Beweggründe Feuerwehr und Rettungsdienst zu behindern?

vom 03.01.2017, 12:25 Uhr

Ich habe gerade in den Medien gehört, dass an Silvester zu einer Schlägerei kam, weil Kneipengäste andere Gäste darauf aufmerksam gemacht haben, dass diese eine Rettungszufahrt zugeparkt hatten. Daraufhin wurden wohl die Falschparker aggressiv und haben zugeschlagen.

In einem anderen Fall wurden sogar absichtlich die Radschrauben an einem Rettungswagen gelöst. Dies soll dort in der Region schon mehrfach passiert sein. Auch hört man ja immer wieder, dass Gaffer an Unfallorten die Rettungskräfte behindern.

Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man so rücksichtslos sein kann und sein Auto wissentlich in eine Rettungszufahrt parken kann. Oder wie man aus purer Boshaftigkeit Rettungswagen manipuliert, damit es zu einem Unfall kommt. Es muss doch irgendwie verständlich sein, dass man selbst vielleicht auch mal in eine Situation kommen kann, in der man Hilfe braucht. Die dann vielleicht nicht gewährt werden kann, da die Zufahrt versperrt ist oder das Rettungsfahrzeug manipuliert wurde.

Was geht in solchen Menschen vor, die wissentlich Feuerwehr und Rettungsdienst behindern? Oder gar absichtlich schaden? Ist dies eine neue Mode des Verbrechens? Machen sich solche Menschen keine Gedanken darüber, welche Konsequenzen das haben kann?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Und was ist daran neu? Das gibt es seit 10 Jahren mit den zugestellten Einfahrten von Rettungswagen und auch das schrauben an den Reifen ist schon lange keine Seltenheit mehr. Die Hemmschwelle ist einfach gesunken, man genießt nicht mehr den Respekt der eigentlich notwendig ist für die Arbeit die geleistet wird und daher kann man sich auch aufführen wie man möchte. Kurzum das ist einfach der Wandel der Gesellschaft in diese "ist mir egal, solange es mir gut geht" was es vorher nicht so gab. Dort hat man noch geschaut was der Nachbar macht und heute achtet nur noch jeder auf sich.

Dazu kommt noch das Phänomen mit Youtube und den Klicks. Es ist doch viel geiler, wenn man ein Video von blutenden Leuten ins Internet stellen kann und dafür einige tausend Klicks bekommt anstatt sich selbst die Hände dreckig zu machen und zu helfen. Daher sieht man das immer und auch dabei wird keine Rücksicht genommen, ich habe es schon erlebt wie Idioten hinten auf meinem Rettungswagen standen und durch die Scheiben gefilmt haben, den Rettungshubschrauber am Abflug gehindert haben für Fotos und Videos für Youtube und Co.

Solange nicht härter durchgegriffen wird mit den Strafen dafür und weiterhin der Kuschelkurs gefahren wird, wird sich daran auch nichts ändern. Was gibt es denn schon für das Gaffen? Erwischt wird man nicht und die Videos im Internet hinterher zu suchen und zu löschen, da haben Betroffene anderes zu tun wenn sie gerade um ihr Leben kämpfen und die Angehörigen am Krankenbett sitzen und bangen. Rettungskräfte selbst haben auch besseres in ihrer schmalen Freizeit zu tun, als die Videos zu suchen und löschen zu lassen wenn denn die Betreiber mitmachen und somit steht man immer noch alleine dar. Es wäre Youtube gefragt, dass so etwas gar nicht erst veröffentlicht werden dürfte und direkt gelöscht wird.

Mit den Radmuttern abschrauben genau das gleiche. Habe ich auch schon erlebt und die Idioten saßen weiter vorne im Auto und wollten dann mit ihrem Auto hinterher fahren und das ganze filmen wie sich das Rad wunderbar vom Fahrzeug löst. Daher gab es bei uns auch die Order, dass vor jeder Abfahrt mit dem Drehkreuz um das Auto gegangen wird und alles nachgezogen, egal wie eilig es ist. Zu lasten ging das zu den Patienten, denn wenn es auf Minuten drauf ankommt, kosten diese 2 Minuten einfach unnötige Zeit wegen ein paar Idioten. Ohne nachziehen losfahren machst du aber auch nicht, denn auch als Rettungsassistent hängst du an deinem Leben und möchtest nach der Schicht wieder nach Hause zu deiner Familie.

Bedauerlicher Trend, es gibt immer mehr Kollegen die inzwischen aufgerüstet haben mit Stichschutzwesten, Pfefferspray und Co. Vom Arbeitgeber wird man dabei alleine gelassen, von der Politik ebenfalls und erst seit einigen Jahren gibt es einzelne Arbeitgeber die dagegen vorgehen und ihre Mitarbeiter daraufhin auch unterstützen mit den Anschaffungen und entsprechenden Kursen zur Verteidigung. Denn wenn man sich die Zahlen anschaut und vergleicht, ich habe 2004 angefangen im Rettungsdienst dort gab es eine handvoll körperlicher Übergriffe auf Rettungsdienstmitarbeiter. Heute sind wir schon in den tausenden, Tendenz steigend und die Schwarzzahlen sind um einiges höher als was die Statistiken noch hergeben.

Mir ist es fast täglich in den Nachtschichten passiert, dass man verbal angegangen wurde, Beleidigungen sind keine Seltenheit und auch das bewerfen vom Rettungswagen mit Gegenständen ist "normal" geworden. In manchen Gebieten bin ich nachts nur ausgestiegen mit der Stichschutzweste darunter oder habe den Patienten erst ins Auto geworfen und musste einige Straßen weiter fahren, einfach weil man in diesen Vierteln direkt zur Zielscheibe wurde die einem die Karre geentert haben und einen ins Gesicht geschlagen haben, nur weil man dort ist.

Selbst unter Beschuss stand mein Rettungswagen schon, da vergeht dir auch alles wenn du siehst wie die Außenwand hinterher Löcher aufweist, und bei den Aufbauten geht alles durch wie Butter. Selbst mit einem scharfen Messer kannst du dabei schon bis nach innen gelangen und damit auch kein Schutz und Gefühl von Sicherheit welches aufkommt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Früher so in den 80er und 90er Jahren war es schon sehr selten vorgekommen, dass man Rettungskräfte behindert hat. Jedenfalls war dem so bei Krankenwagen und Feuerwehr. Die Polizei hatte in manchen Gebieten bei uns trotzdem nicht allzu viel zu lachen. Denn dort wurde die Respektlosigkeit immer deutlicher und da half es auch nie, dass man weiß, dass dies vor Gericht guten Ärger geben kann. Das scheint viele bis heute nicht zu stören und es wird schlimmer.

heutzutage ist es medial eher in Erscheinung getreten, dass viel darüber berichtet wird. Neu ist das Behindern von Rettungskräften deswegen zwar nicht, aber man bekommt das Gefühl, dass es schlimmer wird und teilweise auch erheblich gefährlicher. Sei es Silvester einen Böller in die Beifahrerseite zu werfen, die Scheiben einschlagen, allgemein die Radkappen zu bearbeiten, Löcher in die Reifen zu stechen und mehr. Das kommt bei uns beispielsweise auch immer häufiger vor und es wird natürlich darüber berichtet, was vielleicht den Anschein erweckt, dass es neu ist.

Die Beweggründe können in vielen Fällen natürlich Alkohol sein. Doch als Begründung würde ich das nicht sehen, sondern als mangelnde Kontrolle über sich selber. Andere wiederum sind sicherlich im Mob unterwegs und wollen Cool sein, was natürlich auch auf schwache Menschen spricht. Doch auch der Respekt der Menschen gegenüber schwindet immer mehr. Die Strafen wiederum sind auch manchmal nur ein reiner Witz, sodass nichts mehr wirklich abschreckend wirkt.

Es darf also in der Tat rein objektiv gesagt werden, dass die Beweggründe aus dummen Gründen bestehen, der Coolness oder einem Minderwertigkeitskomplex sich so zu etwas wichtigem zu machen. Manche lassen auch einfach nur ihren Frust an diesen Leuten aus, weil sie bei anderen zu feige sind. Das denke jedenfalls ich von diesen Menschen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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