Beziehungsende wegen psychischer Krankheit befürchten?

vom 16.10.2017, 13:37 Uhr

Eine Freundin leidet wohl seit Jahren unter starken Depressionen und war deswegen auch schon mehrfach in einer Klinik und nimmt Medikamente ein. Es soll anscheinend keine dauerhafte Besserung bei ihr geben und sie meint, dass sie wohl damit leben müsste, diese Krankheit zu haben.

Sie meinte auch, dass die zeitweise doch Angst hatte, dass ihre Beziehung daran zerbrechen würde. Immerhin wäre es für den Partner auch leicht, wenn er eine psychisch kranke Frau hätte. Manchmal hätte sie gedacht, dass er sich bald trennen würde. Aber es hätte geholfen, dass sie viel reden würden. Daher wären sie wohl noch zusammen. Auch könnte sie ihren Partner immer anrufen, wenn es ihr plötzlich schlecht gehen würde und er hätte sie schon aus diversen Situationen gerettet.

Könnt ihr nachvollziehen, dass man das Ende einer Beziehung befürchtet, wenn man psychisch krank ist? Kommt es wegen solcher Erkrankungen doch häufiger zu einer Trennung? Liegt es daran, dass der Partner nicht weiß, wie er damit umgehen soll oder wie er sich verhalten soll? Oder fürchten sich manche dann vielleicht vor den Problemen des Partner? Wie kann man die Partnerschaft trotzdem aufrecht erhalten, wenn einer an einer psychischen Krankheit leidet?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke, dass es da auch sehr auf die Erkrankung ankommt. Wenn die Frau nur noch zu hause sitzt, wenn diese Panik bekommt, wenn der Mann mit ihr weg gehen möchte, wenn sie nichts mehr alleine machen will und den Mann ständig fordert, wenn der Mann nicht sieht, dass sie an ihrer Erkrankung auch arbeitet und was tut, damit es besser wird, dann kann ich mir schon vorstellen, dass es nicht gut für die Beziehung ist.

Selbst dann, wenn die beiden sich kennengelernt haben, als sie schon krank war, kann es zu Problemen kommen. Aber da kommt es wirklich auf die Schwere der Krankheit an. Ich denke schon, dass es sehr belastend ist auf Dauer und ich kann mir auch vorstellen, dass eine Beziehung darunter sehr leiden kann.

Wie äußert es sich denn bei deiner Freundin? Muss der Mann auf vieles verzichten und viel machen, was eigentlich seine Partnerin macht? Geht die Frau arbeiten oder macht sie den Haushalt und macht sie den Haushalt auch so, dass der Mann nicht noch alles machen muss und seine Frau noch mit versorgen muss?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Natürlich kommt es auf die Krankheit an, gerade bei Depressionen ist der Alltag, wenn man es nicht einigermaßen in den Griff bekommt aber schon sehr schwer, da es ja auch in Schüben verläuft und man teilweise einen total schönen energievollen Tag hat und am nächsten Tag würde die Person sich am liebsten umbringen, hängt auf dem Sofa herum und kann nichts mehr machen.

Gerade in einer Beziehung stelle ich mir das sehr hart vor und habe es bei meiner Tante und meinem Onkel auch mitbekommen. Letztendlich hat mein Onkel diese Krankheit nicht überstanden und sich selber umgebracht. Er hat gekämpft, aber meine Tante stand ihm auch immer bei und das ist schwer. Denn teilweise war es so, dass sie fertig war, einfach mal eine starke Schulter gebraucht hätte und dann einfach ein gebrochener Mann zu Hause war und das ist natürlich hart, es ist immer schwer für eine Beziehung, wenn einer der beiden Partner schlimm erkrankt ist, das müssen nicht mal Depressionen sein.

So etwas ist immer nicht leicht, aber auch ein Partner kann nur bestimmte Dinge und nicht immer alles aushalten und wenn es anfängt einen selber zu schaden, sollte man sich dann auch trennen, Gefühle hin oder her, denn man kann sich selber ja nicht opfern.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine Beziehung daran zerbrechen kann, weil ein Partner psychisch krank ist. Ich habe schon miterlebt, wie Freundschaften zerbrochen sind, weil einer psychisch krank war und das auf die Dauer einfach nicht funktionieren konnte, ohne dass der andere auch psychisch darunter gelitten hat. Irgendwann muss man auch mal die Reißleine ziehen, wenn man sich selbst nicht psychisch kaputt machen und herunterziehen lassen möchte.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Leute unterschätzen Depressionen wirklich enorm und das führt zu dem Problem, dass man glaubt, sich diesem Laster aus Liebe hingeben zu können und am Ende sind einige total überfordert. Denn sie haben keinen großartigen Einfluss auf deren Heilungsprozesse oder jedenfalls nur bedingt. Es kommt auf den Therapieansatz an, mögliche Medikamente und der eigenen Antriebskraft, die ein depressiver Mensch selbst investiert.

Bei schwer depressiven Menschen herrscht ein dauerhaft tiefer Standpunkt. Sie sind nicht nur antriebslos, sondern zeigen kaum Regung für Gutes. Sie befinden sich in einem dauerhaft schlechten Zustand, weil einfach alles mies ist. Selbst das tollste von der Welt würden sie nicht mehr so empfinden können. Es kommt einfach nichts und das weiß ich, weil ich eine depressive enge Verwandte habe. Sie ist kaum zugänglich und es wurde von Tag zu Tag schlimmer.

Sie ist zwar in Therapie, aber wer glaubt, dass es derzeit besser wird, der irrt. Es ist unerträglich und teilweise wie Messerstiche. Man versucht alles, möchte die Person an Medikamenteneinnahmen erinnern, ihr die Luft zeigen, ihr geliebtes Tier wieder näher bringen, aber es passiert einfach nichts. All das, woran sie mal Spaß hatte oder wenigstens etwas Lebensfreude ist weg.

Ich kann mir schon vorstellen, dass jemand zum Beispiel mit Depressionen kaum in der Lage ist, eine ordentliche Beziehung zu führen, weil die eigene Krankheit einen überrennt. Das kann man den Betroffenen auch nicht übel nehmen und das soll ein Partner kapieren können? Da steckt man nicht drin und niemand kann die Seele eines depressiven Menschen wirklich verstehen. Das kann wirklich schwer werden.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^