Bildungslücken bewusst im Alter schließen?

Jeder von uns hat Fachgebiete oder allgemein Bereiche, in denen er sich besser auskennt und in denen er sich schlechter auskennt. So gibt es Menschen, die sind in Bio gut und in Mathe schlecht. Meistens ist es so, dass man sich irgendwie durch die Schulzeit mogelt und das so hinnimmt. Ich kenne aber auch Menschen, die sich mit 30 noch hinsetzen und gezielt diese Lücken, die sie haben, schließen.

Ein Kumpel zum Beispiel war immer schlecht in Mathe und er hat sich nun vorgenommen, in Mathe sein Wissen aufzubessern. Er hat einen Kurs belegt, um alle seine Lücken zu schließen. Beruflich wäre das gar nicht notwendig. Er will es einfach für sich machen. Haltet ihr so etwas für sinnvoll oder gut? Würdet ihr das auch machen? Welche Motive sprechen dafür, bewusst Bildungslücken zu schließen?

Also gerade mit Mathe könnte man mich jagen. Wenn ich das nicht auffrischen müsste um beispielsweise dem Nachwuchs einige Sachen in der Schule zu erklären, dann würde ich das auch gar nicht auffrischen und eventuelle Lücken schließen.

Für mich kommt es immer darauf an, welchen Sinn ich mir verspreche. Ich würde das nie aus Langeweile machen, sondern das Schließen einer Lücke muss für mich schon einen Sinn haben. Ich meine, wenn mich das Thema eh schon brennend interessieren würde, dann ist das ja was anderes, da schließt man die Bildungslücken sehr schnell und da muss man auch nichts nachholen.

Ich würde höchstens mal Lücken im Fremdsprachen-Wortschatz schließen, damit ich mich besser mit den Schwiegereltern unterhalten kann. Oder eben einige Lücken schließen, wenn die Kinder später in entsprechenden Schulfächern Probleme haben sollten. Ansonsten hat das für mich keinen Sinn, wenn das weder private noch berufliche Vorteile bringt und mich auch nicht wirklich interessiert thematisch.

Grundsätzlich ist man sein ganzes Leben lang lernfähig, solange es die Gesundheit zulässt. Ich lerne ständig dazu. Einerseits bilde ich mich beruflich weiter und andererseits lerne ich einfach aus Interesse an bestimmten Themen bzw. Fächern Neues dazu.

Es gibt viele Gründe, warum Lernen (auch im Alter) wichtig und sinnvoll ist. Beruflich gesehen ist es immer gut sich zu bilden. Möglicherweise möchte man sich irgendwann beruflich verändern. In diesem Fall kann ein gutes Allgemeinwissen oder spezielle Fachkenntnisse sehr hilfreich sein.

Auch für die eigene Persönlichkeit ist es gut, wenn man dazulernt. Jeder Mensch eignet sich bestimmte Verhaltensmuster an. Durch neues Wissen erkennt man oftmals, dass ein Verhalten, welches man früher als gut empfunden hat, verändert bzw. korrigiert werden sollte. Wer lebenslang lernt, achtet auch darauf, seinen eigenen Charakter konstruktiv weiterzuentwickeln.

Letztendlich ist es auch für das Gehirn sehr wichtig regelmäßig aktiv zu sein. Mit der Kombination aus körperlichen Bewegung, geistige Aktivitäten und gesunder Ernährung hat man gute Chancen auch im Alter gesund zu sein. Auch deshalb würde ich mich regelmäßig weiterbilden. Schließlich ist man selbst dafür verantwortlich, ob man später im Alter noch geistig fit ist.

Im Alter hat man die Zeit dafür und vielleicht auch am ehesten die Erkenntnis dass man bei bestimmten Dingen doch noch etwas aufrüsten könnte. Mich wundert das also nicht besonders, ich halte das für völlig normal.

Unter meinen Kollegen sind etliche Rentner und die machen tatsächlich viel für ihr Allgemeinwissen und natürlich auch für die geistige Beweglichkeit. Einer hat sich zum „Computerspezialisten“ entwickelt und zwei andere haben sich in Universitäten eingeschrieben um Philosophie, Geschichte oder Architektur zu studieren. Das finde ich richtig Klasse weil es ja auch mit einem gewissen Aufwand verbunden ist und dort auch Prüfungen und Hausaufgaben anstehen.

Ich selber würde auch gerne mehr machen, mir fehlt aber noch die Zeit dafür. Früher war ich sehr bildungshungrig. Ich kann mich noch daran erinnern dass ich während meiner Armeezeit merkte wie ich langsam durch das Umfeld verblödete und etwas dagegen unternehmen wollte.

So besorgte ich mir ein kleines Taschenbuch mit unzähligen Fremdwörtern samt ihren Erklärungen und immer wenn ich auf Wache stand (das war eigentlich jeden Tag) lernte ich stundenlang die Seiten auswendig. Das war sehr produktiv und eigentlich profitiere ich davon heute immer noch.

Bei mir würde es auch darauf ankommen, inwiefern das Schließen von Bildungslücken nun für einen weiteren Sinn für mich hätte und ob ich nun generell interessiert daran wäre oder nicht. Gerade in Mathe weise ich schon große Bildungslücken auf, obwohl ich Abitur habe. Allerdings habe ich so gut wie alles schon wieder vergessen, was aber auch gut so ist. Ich habe mir vorgenommen, mich nie wieder mit diesem Mist herumzuplagen. Man müsste mir wirklich viel bieten, damit ich mich noch einmal intensiv mit Mathe auseinandersetzen würde. Von daher bin ich gar nicht interessiert daran, diese Bildungslücke zu schließen.

Wenn ich weiß, dass mir etwas jedoch Vorteile verschaffen würde oder wenn mich etwas wirklich interessiert, dann habe ich auch Lust darauf, diese Bildungslücken zu schließen. Gerade dann, wenn ich genau weiß, was ich damit anfangen kann und Interesse zeige, dann macht mir das Lernen ja auch Spaß und ist nicht wirklich schlimm für mich.

Ich finde, dass man so etwas jedoch nicht nur im Alter machen muss. Ich stoße immer wieder auf Themen, mit denen ich mich nicht wirklich gut auskenne, die mich an sich aber so sehr interessieren, dass ich mich intensiver damit auseinandersetzen möchte. Das mache ich auch, indem ich Recherchen betreibe und vielleicht sogar auch aktiv lerne.