Besonders christliche Länder häufig ausländerfeindlich?

vom 28.12.2017, 13:31 Uhr

Polen gilt als sehr christliches Land, die meisten Menschen dort sind katholisch und rennen bei jeder Gelegenheit in die Kirche. In den meisten Ortschaften ist es ganz normal mindestens einmal die Woche in die Kirche zu gehen und wenn man es nicht tut, wird man schon mal darauf angesprochen oder sogar dafür verurteilt. Auch Verwandte von mir gehen jeden Sonntag und häufig sogar noch an anderen Tagen brav in die Kirche.

Dennoch habe ich den Eindruck, dass gerade diese christlich geprägten Länder sehr ausländerfeindlich sind. Man rennt blind in die Kirche, aber mitnehmen tut man nichts. Insofern haben mir die positiven Argumente für die Kirche immer gefehlt. Es bringt eben nichts nur in die Kirche zu gehen, wenn man anschließend über Ausländer herzieht, sie nicht im Land haben will und auch Flüchtlingen nicht hilft. Hinzu kommt häufig noch eine frauenfeindliche Einstellung.

Habt ihr auch den Eindruck, dass gerade die sehr christlich geprägten Länder sich eher unchristlich verhalten? Wie kann es sein das ein ganzes Land regelmäßig in die Kirche rennt und dennoch nichts mitnimmt und sich so unchristlich verhält?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Was soll denn die römisch-katholische Prägung mit der nationalistischen und konservativen Haltung in Polen zu tun haben? Dieser Glaube ist dort doch erst sehr kurz weit verbreitet. Vor dem Zweiten Weltkrieg sah das noch ganz anders aus.

Was allerdings bei Polen ganz anders ist als bei allen anderen Ländern: Kein anderes Land stand so oft so kurz vor der kompletten Auslöschung oder zumindest vor dem kompletten Verlust der Identität wie Polen. Falls du ein wenig Ahnung von der Geschichte des Landes hast, sollte dir das klar sein.

Und mit der Vergangenheit ist ziemlich klar, dass man selbstbestimmt bleiben möchte und Einflüsse von außen scheut. Die haben Polen nämlich noch nie etwas Gutes gebracht. So etwas bleibt im Gedächtnis einer Bevölkerung.

Zumal Polen in anderen Ländern mitbekommen, dass sie wenig geschätzt und oft abwertend betrachtet werden. Da vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart und sorgen für ein ein starkes Nationalgefühl und einen großen Anspruch auf Selbstbestimmung. Das hat mit dem Christentum nun gar nichts zu tun.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Dafür, dass du ständig betonst Akademikerin und sehr gebildet und intelligent zu sein, hast du aber ziemlichen Tunnelblick und gar keine Fähigkeit zur differenzierten Betrachtungsweise, was meiner Ansicht nach eines der zentralen Merkmale für Intelligenz ist.

Es sollte doch logisch sein, dass die Erfahrungen und die Geschichte ein Land entsprechend prägen. Was das mit der Religion zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Genauso gut weiß man auch, dass (abgesehen von Peal Harbor) die USA niemals auf ihrem eigenen Territorium wirklich Krieg führen mussten (9/11 zählt für mich nicht). Daher ist es sehr leicht für die US-Amerikaner, nach Krieg zu rufen, weil sie nie ein ganzes Land neu aufbauen mussten nach einem Weltkrieg beispielsweise. Da die Amerikaner sehr gläubig sind, wäre es in meinen Augen genauso dämlich zu behaupten, dass "besonders christliche Länder" gerne Krieg führen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass die "christlichen" Länder ausländerfeindlicher sind als der Rest. Die Diskrepanz ist zwar hier besonders brüllend offensichtlich, da a) gerade das Christentum sich Toleranz und Barmherzigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, und b) auch die nicht-religiösen Mitbürger hierzulande zumindest ein bisschen mehr Ahnung von den Verhaltensvorschriften des Christentums haben als, sagen wir, vom Shintoismus (Japan), den Bahai oder irgendwelchen indigenen Glaubensrichtungen, die auch locker auf ein paar Dutzend Millionen Mitglieder kommen, aber eben nicht die europäische Kultur über Jahrhunderte geprägt haben.

Aber nach allem. was ich weiß, ist Ausländerfeindlichkeit kein Privileg des Christentums. Die Japaner und Chinesen, aber auch andere Nationen, die nicht christlich geprägt sind, sind hier meines Wissens auch ganz vorne mit dabei. Nur sind diese Länder eben eine halbe Welt entfernt, während der europäische Rassismus direkt vor unserer Haustür stattfindet. Das ist natürlich viel interessanter als die Vorurteile irgendwelcher Japaner, die sich noch dazu nicht auf christliche Moralvorstellungen beziehen können. Ich finde es auch reichlich verlogen, einerseits wunder wie christlich zu tun, und andererseits auszugrenzen, wo es nur geht, aber wenn ich die Wahl habe, mit dem Finger auf andere zu zeigen oder es selber besser zu machen, lasse ich die Polen lieber Polen sein und besinne mich auf meinen eigenen Anstand, christlich oder nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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