Bestimmte Suchtmittel nicht so verpönt wie andere?
Ich habe das Gefühl, dass zwischen den ganzen Suchtmitteln, die es heutzutage gibt, durchaus ein Unterschied gemacht wird in der Gesellschaft und der Konsument entsprechend anders behandelt wird. Nikotin ist beispielsweise ein Suchtmittel, aber Rauchern wird ja meist doch recht freundlich gegenüber getreten beziehungsweise sie werden nicht verachtet. Anders sieht es beispielsweise bei dem Konsum von Drogen oder Alkohol aus. Hier werden die Konsumenten teilweise von der Gesellschaft stark verurteilt oder gar ausgeschlossen, obwohl es letztendlich ein Suchtmittel genau wie Nikotin ist.
Auch Koffein und Zucker können süchtig machen beziehungsweise es sind viele Menschen abhängig davon. Wenn man mal überlegt, wie viele Menschen morgens ohne mindestens eine Tasse Kaffee nicht klar kommen beziehungsweise es nicht aus dem Bett schaffen, dann sollte man sich schon einmal Gedanken darüber machen, ob diese nicht auch bereits von dem Koffein abhängig sind. Ich kenne das selbst, da ich ohne Energy einen Frühdienst nicht überleben würde - Hoch lebe das Koffein.
Was glaubt ihr, wodran es liegt, das bestimmte Suchtmittel mehr verpönt werden in der Gesellschaft als andere? Liegt es an der Anzahl der Konsumenten? Oder vielleicht an dem Verhalten, was die Menschen nach dem Konsum an den Tag legen?
Es hat sicher diverse Gründe, dass Rauchen in der Gesellschaft noch einigermaßen Akzeptanz genießt und zum Teil sogar als „Statussymbol“ betrachtet wird. In der Vergangenheit haben Werbestrategien ein idealisiertes Bild vom Rauchen vermittelt, und prominente Raucher haben die Kippe im Mundwinkel schon fast als Accessoire getragen. Noch dazu sind Zigaretten legal und überall erhältlich, und in vielen Berufen ist die „Raucherpause“ fast schon ein fester Tagesordnungspunkt.
Ich vermute ein Stück weit auch, dass für manche Leute die Selbstverständlichkeit des Rauchens in unserer Bevölkerung eine Art bequeme Ausrede ist, weswegen man den anstrengenden Entzug nicht auf sich nehmen muss. Generell macht Rauchen ja auch weder aggressiv noch direkt arbeitsunfähig und ist somit mit nur geringen unmittelbaren Einschränkungen verbunden.
Auch Alkohol wird ja generell nicht verachtet, sondern teilweise schon zur Wissenschaft und zum Luxusgut gemacht. Ein edler Tropfen nach dem Abendessen ist unter Gourmets fast schon ein Muss und ein Whisky-Tasting ein begehrtes Geschenk. Argumentiert wird meistens damit, dass es eine Schwelle zwischen „Genusskonsum“ und „Sucht“ gibt, wobei diese individuell flexibel zu sein scheint. Unter Jugendlichen gilt es allgemein hin sogar als „cool“ und „reif“, wenn man früh mit dem Trinken beginnt, und dort ist ein Vollrausch meistens keine Schande, sondern eine Auszeichnung. Das sehe ich durchaus als problematisch an.
Zudem gibt es meiner Meinung nach auch viele fälschliche Annahmen, dass gewisse Suchtmittel weniger gefährlich als andere und deswegen auch „alltagstauglicher“ sind. So wird oftmals behauptet, dass Cannabis ja viel unschädlicher als Tabak sei, und immer wieder werden Forderungen nach Legalisierung von Gras laut. Dass es aber ebenfalls körperliche Folgeschäden bis hin zu manifesten Psychosen verursachen kann, wird dabei meistens verschwiegen.
Ganz einfach, dass eine ist legal, dass andere nicht. Außerdem kommt es auch darauf an, in welchen Kreisen man sich bewegt. Denn natürlich gibt es Leute, bei denen Rauchen absolut verpönt ist, ich kenne auch Leute, die glauben, dass der normale Zucker "Gift" sei und die deshalb viel Geld für angeblich "gesündere" Alternativen ausgeben.
Dann wäre da der Aspekt, den ich mal als "Kultur" bezeichnen würde. Alkohol ist nicht überall legal und akzeptiert, Cannabis ist nicht überall verboten, es gibt Ländern, in denen man die Vorstufen von Kokain legal kaufen kann und so weiter.
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