Besuch bei Freunden immer praktisch verbinden beleidigend?

Ich bin vor einigen Jahren von der Stadt auf´s Land gezogen. In der Stadt habe ich noch ein paar Bekannte, die ich seitdem nicht mehr sehr häufig sehe. Das liegt nicht nur an mir, die haben alle auch genug zu tun. Manche haben mich schon ein Mal auf dem Land besucht, andere nicht. Kurzum: wir nehmen uns da nicht viel.

Für mich besteht eben das Problem, dass ich mit Bus und Bahn etwa knapp zwei Stunden in die Stadt brauche und das Ganze für Hin- und Rückfahrt knapp 20 € kostet. Das ist also definitiv nichts für alle Tage und mal eben so nebenbei geschafft. Daher verbinde ich das sehr gerne mit anderen Dingen.

Beispielsweise besuche ich in ein paar Tagen eine Freundin, bevor ich dann mit dem Nachtbus zu meiner Familie fahre. Für mich sehr praktisch, weil ich dann auch schon nachmittags mit Bus und Bahn in die Großstadt kann und mich mein Mann nicht spätabends bei Frost zum Bahnhof bringen muss und ich muss ja eh ein Ticket kaufen. Auch habe ich schon den Besuch von zwei Freunden miteinander verbunden.

Ich hab dann aber immer das Gefühl, dass das nicht wirklich nett ist. Nicht, dass ich sie ausnutze. Der Nutzen ist ja nicht sehr groß. Aber so als ob sie es mir halt nicht wert wären, die zwei Stunden Fahrtzeit und die 20 € nur für sie auf mich zu nehmen. Als ob sich das nur für sie nicht lohnen würde.

Irgendwie hat es schon einen wahren Kern. Wenn es mir total wichtig wäre, würde ich wahrscheinlich auch 50 € zahlen. Als meine Schwester mal zufällig beruflich in dieser Stadt war, bin ich sofort hingefahren und habe mir über das Geld keine Gedanken gemacht. Aber meine Freunde wohnen halt immer da und dann schiebt man das immer so vor sich her und will es eben gerne mit was anderem verbinden.

Ich frage mich nur immer, ob das nicht vielleicht etwas verletzend ist. Bei der Freundin, die ich in ein paar Tagen besuche, habe ich mich auch deswegen entschuldigt, aber sie freut sich trotzdem total, dass wir uns endlich mal wiedersehen. Ich selber war in ähnlichen Situationen auch schon auf der anderen Seite und war nicht beleidigt, aber ich sehe vieles lockerer als andere, habe ich manchmal das Gefühl.

Wie geht es also euch damit, wenn ihr merkt, dass einem Freund ein Besuch bei euch gerade sehr gelegen kommt? Wenn er es auf dem Weg woandershin gut unterbringen kann? Wenn er nie nur wegen euch Zeit und Kosten auf sich nimmt?

Wieso sollte man da sauer sein? Ich finde es durchaus logisch, dass man bei einer solchen Fahrt auch Dinge im Anschluss macht und nicht nur wegen den Freunden dorthin fährt. Schlimm finde ich das auch nicht. Meine Freunde machen das auch nicht anders und ich finde nichts daran, was mich stören würde. Wenn man nicht jeden Tag in der dortigen Stadt ist und das Ticket viel kostet ist es doch in Ordnung, wenn man dann noch andere Dinge macht.

Ich würde mich dafür auch nicht entschuldigen. Wozu auch? Die Freundin weiß doch gar nicht was du danach machen möchtest und dir kann es doch auch egal sein. Blöd würde ich es nur finden, wenn man dann nach einer halben Stunde geht und sagt, dass man noch etwas anderes vor hat. Für Freunde sollte man sich schon ein bisschen mehr Zeit nehmen, wenn man sie nicht sooft sieht.

Wenn es so ein Aufwand und mit doch nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, finde ich es gar nicht schlimm, wenn man einen Besuch mit etwas praktischem dazu verbindet. Vielleicht wenn man sowie so einen Arzttermin oder eine Erledigung in der Stadt zu machen hat.

Ich denke auch, dass einem dies so normal niemand übel nimmt. Ich würde mich da auch eher freuen, dass ich nochmal Freunde wieder sehe und etwas Zeit mit ihnen verbringen kann. Etwas anderes ist es natürlich, wenn eine Freundin anruft und sagt, dass sie mich eben braucht, weil etwas passiert ist und es ihr vielleicht nicht gut geht.

Ich würde das weder als besuchter Freund noch als Besucher irgendwie beleidigend auffassen, ehrlich gesagt, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass man das so betrachten könnte. Eigentlich könnte man die Sache sogar umgekehrt sehen: Angenommen du wärst in der Stadt, würdest die Freunde aber nicht besuchen mit der Begründung, sie nur sehen zu wollen, wenn mehr Zeit ist bzw. du dir extra dafür einen Tag nimmst, könnte ich mir noch eher vorstellen, dass dann jemand komisch guckt und die Frage aufkommt, ob das nicht eine Ausrede ist.

Als Ausnutzen kann ich das absolut nicht sehen, du hast ja keinen wirklich gesteigerten Vorteil außer dem, dass dein Mann nicht mehr so spät fahren muss. Eigentlich wäre es nur ein Ausnutzen, wenn du Leute besuchst, auf die du gerade keine richtige Lust hast, weil du dann nicht abends in der Kälte warten musst. Wenn du die Leute aber wirklich als liebe Freunde ansiehst, die du magst, ist es doch eher eine tolle Sache, zwei Dinge verbinden zu können.

Deine Freunde werden das sicher auch einzuordnen wissen. Mir ist es einmal passiert, dass eine Bekannte mich nur zur Übernachtung besuchen wollte, weil sie zufällig eine Affäre in meiner Stadt und kein Geld für ein Hotel oder dergleichen hatte. Selbst meine Einwände, dass ich gerade erst in die kleine Wohnung mit nur einem Zimmer gezogen war und mein damaliger Freund Urlaub hat, den wir dort verbringen wollen, wollte sie nicht gelten lassen und sich mit der Isomatte auf dem Boden einnisten wollen. Ihr ging es da aber nicht um mich, sondern rein um eine kostenlose Übernachtung. So etwas wäre ein Ausnutzen zum eigenen Vorteil, aber nicht deine Vorgehensweise.

Mir ist noch nicht in den Sinn gekommen, dass ich mich nur wegen eines Freundes ins Auto setze oder auch ein Ticket kaufe nur um diesen zu besuchen und nichts anderes konkretes geplant zu haben. Da wäre mir meine Zeit und auch mein Geld eindeutig zu schade und daher verbinde ich das immer mit anderen Dingen, wenn ich jemanden besuchen gehe von meinen Freunden im Umfeld.

Beleidigt war davon noch nie einer, denn sie machen es nicht anders und setzen sich auch nicht für einen einfachen dummen Besuch ins Auto und fahren dann die Strecke her. Haben sie etwas in der Stadt zu erledigen, dann steht meistens im Anschluss noch ein Besuch mit an oder auch andere Dinge die man gemeinsam dann macht wie einen Ausflug. Nur zu fordern, dass jemand sich ins Fahrzeug setzen soll oder ein Ticket kaufen, damit man nur mich besucht würde ich nicht und finde ich auch reichlich albern.

Ich hatte letztes Jahr den Fall, dass eine Freundin auf dem Weg in die Schweiz war und unterwegs eben bei mir übernachtet hat. Sicher könnte man jetzt sagen, dass sie sich so einfach das Hotel gespart hat, aber ich bin ja nicht dumm und würde niemandem mein Gästezimmer anbieten, wenn ich mir davon nicht auch für mich etwas versprechen würde. In dem Fall einen schönen Abend mit einer Freundin, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe.

Ich finde es eigentlich normal, dass man bei einer längeren Anfahrt mehrere Besuche verbindet oder einen beruflichen Termin mit einem privaten Besuch verbindet oder den Besuch selber länger gestaltet. Wir haben doch alle nur beschränkte zeitliche Ressourcen, die muss macht es doch Sinn, wenn man versucht seine Zeit effektiv zu nutzen. Ich fände es eher merkwürdig wenn jemand fünf Stunden fahren würde um bei mir einen Kaffee zu trinken und dann wieder nach Hause fährt. Da würde auch der Umweltschützer in mir rebellieren.

Gerade dann, wenn man nicht in nächster Nähe wohnt, dann finde ich es immer ganz praktisch, wenn man mit so einem Besuch auch andere Dinge verbinden kann. Mich haben auch schon Leute besucht, weil es auf dem Weg lag und sie es dann praktisch fanden, bei mir eine oder zwei Stunden zu bleiben und einen Kaffee zu trinken, bevor es weiter ging.

Ich empfinde so etwas gar nicht als beleidigend, sondern ich freue mich, wenn die Leute an mich denken und mich besuchen, wenn meine Stadt eben auf dem Weg liegt. Ich finde nichts schlimmes daran, wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet und somit eben auch mal Freunde wieder trifft, die man sonst nicht sieht, weil sie einfach aus der Richtung wohnen.

Ich finde es logisch und selbstverständlich, dass man mehrere Aktivitäten koppelt und dann eben Freunde besucht, die dort in der Nähe wohnen. Ich mache das auch so und plane dann extra genug Zeit für meine Freunde ein, wenn ich schon in der Nähe bin. Freunde von mir machen das genauso wie ich und eine Freundin schrieb mir vor kurzem, dass sie im Frühling in der Nähe wegen was anderem in der Gegend sein wird und ob ich Zeit und Lust auf ein Treffen hätte. Ich habe das direkt im Terminkalender notiert. Ich verstehe auch nicht, was daran beleidigend sein soll.

Man sollte das eher anders herum sehen. Ich persönlich finde es viel eher "beleidigend", wenn man hinterher herausfindet, dass ein Freund oder wer auch immer in unmittelbarer Nähe war und theoretisch Zeit für ein Treffen gehabt hätte, es aber verschwiegen hat, dass er in der Nähe war. Das sieht für mich dann viel eher so aus, als wollte man nichts mit mir zu tun haben und da würde ich schon an der Freundschaft an sich zweifeln.

Ich empfinde das gar nicht als beleidigend, da ich auch selbst immer versuche, praktisch vorzugehen und es auch absolut nachvollziehen kann, wenn jemand das ebenso macht. Ich habe beispielsweise einer Freundin, die am anderen Ende Deutschlands wohnt vorgeschlagen, dass sie mich besuchen kann, wenn sie mal wieder für längere Zeit zu ihren Eltern fährt, da meine Stadt eben auf dem Weg liegt. Das wäre praktischer für sie.

Ich habe ihr das eben auch selbst vorgeschlagen und finde das alles andere als schlimm. Weshalb denn auch? Ich fahre beispielsweise auch gerne zu meinen Eltern zu Besuch, wenn ich einige Tage konzentriert am Laptop arbeiten will, ohne dabei vom Haushalt oder meinem Mitbewohner abgelenkt zu werden. Sie freuen sich trotzdem wenn ich komme, da man dann ja trotzdem auch Zeit miteinander verbringen kann, auch wenn es nicht der Hauptgrund ist, weshalb ich komme.

Solange man sich trotzdem sieht, ist doch alles gut. Man nimmt ja trotzdem die Mühe und die Kosten auf sich, um jemanden zu besuchen und man macht das ja auch nicht, weil man sich nur verwöhnen lassen will oder dergleichen. Und es ist doch gut, wenn man auf diese Weise auch eher die Gelegenheit findet, sich mal zu treffen.

Ich hatte mal 2 Freundinnen in der Stadt und bin dann ca. 160km weit weg gezogen. Ich war aber beruflich immer noch 1-2x im Monat in der Stadt. Da habe ich dann auch die Freundinnen besucht und dort übernachtet, da ich oft an 2 aufeinanderfolgenden Tagen beruflich dort zu tun hatte.

Die beiden haben mir das total übel genommen und fühlten sich von mir ausgenutzt, sie haben dann auch die Freundschaft beendet. Ich fand das sehr schade, denn ich hätte es mir nicht leisten können die beiden mal einfach so zu besuchen.