Bewerbungen Übergewichtiger grundlos ablehnen erlaubt?

Das Arbeitsgericht Darmstadt hat vor einiger Zeit entschieden, dass Firmen Bewerber mit Übergewicht einfach ablehnen dürfen. Dazu muss die Person durch das Übergewicht nicht sichtlich eingeschränkt oder behindert sein und die Adipositas muss auch nicht in Behandlung sein. Als Diskriminierung gilt das nicht und es muss für die Stelle auch nicht notwendig sein, dass die Person Normalgewicht hat.

Mich hat das schon ein bisschen gewundert, denn es gibt nach wie vor keine einwandfreien Studien dazu, dass Übergewicht tatsächlich ungesund sein soll. Jemand muss schon sehr stark übergewichtig sein, als dass es gesundheitliche Auswirkungen hat, leichtes Übergewicht fördert eher die Lebensdauer. Warum also ist es erlaubt derart gegen übergewichtige vorzugehen? Ich denke nicht, dass ich jemanden bei einer Bewerbung ablehnen würde, nur weil die Person übergewichtig ist, zumindest nicht, wenn sie keine starke Adipositas hat.

Ich finde es auch eigentlich erstaunlich, dass so entschieden wurde. Meistens ist es doch eher so, dass in solchen Fällen zugunsten des Bewerbers entschieden wird. Aber ich denke eigentlich, dass die potentiellen Arbeitgeber doch schon irgendeine Begründung finden werden, warum die Bewerbung abgelehnt wird, so dass der Bewerber gar nicht im ersten Moment davon ausgeht, dass es am Übergewicht liegt.

Diskriminierung ist eben so definiert, dass die eigene Lebensführung nicht darunter fällt. Es geht nur um äußerliche und nicht vom Einzelnen beeinflussbaren Merkmale wie Rasse, Geschlecht und Alter. Von daher ist die Entscheidung vom Gericht aus diesem Gesichtspunkt völlig richtig.

Dass starkes Übergewicht nicht gesund sein kann, ist doch völlig einleuchtend. Da brauch man nun wirklich keine Studien. Die Frage ist vielleicht, wo genau die Grenze liegt. Dabei ist wahrscheinlich nicht das Übergewicht selbst das Problem, sondern die schlechte Ernährung oder der Mangel an Bewegung, der zu Problemen führt. Eine Studie könnte man wiederum in die Richtung manipulieren, dass man Sportverletzungen, die bei Übergewichtigen bei fehlender Bewegung logischerweise nicht auftreten, als Gesundheitsproblem zählt und man so argumentiert, dass Übergewichtige gesünder sind.

Leichtes Übergewicht wird sicherlich für niemanden ein Grund sein, eine Bewerbung abzulehnen, es sei denn es geht um Berufe, bei denen man sehr fit sein muss. Und in manchen Berufen geht es auch um eine Vorbildwirkung. Ich kann mir beispielsweise nicht vorstellen, dass es gut ist, wenn man stark übergewichtige Erzieher in Kindergärten beschäftigt.

Davon abgesehen kann man jeden Bewerber ablehnen. Man darf nur eben den wahren Grund nicht sagen, wenn es sich um Diskriminierung handeln würde. Schließlich kann niemand nachweisen, dass es sich nicht um eine Einzelfallentscheidung handelt.

Übergewicht und Aussehen fällt nun mal nicht unter die vom AGG geschützten Bereiche. Man kann nur diskriminieren, wenn es um Alter, Geschlecht, Religion, sexuelle Identität und Ethnie bzw. Herkunft geht. Fettleibigkeit zählt nicht dazu. So könnte man dem Kandidaten eine Absage erteilen, weil man ihn fett und hässlich findet. Aber wäre auf dem Foto keine dicke Person, sondern eine mit Kopftuch zu sehen, so könnte man schon eher dagegen angehen.

Weiß nicht, ob der Fall so richtig rübergebracht wird. Zwar hat das Arbeitsgericht sich auch dazu ausgelassen, dass das Übergewicht in der Ausprägung wie bei der Klägerin nicht als Behinderung gilt, worauf die Klage der Dame aber fußte, daher auch die Argumentation mit dem AGG.

Allerdings konnte überhaupt nicht nachgewiesen werden, dass die Bewerberin tatsächlich aus diesem Grund nicht eingestellt wurde. Der Betrieb argumentierte nämlich, dass sie nicht eingestellt wurde, weil sie nicht zum zweiten Vorstellungsgespräch erschienen ist. Die Einladung widerspricht natürlich ihrer Aussage eklatant.

Weiterhin ging es bei dem Betrieb um einen Verein, der Empfehlungen für gesundheitsbewusstes Verhalten ausspricht, dessen Geschäftsführerin sie werden wollte; was das Ganze relativiert. Ein Betrieb ist berechtigt miteinzubeziehen, ob ein Mensch in seinem Gesamterscheinungsbild den Arbeitgeber überzeugend vertreten kann. Dennoch wurde ja offenbar eine nähere Betrachtung der Bewerberin in Erwägung gezogen.

Wäre die Dame derart übergewichtig, dass es als Behinderung anerkannt werden würde und wäre sie kein zweites Mal eingeladen worden, hätte die Sache vielleicht anders ausgehen können. Allerdings hätte die überzogene Forderung nach 30.000,00 € Schadenersatz die Existenz der Einrichtung zerstört.

Danke Paulie für die detaillierte Aufklärung. Ehrlich gesagt habe ich mir sowas schon gedacht, denn ohne genaue Informationen oder Hintergründe (Link zum Urteil) ist es schwer sich ein differenziertes Bild zu erstellen.

Am interessantesten finde ich ehrlich gesagt, das sie zu einem zweiten Gespräch eingeladen wurde und dort einfach nicht erschienen ist, nachdem sie eine E-Mail erhalten hat in der Fragen geklärt werden sollten, da muß sich doch nun wirklich niemand wundern, das man aus dem Prozess ausscheidet, wenn man zu einem Gespräch nicht erscheint.

Außerdem liegt es für mich ebenfalls klar auf der Hand, das es für einen Verein der sich mit Empfehlungen für gesundheitsbewußtes Verhalten durchaus normal ist, das die Geschäftsführung auch ein entsprechendes Vorbild ist und dies auch verdeutlichen kann und da wird es bei einem entsprechenden Übergewicht oder gar Adipositas (was hier ja nicht vorlag) schwierig das auch überzeugend zu vermitteln. Da ist es für mich auch verständlich, das Firmen hier auch anders aussortieren.

Dann aber noch zu versuchen Geld daraus zu schlagen in dem man mit dem Übergewicht argumentiert empfinde ich ehrlich gesagt als absolute Frechheit.

Übergewicht fängt da an, wo der Körper durch die Fettmasse eingeschränkt ist. Meisten wiegen die Betroffenen ca. 10 bis 20kg mehr als üblich. Das Schränkt im Alltag schon ein. Versuch dir mal 20 Liter Flaschen umzubinden und versuch dann mal etwas zu meistern. Es ist deutlich schwieriger.

Klar ist es ärgerlich, dass Unternehmen Übergewicht ablehnen können, aber diese denken häufig auch nur an den Gewinn. Unternehmen, die auf keinen Gewinn fixiert sind, die nehmen auch körperlich beeinträchtigte Personen an.

Hier bei der Postbank zum Beispiel arbeitet ein sehr netter Mann, der zwar übergewichtig ist, aber immer gut gelaunt ist und die Kunden zufrieden stellt. Auch hinter der Kasse sehe ich oft menschen, die übergewichtig sind. Die sind oft super nett.

Deiner Überschrift fehlt es schon mal an Logik. Ist die Person wegen ihres Übergewichts abgelehnt worden oder grundlos? Hat die Person keinen Grund genannt bekommen und daraus geschlossen, dass sie wegen ihres Übergewichts nicht eingestellt worden ist? Wenn ja könnte man sich ja auch darüber empören, dass man als Blondine grundlos abgelehnt wurde oder als Person, die in einer bestimmten Gegend wohnt oder was man sonst noch so an den Haaren herbei ziehen kann.

Und wenn du in einem Bereich arbeiten würdest, in dem eine gewisse Optik von den Mitarbeitern erwartet wird, würdest auch du dich wohl für die schlanke Bewerberin entscheiden sofern die Qualifikationen stimmen. Es spielt nämlich keine Rolle ob das Übergewicht einschränkt oder nicht - die meisten Menschen finden Dicke einfach weniger attraktiv und fast jedes Unternehmen möchte sich nach Außen hin möglichst attraktiv präsentieren.

Da man bei der Ablehnung eines Bewerber nie Gründe nennen muss, passt doch alles zusammen. Denn man kann als übergewichtiger Bewerber dann nur vermuten, dass es am Gewicht liegt. Aber nachweisbar ist das nicht, da man keinem Personaler ins Gehirn schauen kann. Da wundert es mich schon, dass die Klage überhaupt zugelassen wurde.

Ansonsten dürfte man schon ein wenig über das Arbeitsrecht wissen, da es in der Ausbildung immer Thema ist. Daher gehe ich davon aus, dass man sich die Frage mit einem einfach Ja immer selbst beantworten kann. Denn man kann jeden Bewerber ablehnen und muss nie Gründe dafür nennen.

Meist bekommt man doch eh keinen Grund mitgeteilt, warum man nicht aus den Bewerbern gewählt wurde. Aus gutem Grund, denn kaum ein Arbeitgeber will sich da rechtfertigen müssen. Letztlich bleibt es dann am Kandidaten zu rätseln, ob dem potentiellen Arbeitgeber das letzte Zeugnis nicht gefallen hat, ob man sich einfach so unsympathisch war und der Arbeitgeber dachte Person X passt nicht ins Teamklima oder ob einfach Person Y viel bessere Qualifikationen hatte und man Pech hatte. Oder ob einfach Person Y gleich gut qualifiziert war und einfach im Vorstellungsgespräch nicht halb so nervös war und sich wirksamer verkauft hat. Es gibt tausend Gründe, warum jemand einen Job bekommt und der andere nicht.

In dem speziellen Fall, dass das eine Firma ist, die für gesunde Lebensführung wirbt, kann ich mir so eine Ablehnung leider gut vorstellen. Ich denke noch an meine Unizeit zurück, da hatten wir einen dicken Dozenten, der uns ausgerechnet Wissen zur Ernährung doziert hat. Klar hat er auch mal betont, dass das Wissen allein nicht ausreiche um gesund zu leben, was uns durch einen Blick bestätigt wurde. Trotzdem war dieser Dozent sicher nicht die optimale Besetzung für diesen Lehrstoff. Wir waren mit der Person tolerant. Aber ich kann mir vorstellen, dass in so einem Verein da längst nicht jeder tolerant reagiert und so eine Dame vielleicht auch beleidigende Kommentare an den Kopf geworfen bekäme.