Beziehung der Eltern unbewusst als Vorbild nehmen?

vom 22.02.2016, 17:11 Uhr

Ich bin in einer Familie groß geworden, wo es zwar auch Scheidungen gibt, aber in Relation zur Größe der Verwandtschaft sind die eher selten. So bleiben Ehepaare bei uns in der Familie normalerweise tatsächlich bis zum Tod zusammen und meistern alle Probleme gemeinsam. So ist das bei meinen Eltern, bei meinen Großeltern und auch allen anderen Paaren gewesen.

Eine Bekannte von mir jedoch, hatte diese unbewusste Prägung nicht. Ihre Eltern haben sich scheiden lassen, als sie noch sehr jung war und anschließend hatte ihre Mutter ein ziemliches lockeres Leben. Um es mal nett zu formulieren, sie hat ihre Liebhaber und Beziehungspartner häufiger gewechselt als ihre Unterwäsche und wenn ein Kind so etwas mitbekommt (mehr oder weniger bewusst), dann ist es für das Kind irgendwo auch normal.

Das geht sogar so weit, dass meine Bekannte zur Zeit nicht nur ihre Hochzeit plant, sondern auch von Anfang an sämtliche Vorkehrungen für den Fall eines Beziehungsaus trifft. Mir ist zwar auch klar, dass eine Beziehung zu Ende gehen kann und bin da ziemlich realistisch. Ich leite aber keine Maßnahmen ein, damit die Trennung hinterher gut über die Bühne geht.

Wie seht ihr das? Würdet ihr schon sagen, dass die Beziehung der Eltern unbewusst als Vorbild dient? Wie war das bei euch?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin ein spät geborenes Kind. Folglich gab es in meiner Kindheit keine große Familie, die waren alle schon verstorben. Mein Vater starb, als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter lebte mir vor, dass man alles mehr braucht als einen Mann.

Als ich heiraten wollte, fragte sie mich in so einem Tonfall, ob ich sicher sei, dass klar war, dass sie eigentlich feststellen wollte, dass ich den Verstand verloren hätte. Zu einem größeren Zugeständnis, als dass ich einen schlechteren Mann hätte wählen können, wenn ich schon heiraten muss, hat es nie gereicht.

Ich lebe definitiv vollkommen anders als meine Mutter. An meinen Vater kann ich mich nicht erinnern. Ich lebe eben so, wie es für mich passt. Es hätte auch vollkommen anders kommen können, ich hatte nie eine bestimmte Vorstellung von meinem Leben.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Meine Eltern sind mir da, auch unterbewusst, kein Vorbild. Ich finde die Beziehung meiner Eltern nicht besonders gut laufend, wenn ich ehrlich bin. Mein Vater hat vor Jahren irgendwann beschlossen, dass meine Mutter immer nur recht hat und ist eigentlich immer gerne alleine in seinem Raum und meine Mutter will immer nur Mitleid abbekommen und buhlt um die Aufmerksamkeit meines Vaters. So stelle ich mir keine Beziehung vor.

Ich finde, dass mir meine Großeltern da eher ein Vorbild waren. Sie haben harmonisch zusammengelegt und sich auch nach 50 Jahren Ehe immer noch liebevoll geneckt und sich gegenseitig absolut wertgeschätzt. So eine Beziehung strebe ich eher an.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich glaube, dass die Beziehung unserer Eltern oder anderer nahestehender Paare schon einen Einfluss auf unsere eigene Beziehung haben. Dieser Einfluss kann aber positiv oder negativ sein.

Die einen nehmen sich diese Beziehungen als Vorbild und wollen, bewusst oder unbewusst, diesem Vorbild nacheifern. Die anderen versuchen auf keinen Fall so zu werden wie Paar XY. Inwieweit das dann funktioniert hängt stark vom Unterbewusstsein an. Auch wenn ich etwas noch so sehr will, kann mich mein Unterbewusstsein vom Erreichen dieses Ziels abhalten.

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass diese Beziehung Deiner Bekannten leider zum Scheitern verurteilt ist. Wenn man sich schon von vornherein nicht voll auf eine Beziehung einlässt, dann ist man oft nicht bereit zu kämpfen. Also zum Beispiel Kompromisse einzugehen oder eine schwierige Phase gemeinsam durchzustehen. Man braucht nur Plan B zu aktivieren und die Trennung nach Schema F durchzuziehen.

» Kriemhild » Beiträge: 47 » Talkpoints: 11,98 »



Meine Eltern kann ich leider überhaupt nicht als Vorbild sehen. Meine Mutter und mein Vater sind durchtrieben. Das gilt wirklich in jederlei Hinsicht. Sie haben sich im wahrsten Sinne des Wortes "herumgehurt". So wird es auch vom Rest der Verwandschaft gesehen, weil das negative Auswirkungen auf uns Kinder hatte.

Ich konnte meine Eltern somit in puncto Beziehungen wirklich niemals als Vorbild sehen, weil mir die Möglichkeit genommen wurde, eine ordentliche Kindheit, in geregelten Verhältnissen zu erleben und insbesondere eben, was den ständigen Partnerwechsel meiner Eltern anging.

Doch in der Verwandtschaft meiner Mutter ist es zum Beispiel so, dass meine Tante sowie meine Oma Jahrzehnte lang mit ein und denselben Mann verheiratet sind. Da war es mir möglich wert zuschätzen, was ich gut finde und selber auch einmal haben wollte.

Auch meine Onkel und andere Tanten haben ein selbes Bild für mich offen gelegt, wo sie seit Jahrzehnten und teilweise über 60 Jahre miteinander verheiratet sind. Das finde ich einfach toll und begrüße ich.

Ich kann mir vorstellen, dass wenn es sich ergibt und die Eltern da sehr gut mit einer Beziehung in den Fokus geraten, dass man diese auch als Vorbild sehen kann, wieso nicht? Dafür gibt es immerhin Eltern, um gewisse Züge unter Umständen auch anzunehmen. Bei mir war es nur nicht möglich.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Meine Eltern sind mir da, auch unterbewusst, kein Vorbild. Ich finde die Beziehung meiner Eltern nicht besonders gut laufend, wenn ich ehrlich bin.

Ich finde die Beziehung meiner Eltern nicht in jeder Hinsicht vorbildlich, das gebe ich ehrlich zu. Meine Mutter ist dafür zu wenig kompromissbereit und zu hinterhältig und manipulativ. Ich sehe vieles, was mich an dieser Beziehung stört und was ich definitiv anders mache, weil es auf mich eher abstoßend und abschreckend wirkt.

Aber dennoch halten die beiden es schon fast drei Jahrzehnte miteinander aus und gerade was diese Ausdauer angeht, finde ich die Beziehung dann doch wiederum vorbildlich. Ich picke mir einfach das raus, was ich gut finde, ergänze aber Sachen, die ich besser mache und bastle dann quasi meine eigene Beziehung daraus.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Die Beziehung meiner Eltern nehme ich auch absolut nicht als Vorbild. Mein Vater war nie Zuhause, 11 Monate im Jahr war er auf Arbeit im Ausland. Die Zeit die er da war, hat er dazu genutzt um seine Erziehungsmethoden mit Gewalt durchzusetzen da er der Meinung war, unsere Mutter verweichlicht uns. Dazu hatte er einige Affären aus denen auch Halbgeschwister hervorgingen und er sich lange weigerte für deren Unterhalt aufzukommen.

Meine Mutter selbst war auch ein durchtriebenes Stück. Sie setzte meinen Vater unter Druck mit diversen Aktionen wie einem Anwalt wegen den ehelichen Pflichten, behauptete er hätte sie Vergewaltigt und wollte ihm dann noch andere Sachen anhängen. Später hat sie dann getrunken und ich musste mich um meine beiden kleineren Schwestern kümmern, weswegen ich auch meine weiterführende Schule abgebrochen habe.

Verheiratet sind die beiden zwar immer noch, leben aber seit über 20 Jahren in getrennten Wohnungen im selben Haus. Scheiden lassen tun sich die beiden nicht, da keiner den anderen ausbezahlen kann und will. In dieser Beziehung wimmelte es nur von Unehrlichkeit, Gewalt und Lügen, dass man das wohl kaum als Vorbild nehmen kann. Auch aus anderer Verwandtschaft Mütterlicherseits kenne ich es nicht anders, dort hatte sie das ganze her. Und die Verwandtschaft von meinem Vater, dort herrschte auch nur Gewalt.

Wegen dieser Sachen und Vorkommnisse bin ich auch früh von Zuhause ausgezogen und hatte Jahrelang keinen Kontakt. Als wieder loser Kontakt zustande kam, ging das jedenfalls nicht von mir aus sondern mein Vater suchte aufgrund seiner Erkrankung das Gespräch mit mir. Seither erfolgt ein Anruf aus reiner Höflichkeit einmal im Monat der auch nur wenige Minuten immer dauert da es dort nicht selten auch Vorwürfe gegen mich hagelt.

Somit kann ich eher sagen, dass diese Beziehung und Erfahrungen mir eher als negativ Beispiel dienen und ich eben Wert auf genau das Gegenteil lege, vor allem auf Ehrlichkeit und eine direkte Aussprache.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ich die Beziehung meiner Eltern als Vorbild nehme, weder bewusst, noch unbewusst. Meine Eltern sind zwar schon seit Ewigkeiten miteinander verheiratet, seit sie beide eben volljährig sind, wobei es deshalb dennoch nicht gut mit der Beziehung läuft. Es vergeht einfach kein Tag, an dem sich die beiden nicht streiten, was oft sogar so weit geht, dass sie sich gegenseitig fast die Köpfe einschlagen. Auch wenn es dann mal zwischendurch einigermaßen gut geht, ist die Beziehung trotzdem nicht das Wahre. Sie kommunizieren zwar viel miteinander, aber Zärtlichkeiten sind absolute Fehlanzeige. Ich habe meine Eltern sich noch nie küssen sehen. Auch nette Worte sind Fehlanzeige.

Meine Eltern akzeptieren ihre Ehe so, wie sie ist. Ich denke nicht, dass sie sich jemals scheiden lassen würden, auch wenn beide nicht wirklich glücklich sind. Das würden sie sich niemals trauen, da beide eben sehr konservativ sind und es für sie eine Sünde wäre, sich scheiden zu lassen. Außerdem haben sie im Prinzip auch nur sich, so dass sie dann ganz alleine dastehen würden, was sie ja auch nicht wollen.

So eine Beziehung würde ich niemals führen wollen. Ich kann es mir nicht vorstellen, mein Leben mit einer Person zu verbringen, mit der ich mich immer nur streiten würde. Wenn es nicht einmal Zärtlichkeiten oder zwischendurch ein nettes Wort gibt, gibt es für mich keinen Grund, eine Beziehung noch aufrecht zu erhalten. Natürlich würde ich mich in so einem Fall scheiden lassen. Ich finde, dass meine Eltern in dieser Hinsicht wirklich ein sehr schlechtes Vorbild sind. Das möchte ich selbst auf keinen Fall so handhaben, wobei ich mir das für mich aber eben auch nicht vorstellen kann. Lieber bin ich alleine, als mit einem Partner zu leben, mit dem ich nicht glücklich bin.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^