Beziehung im Nachhinein schlecht reden, kennt ihr das?

vom 01.03.2015, 22:55 Uhr

Es kommt wahrscheinlich deutlich häufiger umgekehrt vor, nämlich dass man eine beendete Beziehung im Nachhinein idealisiert. Gerade wenn der Partner einen verlassen hat und man unter Liebeskummer leidet, denkt man gerne mal eher an die guten Seiten und redet sich ein, es könnte ja doch was werden. Das soll jedenfalls eine typische Phase des Liebeskummers sein.

Wenn ich an meine Freundinnen denke, muss ich dem aber auch zustimmen. Eine Freundin hat mit ihrem Ex Schluss gemacht, weil er wegen des Masters (also auch für einen langen Zeitraum) ins Ausland gegangen ist und als er wiederkam (und dazu auch noch dick geworden war), wollte sie ihn plötzlich zurück und lief ihm eine Weile hinterher, weil die gemeinsame Zeit ja ach so schön gewesen sei.

Was sie damals geritten hat, versteht sie heute selbst nicht mehr und wird ungern daran erinnert. Zwei andere Freundinnen haben ihre Exfreunde aus ähnlichen Gründen verlassen und waren mit der Entscheidung anfangs zufrieden, doch nach einigen Monaten finden sie an, die kaputte Beziehung mit einem verklärten Blick zu betrachten und idealisierten den Ex.

Mir ging es mit dem ein oder anderen Ex oder auch Liebhaber zwar ähnlich, aber einmal ist mir tatsächlich das Gegenteil passiert und ich fing an, meinen Ex regelrecht zu verachten. Ich hatte die Beziehung beendet und er hat es relativ gefasst aufgenommen, daher haben wir uns schon im Guten getrennt und hatten auch sporadisch oberflächlich freundschaftlichen Kontakt.

Seitdem ist nichts vorgefallen, was mich hätte ärgern können und dennoch fing ich nach einer Weile an, das Ganze mit dem Gegenteil der rosaroten Brille zu betrachten. Ich fand die Beziehung und den Typen selbst ganz furchtbar und verstand nicht mehr, wieso ich es so lange mit ihm ausgehalten habe. Ich sah und sehe nur noch das Negative an unserer Beziehung und bin von ihm regelrecht angewidert.

Kennt ihr das Gefühl, eine Beziehung im Nachhinein schlecht zu reden? Hat das vielleicht irgendeinen tieferen Sinn, will das Unterbewusstsein damit vielleicht etwas damit erreichen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich glaube, dass jeder Mensch eben anders tickt. Manchen Menschen fällt es eben sehr viel schwerer, den Ex loszulassen und ein neues Leben zu beginnen, wenn man die ganze Zeit die Ex-Beziehung idealisiert und ihr quasi noch hinterher trauert. Mir persönlich würde es leichter fallen, mit vergangenen Kapiteln abzuschließen und neu anzufangen, wenn ich mir einreden würde, dass alles schlecht war und was besseres noch vor mir liegt. Das ist doch kein Leben, wenn man ständig nur dem Vergangenen hinterher trauert und es permanent idealisiert.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das ist auch ganz normal, dass das die Menschen dann nach einer Beziehung unterschiedlich betrachten. Selber rede ich von meiner vorherigen Beziehung auch schlecht, aber das auch wirklich, weil ich da Mist gemacht habe. Ich habe mich auf einen Typen eingelassen und das nicht eben kurz, den ich nicht mal geliebt habe um das Gefühl der Liebe zu erfahren und bei meinen Eltern raus zu kommen. Das klingt im Nachgang bescheuert, aber da war ich ja auch jünger und wusste es nicht besser. Im Nachhinein sehe ich es eher realistisch und so weiß ich auch, dass es keine Liebe meinerseits war, sondern eher ein Freundschaftsgefühl.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kenne das auch von mir, dass ich meine vergangenen Beziehungen im Nachhinein alle als "schlecht" betrachte. Natürlich war nicht alles innerhalb der Beziehungen schlecht und natürlich gab es auch mehr als genug schöne Momente. Aber im Nachhinein kann ich trotzdem nicht verstehen, weshalb ich teilweise so lange mit meinen Expartnern zusammen war. Das ist für mich einfach nicht mehr gerechtfertigt und meiner jetzigen Meinung nach, hätte ich die Beziehungen schon viel früher beenden sollen.

Ich weiß aber, woran das bei mir liegt. Die Beziehungen gingen oft schon eine ganze Weile schlecht, bevor ich irgendwann endlich Schluss gemacht hatte. Ich habe einfach viel zu lange gehofft, dass es doch irgendwann besser werden könnte und habe mich wirklich lange darum bemüht. Wenn es einen Tag dann doch wieder toll lief, hat das direkt neue Hoffnungen in mir geweckt und ich hatte gedacht, dass wir es doch wieder hinbekommen würden.

Jetzt im Nachhinein verstehe ich aber, dass das alles völlig unsinnig war und ich jede Menge Lebenszeit, Mühe und Nerven in etwas investiert habe, was nicht mehr zu retten war. Ich war damals aber in dieser Hinsicht einfach blind und wollte das nicht so wahrhaben, zumal ich so viele Beziehungsjahre nicht "wegwerfen" wollte. Erst jetzt begreife ich, dass es unnötig ist, sich so abzumühen, wenn es einfach nicht passt. Und wenn es nicht passt, dann gibt es nichts zu retten.

Und als mein Partner einmal mit mir Schluss gemacht hatte, habe ich ihn im anfänglichen Liebeskummer auch sehr idealisiert. Ich hatte mir ausgemalt, nie mehr einen Mann zu finden, den ich toll finden würde. Als ich dann endgültig über ihn hinweg war, habe ich gemerkt, dass die Trennung das Richtige war und dass ich natürlich jemanden gefunden habe, mit dem ich noch viel glücklicher bin. Deshalb fällt es mir auch nicht schwer, das Schlechte in meinen vergangenen Beziehungen zu sehen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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