Besserer Umgang, wenn Ladendiebe deduzt werden?
Neulich habe ich einen Beitrag im Fernsehen über eine Edeka Filiale am Hamburger Hauptbahnhof gesehen und dort wurde auch gerade ein bekannter Ladendieb festgenommen, der dort schon häufiger Alkohol geklaut hat. Es kamen dann auch direkt mehrere Polizisten und haben den Fall geklärt, da der Dieb keinen Ausweis dabei hatte.
Das interessante dabei war, dass die Polizisten am Ende meinten, dass sie den Ladendieb immer duzen würden, denn wenn sie ihn siezen, dann gäbe es schon häufiger Stress. Der Ladendieb hätte dann das Gefühl, dass die Polizisten über ihm stehen. Mir selbst ist das nicht ganz verständlich, denn der Ladendieb kann die Polizisten doch auch siezen, deswegen steht doch keiner über dem anderen?
Ist euch verständlich warum es angeblich besser sein soll, Kriminelle zu duzen? Könnt ihr euch vorstellen, dass das Konfliktrisiko dadurch sinkt? Oder sollte das eigentlich keinen wesentlichen Unterschied machen?
Ich denke, dass man sich eben irgendwie auf eine Ebene stellen will, damit die eh schon gespannte Situation nicht noch eskaliert. Ob dies nun auch praktisch ist und funktioniert, weiß ich nicht. Würde es mich betreffen würde ich wohl eher wütend werden, wenn man mich einfach so duzen würde, weil ich das sehr respektlos finde bei fremden Personen.
Also ich empfinde gerade das Gegenteil, solange der Polizist respektvoll bleibt, würde ich auch lieber mit Du angesprochen werden. Hat halt einen psychologischen Hintergrund, Freund sagt dir Du, ein weniger Bekannter sagt dir Sie.
Ein Polizist muss die Lage natürlich erst mal einschätzen, wenn er ankommt. Und dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es je nach Person sehr sinnvoll sein kann, diese zu duzen. Natürlich nicht jemanden, der ordentlich gekleidet ist und sich eh schon schämt. Dann würde ich von einer einmaligen Notsituation ausgehen, die ihn dazu getrieben hat, zu klauen.
Aber wenn der Mann aus der beschriebenen Situation Alkohol geklaut hat und das schon öfter, gehe ich von einem Alkoholiker aus. Schon angetrunken oder richtig besoffen und je nachdem in Streitlaune. Da braucht man dann nicht mehr super höflich nach dem Grund fragen. Da braucht es eine Respektsperson, damit der auch nicht lange verhandeln will.
Und wenn die Polizisten gesiezt werden müssen, der Dieb aber von ihnen geduzt wird, ist das Gefälle gleich klar. Dann weiß der Dieb, dass er es nicht mit verständnisvollen Leuten zu tun hat, die es ihm vielleicht noch mal durchgehen lassen. Ansonsten kann ich mir eben vorstellen, dass der einem was vom Pferd erzählt und die Sache eine halbe Stunde dauern könnte.
In anderen Situationen kann aber auch die "menschliche Masche" sinnvoll sein. Dann stellt man sich auch als Polizist mit seinem Vornamen vor und lässt sich duzen. Wenn der Ladendieb eh schon am Ende ist und aus der Situation nur noch rauswill, ist es bestimmt nicht sinnvoll durch herrisches Verhalten noch eins draufzusetzen.
Bei Jugendlichen, die schon Angst vor der Reaktion ihrer Eltern haben, ist das bestimmt auch oft besser. Jugendliche, die aber auch in Polizeigewahrsam noch den großen Macker spielen, kann man hingegen etwas einschüchtern, wenn man sie duzt, sich aber selber siezen lässt.
Wie gesagt, das muss man dann blitzschnell an der Situation und der Person erkennen. Denn ansonsten kann es natürlich auch nach hinten losgehen. Aber grundsätzlich halte ich das solche Kleinigkeiten für sehr wichtig. Neben der verbalen Sprache ist es auch die Körpersprache. Ein breitbeinig dastehender Polizist ist auf jeden Fall einschüchternder als einer, der sich zu einem beugt. Solche Dinge beeinflussen dann den Verlauf des Gesprächs.
Diese Sichtweise finde ich interessant, auch wenn ich es nicht wirklich verstehe. Sicher sehe ich den Aspekt ein, dass der Polizist so nicht demonstrieren möchte, dass er über dem Ladendieb steht. Aber genau da sehe ich das Problem.
Ich würde eher in dem Duzen die Demonstration sehen, dass der Ladendieb es nicht wert ist, wie ein erwachsener Mensch gesiezt zu werden. Aber wenn bei diesem speziellen Dieb gewährleistet ist, dass er mit dem Duzen weiterkommt, dann ist das ja in Ordnung, ich würde es nur nicht verallgemeinern.
Bascolo hat geschrieben:Also ich empfinde gerade das Gegenteil, solange der Polizist respektvoll bleibt, würde ich auch lieber mit Du angesprochen werden. Hat halt einen psychologischen Hintergrund, Freund sagt dir Du, ein weniger Bekannter sagt dir Sie.
Da könnte etwas dran sein. Denn von einem Freund nimmt man einen Ratschlag oder entsprechende Hinweise eher an als von einem Bekannten oder Fremden. Daher kann es durchaus sein, dass hier eine psychologische unterbewusste Komponente eine Rolle spielt. Klingt eigentlich logisch, auch wenn ich in dieser Hinsicht keinerlei Erfahrungen nachweisen kann.
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