Bilder von Frauen nach der Geburt - was ist das Ziel?

In den letzten Monaten habe ich bereits einige Fotoserien und Artikel in Zeitschriften, im Internet und im Fernsehen verfolgt, die sich damit beschäftigt haben, dass Frauen mit ihren Kindern nach der Geburt fotografiert wurden. Das ist inzwischen offenbar irgendwie Mode. Die Titel solcher Fotos wollen immer betonen wie toll es ist Mutter zu sein und wie schön solche Bilder sein können.

Ich selbst habe mich aber dennoch immer gefragt, was diese Fotos eigentlich bewirken sollen. Denn schön sehen die Frauen meiner Meinung nach meistens nicht aus. Sie sind glücklich, weil sie ein Kind haben, aber der Körper sieht eher etwas missgestaltet aus und viele der Frauen haben Übergewicht?

Was also ist das Ziel solcher Fotos? Soll damit einfach der Selbstbewusstsein der Frauen bestärkt werden, da viele Frauen keine Kinder haben wollen, aus Angst, dass ihr Körper missgestaltet wird? Erreichen diese Fotos am Ende dann aber nicht das Gegenteil, da man auf vielen dieser Bilder Dinge sehen kann, die man eigentlich nicht haben möchte? Was denkt ihr, was diese Fotos bewirken sollen und wie wirken sie auf euch?

Ich denke, mit diesen Fotos richten sich die Frauen vor allem an junge Mütter, die kurz nach der Geburt unter ihrer Figur leiden. Es war eben bisher ein Tabuthema und die Frauen haben alleine darunter gelitten. Dabei ist es immer einfacher, zu wissen, dass es anderen Müttern ganz genauso geht.

Wenn man keine Vergleiche hat und sich sonst niemand beschwert, denkt man ja, dass man ganz besonders schlimm getroffen wurde. Hinzu kommen die Promi-Mütter, die sich gleich nach der Geburt mit einem Fitnesscoach wieder in Form bringen, was Normalsterbliche eben nicht können. Aber dadurch entsteht der falsche Eindruck, dass man sofort nach der Geburt wieder super aussehen muss.

Diese Fotos von Normalsterblichen räumen damit auf und gehen dagegen an. Man sieht eben nicht super danach aus. Und vor allem auch: es ist egal, dass man nicht so super aussieht. Aussehen ist nun wirklich nicht alles. Wenn man seine Einstellung zu seinem Körper ändert und ihn nicht so wichtig nimmt, kommt man auch mit den geburtsbedingten Makeln besser zurecht.

Was ist denn schön? Der tollste Körper nützt nichts, wenn der Mensch sich in seiner Haut wohlfühlt oder einfach keine Ausstrahlung besitzt. Frauen nach der Geburt sind für mich wunderschön, wenn sie glücklich sind. Diese Ausstrahlung haben nur wenige Frauen mit einem makellosen Körper. Es gibt nur wenige Menschen, die mit sich und ihrem Körper so im Reinen sind, wie glückliche frischgebackene Mütter. Und diese Menschen wirken ungemein attraktiv, egal welche Makel ihr Körper hat.

Ich finde diesen übertriebenen Kult um den jungen Körper, der perfekt sein muss sowieso sehr merkwürdig. Ok, meine Kinder sieht man mir nicht an, aber dafür habe ich andere Schwachstellen. Meine Nase ist groß und oft wird vermutet, dass sie einmal gebrochen war. Meine Rippen sind auf einer Seite nach mehreren Reihen- und Serienfrakturen beulig und wellig. An einem Unterarm habe ich eine Operationsnarbe, die häufig für einen Suizidversuch gehalten wird. Dazu kommen noch viele weitere Narben. Und meine nun wirklich viel zu großen Brüste geben der Schwerkraft nach.

Ich halte mich nicht für schön. Aber ich mag meinen Körper und ich mag auch, dass man ihm mein Leben zum Teil ansieht. Ich entspreche keinem der üblichen Ideale, schön ist anders. Aber weil es mich nicht stört, stört es auch andere nicht. Selbst mit über 40 sprechen mich Männer mitten auf der Straße an. Das irritiert mich immer wieder, weil es in meinen Alter viele viel schönere Frauen gibt. Aber scheinbar punktet eine in sich ruhende, zufriedene Ausstrahlung mehr als die möglichst größte Nähe zum allgemeinen Schönheitsideal.