Bibliothek mit Müllbüchern auch etwas für Deutschland?

In der Türkei haben sich Müllmänner zusammengetan, um Bücher von der Müllhalde zu retten. Mit diesen geretteten Werken haben sie eine Bibliothek eingerichtet. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass viele Menschen, die früher aus Geld- oder Motivationsmangel jetzt zu lesen begonnen haben. Auch Lehrer gehen gerne mit ihren Schülern dorthin.

Wäre eine Bibliothek mit Müllbüchern auch etwas für Deutschland? Wäre hier auch ein positiver Effekt zu erwarten oder ist der Markt schon durch Altbücherplattformen und Flohmärkte übersättigt?

Die Idee finde ich ganz gut. Aber ich denke nicht, dass sich das in Deutschland umsetzen lässt oder so gut angekommen würde. Wir leben nun mal in einer Wegwerfgesellschaft und ich denke, dass sich viele schwer damit tun würden, dass die Bücher eben aus dem Abfall gefischt wurden. Mittlerweile wollen Bibliotheken ja auch nicht mehr alles an Büchern.

Ich würde so eine Bibliothek aus Büchern vom Müll aber schon besuchen und mir anschauen wollen. Ich finde es oftmals zu schade, dass Bücher entsorgt werden. Wichtig ist sicherlich auch in welchem Zustand die Bücher sind. Wenn sie kaputt und ganz zerfleddert sind, dann lohnt es sicherlich nicht, sie aus dem Abfall zu retten.

Ähnliches gibt es ja hier in Deutschland schon, nur, dass die Bücher nicht den Umweg machen und erst mal im Müll landen. Es gibt Bücherboxen, die in vielen Städten sind, wo man sich Bücher rausnehmen kann und auch Bücher hineinlegen kann. Jeder kann sich bedienen und auch den Bücherschrank auffüllen, Diese Bücherschränke, die öffentlich sind, sehen dann beispielsweise so aus und es sind nur Bücher darin, die die Leute wegschmeißen würden.

Ich weiß nicht wie die Situation in der Türkei ist, aber in Deutschland gibt es jede Menge offener Bücherregale. Da kann man seine alten Bücher hinbringen und sich kostenlos welche mit nach Hause nehmen.

Und selbst in dem Bereich ist der Markt übersättigt, zumindest ist das meine persönliche Erfahrung. Ich kümmere mich mit um die Verschenkbibliothek bei uns im Bezirksrathaus. Unsere Regale sind immer voll, oft stellen wir noch Bücher in zweiter Reihe wenn ein paar Tage niemand Zeit hat um die Regale neu zu bestücken. Wir haben außerdem noch einen ganzen Abstellraum voller Bücher, die in den Regalen keinen Platz finden, und ein Teil der gespendeten Bücher wird aussortiert und als Altpapier gespendet wenn sie zu abgegriffen sind.

Ich weiß nicht, ob dadurch wirklich mehr gelesen wird. Man muss sich ja bewusst entscheiden zu einem öffentlichen Bücherregal zu gehen und das macht man ja nur, wenn man sich eh schon für Bücher interessiert. Bei uns profitieren wahrscheinlich die Kinder am meisten. Teilweise kommen Eltern jede Woche und lassen die Kinder Bücher aussuchen, das könnten sie sich im Geschäft nicht leisten.

Es gibt auch in Europa ähnliche Angebote, wie Bibliotheken auf der Straße zur freien Entnahme oder mal wieder Bibliotheken, wo man für jedes entnommene Buch ein anderes einschichten soll. Das habe ich einmal nicht gemacht, denn auf Spitzbergen gab es zwei Donald Duck Bücher auf norwegisch, die ich unbedingt haben wollte, aber natürlich hatte ich bei einem Landgang keine Tauschbücher mit. Es kann auch sein, dass gerade in solchen Bibliotheken Bücher auftauchen, die man schon lange haben wollte, aber die nirgendwo mehr erhältlich waren.