Bewerbung nicht lesen, aber zu Vorstellungsgespräch einladen
Eine Freundin von mir ist zur Zeit auf Jobsuche, wobei da teilweise echt skurrile Geschichten bei rauskommen. So ist es mehr als offensichtlich, dass manche Arbeitgeber die Bewerbung nicht mal richtig lesen und dann hinterher im Vorstellungsgespräch total überrascht sind. So schreibt sie zum Beispiel in die Bewerbung, dass sie völlig blind ist von Geburt an und fügt auch den Schwerbehindertenausweis bei, wobei sie dann beim Vorstellungsgespräch dann auf Menschen trifft, die überrascht und erstaunt sind, dass sie wirklich gar nichts sehen kann.
Ich war auch schon bei Vorstellungsgesprächen, wo ich den Eindruck hatte, dass die Bewerbung nicht wirklich gründlich durchgelesen worden ist, aber so gravierend war dann doch nichts. Wie ist das bei euch? Habt ihr schon bei Vorstellungsgesprächen feststellen können, dass eure Bewerbung unzureichend gelesen worden ist? Ist so ein Arbeitgeber für euch attraktiv?
Ich habe das auch schon erlebt. Da hatte sich der Arbeitgeber auch nicht ausreichend die Bewerbung angesehen und hatte diese neben sich auf dem Tisch liegen und musste immer wieder nachschlagen und lesen. Es spricht ja nichts dagegen, wenn man die Bewerbung mal zum spicken verwendet. Aber in dem Fall schien es so, als würde der Arbeitgeber die Bewerbung zum ersten Mal überfliegen. Auch habe ich Fragen gestellt bekommen, die ich in der Bewerbung schon beantwortet hatte.
Auf mich macht so ein Verhalten keinen guten Eindruck. Immerhin verlangt man doch auch vom Bewerber, dass er sich über die Firma informiert und ausreichend vorbereitet ist. Ich finde, dass man dies auch vom Personalleiter verlangen kann, der die Bewerbungsgespräche führt. Es sieht ja schon so aus, als würde die Firma kaum Bewerbungen erhalten und man hätte dann nur eingeladen, da eben sonst niemand zur Auswahl stand und man hielt es nicht für nötig, etwas über den Bewerber zu lesen.
Wenn bei einer Stellenausschreibung viele Bewerbungen eingehen, dann kann ich es schon verstehen, dass ein Arbeitgeber nicht mehr alle Details der Bewerbung im Kopf haben kann, auch wenn der Bewerber gerade vor ihm sitzt. Dass man dann mal in der Bewerbung bestimmte Dinge nachsieht, das verstehe ich dann durchaus und daran sehe ich auch nichts schlimmes.
Wenn man aber so eine gravierende Sache nicht mitbekommen hat, dann ist es schon sehr offensichtlich, dass die Bewerbung nicht mal ansatzweise komplett gelesen wurde und sich auch niemand auf dieses Vorstellungsgespräch so richtig vorbereitet hat. Das finde ich schon schade, und ich muss sagen, dass so etwas für mich auch nicht unbedingt ein gutes Licht auf diesen Arbeitgeber werfen würde.
Der Witz ist ja noch, dass sie einmal zum Einstellungstest eingeladen worden ist und sie diesen praktisch mit Papier und Stift selbstständig meistern sollte. Also keine Barrierefreiheit, keine Assistenz, gar nichts. Dementsprechend konnte sie den Test gar nicht machen. So etwas finde ich echt beschämend für ein Unternehmen, gerade wenn die Bewerbung doch so klar formuliert ist und nichts verschwiegen wurde.
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