lebens vermittelt, dass ich nur ein nerviges Etwas bin, werde ich den Teufel tun und 25 Jahre später auf einmal den Kontakt suchen, weil es Onkel Eberhard oder Tante Hildegard nicht mehr lang machen.

Diverse Großtanten, Cousins und Cousinen meiner Eltern und so weiter habe ich in meiner Kindheit auch gar nicht gekannt. Erst bei der Beerdigung meiner Mutter vor etlichen Jahren sind ein paar Leute aufgetaucht, die ich im Leben noch nicht gesehen hatte, und bei denen man mir flüsternd mitteilen musste: "Das ist die Tochter der Cousine deiner Mutter, die ist extra aus Frankfurt angereist." Ich kenne es also gar nicht anders, als eine winzige Kernfamilie zu betreiben und den Rest ihr Ding machen zu lassen. Das Desinteresse ist eindeutig gegenseitig.

Ich habe tatsächlich nur zu meinen nächsten Verwandten Kontakt, also zu meinem Mann und meinem Kind und dann noch zu meinen Eltern. Geschwister habe ich keine, da ich Einzelkind bin. Zu Onkel und Tanten besteht kein Kontakt und diejenige Oma, die ich noch habe, kenne ich auch gar nicht wirklich. Ich habe sie nur als Kind mal gesehen. Da sie aber absolut kein Interesse an mir oder auch an ihrem Kind - meiner Mutter - hat, wird sich das auch nicht ändern.

Meine Eltern sind auch sehr speziell, was andere Kontakte angeht. Sie sind sehr schwierige Menschen, streiten und zanken sich schnell mit anderen und wittern überall Ungerechtigkeit für sich und eine Bedrohung. Alle anderen Menschen sind für sie schlecht und sobald jemand mal einen Fehler macht, wird dieser nicht verziehen. Sie machen auch nur ungern etwas für andere, wenn sie dafür keine direkte Gegenleistung erhalten. Von daher gibt es diesbezüglich keinen Kontakt zu ihren Geschwistern. Mit dem Bruder meines Vaters hatten sich meine Eltern noch einigermaßen gut verstanden und ich hatte danach zufolge auch Kontakt zu ihm, wobei dieser aber leider vor nicht allzu langer Zeit gestorben ist.

Ich finde es schade und traurig, quasi nur meine Eltern zu haben. Allerdings kenne ich es nicht wirklich anders, da es schon in meiner Kindheit so war, dass meine Eltern immer so ein schwieriges Verhältnis zu ihren Verwandten hatten und ich da auch nie die Gelegenheit hatte, Nähe aufzubauen. Früher hatte ich noch meine eine Oma, aber auch die ist irgendwann gestorben.

Bei meinem Mann ist es fast gleich. Auch er hat quasi nur noch Kontakt zu seinen Eltern und das auch gar nicht mal so viel. Dafür konzentrieren wir uns allerdings voll und ganz auf unsere eigene Familie und unsere Kinder, die uns alles geben, was wir brauchen. Ansonsten haben wir auch noch einen großen Freundeskreis, so dass es uns grundsätzlich nicht an Kontakten fehlt.

Von meinem Vater her haben wir auch eine recht große Verwandtschaft und ich habe sogar zu den meisten Leuten Kontakt. Das hat aber mit einer Erbengemeinschaft über landwirtschaftliche Flächen zu tun. Ich musste mich vor ein paar Jahren mit dem Thema und eben mit den Kontakten auseinander setzen und seit dem pflege ich auch mit einer Cousine meines Vaters einen engeren Kontakt, obwohl wir uns noch nie begegnet sind.

Mit anderen Verwandten ist auf Grund dieser Erbengemeinschaft auch ein sporadischer Kontakt vorhanden. Und die Verwandtschaftsgrade sind da schon sehr weitläufig. Da wir aber auch von Hamburg bis nach Baden-Baden verteilt sind, kennen sich die wenigsten Verwandten persönlich bei uns.

Ich persönlich habe eine sehr große Familie mit vielen Verwandten. Meine Eltern haben beide viele Geschwister und auch deren Kinder und Enkelkinder gehören zu meiner Familie. Ich habe demnach viele Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen, die teilweise in Deutschland und teilweise im Ausland leben. Wir haben regelmäßig große Familienfeste, wie zum Beispiel Geburtstagsfeiern, Taufen oder auch Hochzeiten. Dabei werden meistens alle Verwandten eingeladen, auch die, die weiter weg wohnen.

Ich persönlich finde es sehr schön, eine große Familie zu haben und viele Verwandte zu kennen. Ich denke, dass man dadurch auch eine gewisse Verbundenheit und Zusammengehörigkeit spürt. Es ist schön, zu wissen, dass man viele Menschen hat, auf die man sich in schwierigen Zeiten verlassen kann.

Allerdings kann ich auch verstehen, dass manche Menschen nicht so viele Verwandte haben oder keinen großen Wert darauf legen, diese zu kennen. Es kommt immer darauf an, was einem wichtig ist und wie man aufgewachsen ist. Ich denke nicht, dass man eine Familie im weitesten Sinne als Clan bezeichnen kann, da es bei uns keine hierarchischen Strukturen gibt und jeder für sich selbst entscheidet, wie eng er seine Kontakte zu anderen Familienmitgliedern gestaltet.