Bewerber im Vorstellungsgespräch eine Zigarette anbieten?
Ich hatte in meinem Leben schon so einige Vorstellungsgespräche. Bei den meisten war es so, dass mir dann eben etwas zu Trinken angeboten worden ist, maximal ein paar Kekse zum Knabbern dazu, aber das war es auch schon. Zumindest ein Glas Wasser war fast immer dabei und fand ich auch sehr aufmerksam.
Jedenfalls erzählte ein Bekannter neulich, dass er bei einem Vorstellungsgespräch mal eine Zigarette angeboten bekommen hat und er sich nicht sicher war, wie er darauf reagieren soll und ob das ein Test war. Hinterher stellte sich heraus, dass der Personaler eben Kettenraucher war und eben höflich sein wollte. Habt ihr das auch schon erlebt? Hat man euch schon im Vorstellungsgespräch eine Zigarette angeboten oder kommt das eher selten vor?
Dass es ein Test sein könnte, war auch mein erster Gedanke. Aber ich denke, wenn man im Büro eines Kettenrauchers sitzt, merkt man das schon. Daher würde ich die Zigarette dankbar annehmen.
Immerhin hat man so etwas, woran man sich ein bisschen festhalten kann und auch etwas, das einem ab und zu ein paar Sekunden gibt, um sich eine Antwort zu überlegen. Außerdem hat man mit dem Gesprächspartner sofort etwas gemeinsam und zufälligerweise spiegelt man sogar seine Bewegungen, was ja immer für eine unterbewusste Verbundenheit sorgen soll. Also alles sehr vorteilhaft in der stressigen, erwartungsvollen Situation eines Vorstellungsgesprächs.
Dass während eines Vorstellungsgespräches Kaffee oder ein Glas Wasser angeboten wird finde ich durchaus normal und auch höflich, aber eine Zigarette? Ich hätte es wahrscheinlich auch als eine Art Test gesehen und befürchtet, dass ich direkt unten durch bin, wenn ich diese annehme.
Selbst mit dem Hintergrundwissen, dass der Personaler Kettenraucher war und nur höflich sein wollte, kann ich nur den Kopf schütteln. Das macht auf mich als Bewerber mal direkt einen schlechten Eindruck und ich würde wahrscheinlich die Finger von dem Job lassen. Denn einen Personaler, der nicht mal eine viertel Stunde auf seine Zigaretten verzichten kann, kann ich persönlich überhaupt nicht ernst nehmen.
Es wäre etwas anderes gewesen, wenn sich die beiden, also der Personaler und der Bewerber, gut verstanden hätten und nach einem offiziellen Ende des Bewerbungsgespräches noch einmal raus gegangen wären, und sich dabei dann der Personaler eine Zigarette angezündet hätte. Üblich finde ich es zwar auch nicht, aber zumindest hätte ich dabei kein schlechtes Gefühl, wenn ich da eine Zigarette angenommen hätte.
Solch ein Thema hatte ich noch nicht, denn ganz einfach dank dem Nichtraucherschutz ist es in den meisten Betrieben und Büros größerer Unternehmen auch untersagt mit dem Rauchen. Dass unter einem Vorstellungsgespräch auch gar nicht geraucht werden könnte wenn es im Büro stattfindet und nicht in der Raucherecke draußen vor der Tür.
Zwar kenne ich es auch so, dass manch einer keine 30 Minuten ohne seinen Glimmstängel auskommt, aber angeboten wurde das noch nie oder auch nicht unter dem Vorstellungsgespräch geraucht wenn dieser das geführt hat. Allerdings haben sich die Personen nach jedem Gespräch direkt mal 5-10 Minuten verabschiedet, sind rauchen gegangen und erst dann konnte es mit dem nächsten Bewerber weiter gehen bis sich das Spiel wiederholt hatte.
So war auch der eine Psychologe der Bundeswehr drauf, der mit mir in den Vorstellungsgesprächen gesessen war, der erst mal nach jedem Bewerber draußen vor der Tür war und wenn es mehr als eine Stunde war, schon zittrig wurde und ein schnelles Ende herbei führen wollte.
Eine Zigarette beim Vorstellungsgespräch habe ich auch noch nicht angeboten bekommen. Gerade bei den aktuellen Nichtraucherschutzgesetzen kann man doch nicht anders als von einem Test auszugehen. Wenn das tatsächlich in einem Büroraum war, dann muss man das doch merken, wenn man nicht gerade Schnupfen hat. Auch als Raucher merkt man, wenn man nicht gerade vor ein paar Minuten eine geraucht hat, dass in einem solchen Büro geraucht werden würde.
Aber die Ansicht sich daran festzuhalten und die Zigarette dazu zu nutzen Zeit für Antworten zu schinden finde ich gut. Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht und es würde dem Personaler dann wahrscheinlich auch nicht auffallen, weil es ja offensichtlich kein Test ist. Das kann durchaus helfen Stress abzubauen. Ich hätte sie dann wahrscheinlich auch genommen. Andererseits kann man das mit Kaffee natürlich auch. Aber jedem das Seine. Ich glaube das ist heute alles andere als Gang und Gäbe.
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