Bis 2019 keine Papiertickets mehr für Bus und Bahn?
Dobrindt, der Verkehrsminister, will Papiertickets bis zum Jahre 2019 überflüssig machen und nur noch digitale Tickets einführen. Diese Tickets sollen auch zum Parken oder für die Mietwagen nutzbar sein, wenn ich das hier richtig verstanden haben. Ich frage mich aber, was die Leute machen, die kein Handy haben. Es gibt immer noch Menschen, die Smartphones nicht mögen und eben auch mit dem Internet nicht so gut zurecht kommen.
Wie findet ihr das? Denkt ihr, dass man eben mit der Zeit gehen muss und dass man eben sich auch anpassen muss und dann ein Smartphone anschaffen muss? Findet ihr es gut, dass es bald keine Papiertickets mehr geben soll?
Es gibt ja auch so Karten, die man dann immer wieder aufladen kann. So wird das beispielsweise in Paris mit der Wochenkarte gemacht. Das wäre ein besseres Modell. Wenn das Ganze an ein Smartphone gekoppelt ist finde ich es auch schwachsinnig, immerhin hat das nicht jeder und es ist auch nicht für jeden erschwinglich. Mit solchen Karten würde man das Problem aber nicht haben.
Dort steht ja nicht, dass man sich ein Smartphone anschaffen muss, sondern lediglich, dass es bald nur noch elektronische Fahrkarten geben soll. Und zwar im Checkkartenformat. Das heißt, dass man sich so ein Teil kauft und dies statt Papier in der Hand hält. Die Handy-App wäre eine zusätzliche Option.
Dies würde ich im Prinzip begrüßen, solange die Datenschutzrichtlinien eingehalten werden, was ich allerdings bezweifle. Es würde zumindest dafür sorgen, dass dieser Stau beim Fahrer nicht mehr da wäre, der durch den Bezahl- und Vorzeigevorgang ausgelöst wird und damit immer viel Zeit kostet. Wie so alles in der Technik wird es Fluch und Segen zugleich sein. Man wird wahrscheinlich als Bürger noch transparenter, aber alles wird noch besser organisiert sein.
Gestern im Fernsehen wurde gesagt, dass es alles mit Smartphone und Internet gekoppelt werden soll. Man kann zu Hause über Laptop oder PC alles erledigen oder eben mit dem Smartphone. Aber da man auch spontan mal mit dem Bus fährt, braucht man eben das Smartphone. Ich finde das nicht gut, weil ich auch ehrlich bin, dass ich mich mit dem ganzen Quatsch gar nicht so richtig beschäftigen will. Es kann ja auch mal sein, dass das Smartphone verrückt spielt, dass das Akku leer ist oder eben die Internetverbindung nicht funktioniert.
Ich habe darüber heute Morgen gerade einen Artikel in der Zeitung gelesen und da war explizit auch von wiederaufladbaren Chipkarten die Rede. Mit diesen Karten kann man auch ganz normal am Automaten Tickets kaufen, nur wird dann eben kein Stückchen Papier ausgespuckt sondern das Ticket wird auf der Chipkarte gespeichert. Damit müssten Technikverweigerer ohne Smartphone eigentlich klar kommen, das ist nicht komplizierter als ein Papierticket.
Der Sinn und Zweck dieser Aktion ist wohl vor allem, dass es ein einheitliches System in ganz Deutschland geben soll. Das hat gerade für Leute, die mit moderner Technik nicht gut klar kommen, den großen Vorteil, dass sie egal wo sie hin kommen direkt verstehen, wie sie ein Ticket kaufen können. Und wenn man im Grenzbereich zwischen zwei Verkehrsverbünden wohnt würde das Leben auch deutlich einfacher werden.
Bleibt die Frage mit der Zuverlässigkeit der Technik. Ich nutze die elektronischen Tickets der Deutschen Bahn schon relativ lange über unseren Firmenaccount und inzwischen auch privat, weil das wirklich einfach ist und natürlich Papier spart. Ich habe es schon mehrmals erlebt, dass ein Schaffner mein Ticket nicht scannen konnte mit seinem Gerät, obwohl ich inzwischen weiß, wie man die Helligkeit am besten einstellt an seinem Smartphone.
Er kann das dann manuell eingeben, aber was wäre, wenn mein Akku tatsächlich einfach leer wäre? Und wäre das nicht auch eine tolle Ausrede für Schwarzfahrer und damit ein ziemlicher Verwaltungsaufwand wenn die Tickets später vorgelegt und geprüft werden müssen? Das würde dann wohl darauf hinaus laufen, dass man wie bei uns nur noch vorne einsteigen kann und sein Ticket direkt entwerten muss um mitfahren zu können.
Davon abgesehen finde ich es übrigens völlig legitim, dass man ab einer gewissen Verbreitung einer neuen Technik davon ausgeht, dass alle diese Technik nutzen oder dazu Zugang haben können. Man kann nicht ewig auf eine immer kleiner werdende Minderheit Rücksicht nehmen und den Fortschritt zurück halten.
Cloudy24 hat geschrieben:Davon abgesehen finde ich es übrigens völlig legitim, dass man ab einer gewissen Verbreitung einer neuen Technik davon ausgeht, dass alle diese Technik nutzen oder dazu Zugang haben können. Man kann nicht ewig auf eine immer kleiner werdende Minderheit Rücksicht nehmen und den Fortschritt zurück halten.
Ab einer gewissen Verbreitung, ja. Aber ich finde nicht, dass wir 2019 schon so weit sind. Meine Mutter wird dann beispielsweise 70 Jahre alt sein, sie ist 1949 geboren. Sie hat Smartphones im Rentenalter kennengelernt. Kann man wirklich verlangen, dass sie mit dieser wirklich noch sehr neuen Technik klarkommt? Dass sie sich ein Smartphone kauft, nur um Bustickets kaufen zu können?
Und gleichzeitig gibt es Debatten über Armut und Überalterung der Gesellschaft. Das passt für mich einfach nicht zusammen. Smartphones sind weit verbreitet, aber sie sind immer noch ziemlich neu, ziemlich teuer und es gibt - wenn man nicht auf Apps und das Internet angewiesen ist - die günstige Alternative Handy. Ein Handy kann man mittlerweile voraussetzen. Aber das erste marktrelevante Smartphone kam 2007 raus.
Aber wenn es das Smartphone nicht die einzige Möglichkeit ist, um sich ein elektronisches Ticket zu kaufen, ist das Problem ja gelöst. Und durch die bundesweite Vereinheitlichung bräuchte jeder also nur eine Chipkarte, nicht für jeden Kurzurlaub in einer anderen deutschen Stadt eine neue. Das würde wirklich einiges vereinfachen.
Es muss dann nur noch die Möglichkeit geben, dass Touristen ihre Chipkarten am Ende ihres Urlaubs am Automaten, im Zug oder am Flughafen abgeben können. Ansonsten fliegen die massenweise in den Müll oder um die Welt.
Bienenkönigin hat geschrieben:Es muss dann nur noch die Möglichkeit geben, dass Touristen ihre Chipkarten am Ende ihres Urlaubs am Automaten, im Zug oder am Flughafen abgeben können. Ansonsten fliegen die massenweise in den Müll oder um die Welt.
Je nach System ist das nicht schlimm. Ich habe seit Jahren eine Oyster Card für die Londoner Verkehrsmittel in meinem Geldbeutel. Das ist im Prinzip einfach eine Guthabenkarte und weil das Guthaben nicht verfällt kann man die Karte bei seinem nächsten Besuch direkt wieder nutzen. Ich glaube man kann die Karte aber auch an einer Verkaufsstelle abgeben und sich den Restbetrag auszahlen lassen wenn man nicht plant wieder zu kommen oder die Karte nicht aufbewahren möchte.
Ich kann dem nichts abgewinnen, dass immer mehr auf die Digitalisierung gesetzt wird und dabei immer mehr Gruppen ausgeschlossen werden. Zum einen kann sich nicht jeder ein Smartphone leisten, andere kommen mit der Technik nicht mehr zurecht. Was ist dann mit denen? Dürfen dies dann keine Busse und Bahnen mehr verwenden oder macht man für sie eine Ausnahme? Auch wenn man dann ankommt mit Chipkarten, auch genau das gleiche kaum jemand im Alter kommt damit noch zurecht, geschweige denn mit den Automaten.
Sehe ich doch hier schon am Bahnhof. Fast täglich werde ich angesprochen, ob ich helfen kann ein Ticket zu ziehen. Nicht selten sind das Menschen die 70 Jahre und älter sind, die das nicht mehr hinbekommen und der Schalter macht auch erst um 10 Uhr auf. Sprich wer vorher fahren möchte und keine Karte hat, der muss an den Automaten gehen. Im Prinzip sind das wenige Klicks, aber auch wenn ich es hundert mal erkläre bleibt davon nichts hängen. Tickets im Internet kaufen? Würden diese gar nicht hinbekommen und diese Herrschaften haben noch nicht einmal ein normales Handy, was sollen diese dann mit einem Smartphone. Ich habe auch meine Zweifel, dass diese mit einer Guthabenkarte anstatt Bargeld dann am Automaten alleine ihre Fahrkarte kaufen könnten, die dann noch elektronisch ist und weitere Probleme mit sich bringt.
Ich halte davon rein gar nichts, wenn man sich nur noch auf die Technik verlässt. Was ist denn, wenn das Smartphone defekt ist, der Auslesegeräte vom Schaffner und sonstiges? Dann greift man auch wieder auf das alte Mittel mit dem Papier zurück und man hat schon in anderen Bereichen gesehen, dass es rein gar nichts bringt wenn man alles in die elektronische Form zwingen möchte, da damit auch wieder bestimmte Gruppen ausgeschlossen werden. Dort hat man die Fristen dann entsprechend soweit verlängert, bis sich die meisten von alleine erledigt haben sprich die Alten bis diese unter der Erde liegen.
Ich frage mich immer, warum man das Rad neu erfinden muss, wenn es bereits richtig gute Ansätze gibt, die man nur übernehmen muss. Ich habe eine Monatskarte des örtlichen ÖPNV und das Dingen ist absoluter Schrott. Solche Karten gibt es nur im Abo und ansonsten nicht. Mit der Karte kann ich genau in meinem gewählten und bezahlten Bereich fahren. Möchte ich den verlassen, muss ich ein Zusatzticket in Papierform oder ein Handyticket kaufen. Mehr als beim Einsteigen scannen geht mit dem Ding nicht.
Ich habe aber auch ein Ticket eine niederländischen Verkehrsverbundes. Das ist auch eine niedliche Karte. Ich könnte das Ding auf mich registrieren lassen und es mit meinem Konto verbinden. Das muss ich aber nicht, deshalb ist meine Karte anonym und wird bei Bedarf am Automaten aufgeladen. Müll gibt es auch nicht, denn die Karte kostet Pfand. Möchte ich sie irgendwann einmal nicht mehr haben, kann ich mir am Automaten das Restguthaben und das Pfad in Höhe von 20 Euro auszahlen lassen. Aus Bequemlichkeit wirft man das Teil also eher nicht weg,
Und obwohl diese Karte anonym ist, kann ich damit auch ein Leihrad anmieten, für mein eigenes Fahrrad einen bewachten Stellplatz am Bahnhof bezahlen und muss nie nachdenken, wie und wann ich fahre. Scannen, einsteigen, fahren, aussteigen und scannen, fertig. Der Betrag wird vom Guthaben abgezogen, wenn ich regelmäßig dieselbe Strecke fahre oder sonst einen vergünstigten Tarif nutzen könnte, dann wird das automatisch berechnet. Reicht mein Guthaben beispielsweise für die Fahrt mit einem Fernzug nicht aus, wird mir das beim Einchecken angezeigt und ich lade eben die Karte.
Dieses Modell könnte man locker auch mit Leihwagen, Parkhäusern und noch ganz vielen anderen Dingen kombinieren. Und das mit einer Karte, die ich anonym nutzen kann. Sicher kann man das Bewegungsprofil der Karte auslesen. Aber wer das Ding nun genau nutzt, ob eine oder mehrere Personen sind, das bleibt ungewiss.
Ich bin eine strikte Gegnerin dieser gesamten Digitalisierung. Ich behaupte nicht in einer Silbe, dass sie vieles nicht sehr einfach macht, aber leider sind die Menschen von ihr auf die Dauer abhängig und bei Problemen führt es regelmäßig zu Ärgernissen, Massenpaniken und eben eine Art gläsernen Kasten, auf den ich keinen Wert lege.
Alles wird digitalisiert. Die Bürgerämter und Ämter sind das beste Beispiel. Es mag am Ende schneller gehen alles, aber wenn die Computer ausfallen, bleiben die Geschäftsstellen oftmals verschlossen, die Termine können nicht wahrgenommen werden usw. Das sind alles Mankos der Digitalisierung, die ich für fraglich halte, weil man immer bedenken muss, dass es früher auch anders ging und wenn man so verblendet digitalisiert, dass alte Maßnahmen nicht mehr erlernt werden, dann steht man manchmal vor freien Tagen und den Ärger der Kunden.
Dasselbe kann ich mir vorstellen, wenn die Tickets auf dem Smartphone nicht abrufbar sind, weil da wieder das Handynetz spinnt. Andere haben keine Smartphones und andere wollen sie nicht. Andere wiederum wollen einfach nicht, dass man ständig digitalisiert auf alles gucken kann, Leute dadurch Daten über einen Sammeln können, teuer verkaufen und mit Werbung zugeknallt werden.
Mein Freund hat sein Konto, seine Kreditkarte usw. alles gekündigt. Der hat dem ganzen auch den Kampf angesagt. Er hat da kein Bock mehr drauf. Sein Chef zahlt wieder viele bar aus usw. Ihm geht das Digitalisieren nämlich auch auf den Senkel, weil sie das wohl als Kontrolle empfinden.
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