Bereuen nicht versucht zu haben, Kinder zu bekommen?
Heute habe ich beim Frauenarzt im Wartezimmer ein Gespräch zwischen zwei Frauen mitbekommen. Es ging wohl um das Thema Kinder bekommen. Die eine Frau meinte auch, dass es die andere sicher bereuen, wenn sie nicht mal versuchen würde Kinder zu bekommen. Es wäre etwas anderes, wenn man es mehrfach probiert hätte und es dann nicht klappen würde. Dann müsste man damit zurecht kommen. Aber es wäre doch schlimm, wenn man irgendwann mit Ende 40 denken würde, dass es ein Fehler war, es nie überhaupt nur versucht zu haben. Anscheinend war bei der einen Frau dieser Fall in der Familie passiert.
Es ist dann wohl der Fall, dass sich die Frau unsicher war, ob sie eben Kinder möchte oder nicht und sie Bedenken hat, dass sie es wirklich irgendwann bereuen könnte, es nie versucht zu haben.
Meint ihr, dass man es wirklich irgendwann bereut, wenn man nicht mal den Versuch gestartet hat, ein Kind zu bekommen? Sollte man beim geringsten Zweifel, ob man nicht doch Kinder möchte, einen Versuch wagen? Kennt ihr jemanden der bereut hat, nicht versucht zu haben, schwanger zu werden? Ist es da etwas anderes, wenn man es versucht hat und es eben nicht geklappt hat?
Man muss doch als Erwachsener Mensch wissen, ob man Kinder haben möchte oder nicht. Wenn man Kinder haben möchte, dann versucht man es und wenn man keine Kinder haben möchte, dann eben nicht. Und was sollte man dann bereuen? Ganz nachvollziehen kann ich deine Frage deswegen nicht.
In Deutschland wird ein unglaublich romantisches Mutterbild vermittelt und dies stimmt mit der Realität nicht überein. Deswegen berichten auch immer mehr Frauen davon, dass sie ihre Mutterschaft bereuen. Der Trend sollte also meiner Meinung nach eher in die Richtung gehen, dass man sich ordentlich überlegt ob man Kinder möchte oder nicht, anstatt einfach welche zu kriegen, nur aus Angst es später zu bereuen. So etwas bescheuertes habe ich ja noch nie gehört.
Ich kann diese Logik absolut nicht nachvollziehen. Vor allem finde ich es merkwürdig, dass hier scheinbar vorausgesetzt wird, dass jede Frau auch Mutter werden möchte. Laut deiner Schilderung gibt es ja scheinbar nur die Frauen, die ungewollt kinderlos geblieben sind, obwohl sie versucht haben, ein Kind zu bekommen, und jene Frauen, die es nie versucht haben und dies später bereuen. Das ist eine sehr einseitige Sichtweise, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Meine Freundin war weit über zehn Jahre mit ihrem vorherigen Partner zusammen und sie war sich immer sicher, dass sie niemals ein Kind haben möchte. Wir sind mittlerweile auch schon drei Jahre zusammen und sie möchte immer noch kein Kind haben und findet es absurd, überhaupt über ein Kind nachzudenken. Mir geht es da übrigens ebenso. Ich habe immer gesagt, dass ich niemals ein Kind haben möchte und diese Meinung hat sich seit meiner frühesten Jugend nicht geändert - und jetzt bin ich über 30.
Es gibt einfach Menschen, die mit einem Kind nichts anfangen können und ihre Meinung auch sicher nicht ändern werden. Wenn sich jemand eigentlich ein Kind wünscht und aus irgendwelchen Gründen, vielleicht sogar vorgeschobenen, bisher keines bekommen hat, kann das sicher irgendwann belastend sein. Wenn sich jemand sicher ist, dass sie oder er kein Kind haben möchte, ist das einfach eine andere Lebenseinstellung.
Ich finde nicht, dass man aus der Angst heraus, es später zu bereuen, dass man kein Kind hat, ein Kind bekommen sollte. Ein Kind sollte man nur dann in die Welt setzen, wenn man sich ganz sicher ist, dass man diesen Lebensentwurf leben möchte und auch in der Lage ist, dem Kind gerecht zu werden.
Wenn man sich eigentlich ganz grundsätzlich ein Kind wünscht, macht es keinen Unterschied, ob man nach etlichen Fehlversuchen keines bekommt oder es nie wirklich probiert hat. Das Ergebnis ist das Gleiche.
Es gibt doch auch Menschen, die überhaupt keine Kinder möchten und solchen Menschen so etwas zu sagen finde ich dann schon dreist. Ich meine es kann ja durchaus sein, dass man irgendwann mal so einen Wunsch verspürt und ihn dann wegschiebt, später bereut keine Kinder gemacht zu haben, aber es gibt nicht nur Menschen, die sich Kinder wünschen.
Jeder sollte das selber entscheiden und selbst wenn man möchte und es nicht klappt, dann muss es nicht unbedingt ein eigenes Kind sein, finde ich. Wenn man sich aber ganz klar gegen einen Versuch und gegen ein Kind entscheidet sollte man das auch respektieren, das macht das eigene Leben nicht schlechter.
Es kann doch niemand in die Zukunft sehen. Manche Menschen möchten lange keine Kinder und bereuen die Entscheidung, wenn es zu spät ist, andere sind lebenslang glücklich mit ihrem Entschluss. Denn nicht jeder kann damit umgehen, wenn im Alter Freunde und Bekannte sterben und es kaum noch Berührungspunkte mit jüngeren Generationen gibt. Anderen macht das nichts aus.
Crispin hat geschrieben:In Deutschland wird ein unglaublich romantisches Mutterbild vermittelt und dies stimmt mit der Realität nicht überein. Deswegen berichten auch immer mehr Frauen davon, dass sie ihre Mutterschaft bereuen.
Eine Zielgruppe auf der du gerne herum trampelst wie es mir scheint. Nur weil eine Mutter dann mal sagt, dass diese und jene Seite nicht ganz schön ist und auch mal Nervt, wird direkt von dir vermutet, dass sie daran dann alles bereut? Differenzieren scheint nicht deine Stärke zu sein.
Mein Kind ist kein geplantes Kind nach einer Eieruhr, war nicht geplant, wurde spät entdeckt das es für eine Abtreibung schon zu spät gewesen wäre. Aber deswegen direkt zu sagen, das Kind hat mein Leben versaut und ich bereue das, mit Sicherheit nicht. Klar ist nicht alles toll, auf einen Moment der schön ist folgen dann 5 weitere die nicht der Bringer sind. Ein Kind verändert das Leben stark, man hat Einschränkungen aber ist doch nicht im Knast gefangen und kann gar nichts machen außer 24 Stunden am Tag die Glucke zu sein. Die das alles "bereuen" in deinen Augen, die haben sich selbst dazu gemacht, fanden es super gut die Hausfrau und Mutter zu sein und jammern dann erst Jahre später herum was das Kind sie alles gekostet hat, Karriere, Nerven usw.
Wenn man möchte und bereit ist mehr zu tun als andere, die keine Kinder haben, lässt sich das beides miteinander vereinen und Kinder sind nicht immer ein Hindernis in der Berufswelt, sondern eröffnen sogar so manche Pforte und andere Möglichkeiten, die Kinderlose nicht bekommen. Heimarbeitsplatz wird gerne an Menschen mit Kindern vergeben, Beamte werden weniger versetzt mit Kindern, allgemein der Sozialplan ist drauf ausgelegt und diejenigen mit Kinder sind auch nicht die ersten die gekündigt werden wenn Stellen eingespart werden.
Aber es ist alles so schlecht und man verbaut sich alles in deinen Augen, wenn man ein Kind hat von der Karriere her. Nur wenn man das will, dann passiert es so, will man das nicht und man tut etwas dafür, dann kann es auch komplett anders laufen und als Beispiel kann ich mich selbst dazu anführen. Bei mir geht es mit der Karriere erst steil Bergauf, seit das Kind mit dabei ist, vorher war das eher ein Dümpeln auf der Stelle dank Sozialplänen, die anderen z.B. mit Kindern immer den Vorrang gewährt haben.
cooper hat es eigentlich am treffendsten Beschrieben. Vor allem im Alter fällt das manchen schneller auf, wenn der Freundeskreis den Rasen von unten wachsen sieht, die sozialen Kontaktpunkte geringer werden und man sich jemanden wünscht der mal vorbei schaut oder ggf. einen am Ende auch pflegt. Da kommt so etwas dann durchaus mal vor, aber vorher wurde auch nichts "bereut", somit ist das für mich dann ein jammern auf dem hohen Niveau und man sieht die Kinder hier dann nur als Kontaktpersonen oder das Arbeitspersonal, welches dann die Pflege übernehmen soll.
Wie gesagt, Kinder sind nicht immer toll zu haben und lassen sich auch nicht in jeden Lebensplan mit integrieren, sieht nicht jeder Lebensplan vor. Warum sollte man dann auf Biegen und Brechen es versuchen nur damit man am Ende weiß, dass es das richtige war oder eben nicht das richtige? Die Biologie hat sich dabei schon etwas gedacht, dass bei Frauen die Zeit abläuft aber dank der Medizin und gesetzlicher Regelungen gibt es genug Möglichkeiten, wenn es jemand im Rentenalter "bereut" und sich dann noch Nachwuchs anschafft. Zu verweisen, dass ein adoptiertes Kind genauso gut ist wie ein leibliches, ist reiner Humbug. Nicht jeder sieht das so und nicht jeder kann sich das für seine Lebensplanung vorsehen, auch wenn es mit eigenem Nachwuchs nicht klappt. Ich würde mir auch kein fremdes Blag ins Haus holen und das als "mein eigenes" ausgeben, auch wenn das für andere durchaus eine Option ist.
Kinderwunsch war bei mir relativ früh abgehakt, aufgrund der frühen Mitteilung, dass es sehr unwahrscheinlich ist mit einer Schwangerschaft bei mir. Verhütet wurde dennoch, Schwangerschaft hat sich ungeplant eingestellt, für eine Abtreibung war es zu spät und diese stand auch nie zur Debatte. Aber ich würde nun nicht sagen, dass ich es aktiv darauf angelegt hätte Kinder in die Welt zu setzen noch das das schlimmste auf der Welt ist was je passiert ist und ich das bereue. Es ist einfach "anders" als ohne ihn, erfordert mehr Leistung, mehr System und auch ein anderes Abwägen und eingehen von Risiken seither. Sollte doch noch mal eines dazu kommen, dann ist das halt so und wenn nicht, dann eben nicht - da nehme ich es wie es kommt und plane nichts aktiv.
Fürchterlich finde ich diese Kinder die nach Eieruhr geplant sind nur weil es gerade in den Kram passt, die sogenannten "Wunschkinder" die hinterher dann die überzogenen Erwartungen ihrer Produzenten erfüllen müssen auf Teufel komm raus und wenn sie es nicht schaffen und erfüllen, dann hinterher als Versager betitelt werden oder dann Jahrelang danach die Sätze wie "bereuen dich geboren zu haben" kommen, nur weil das nicht nach der Nase der Produzenten gelaufen ist was sie sich vorgestellt haben.
Das man das nicht planen kann, sagt der logische Menschenverstand einem aber da setzt das oftmals komplett aus und wird alles vorher bestimmt und "zum Wohle des Kindes in die richtigen Bahnen geleitet", dass das Kind direkt auf das Gymnasium muss nur weil die Eltern es studieren sehen wollen, auch wenn dafür keine Eignung und Interesse besteht. Fängt doch schon vor der Geburt an mit dem beschallen von Musik, damit das Kind ein musikalisches Talent bekommt, über Frühkindliche Förderung, Bilingual ab dem 1. Lebensjahr auch wenn Zuhause nur eine Sprache gesprochen wird. Nur damit hinterher "aus dem Kind was wird", ganz ehrlich, auch ohne diesen kompletten Schwachsinn kann aus jedem Kind was werden wenn es nach seinen Interessen, Talenten und Begabungen gefördert wird wenn es das möchte und/oder braucht und nicht, indem man alles direkt haben will.
Ich würde mich gerade hier vor Pauschalaussagen hüten. Absichtlich kinderlose Frauen stellen zwar eine Minderheit dar, aber ich finde es generell schon recht vermessen, von sich selber auf andere zu schließen. Und für jede Anekdote gerade im Bereich Fortpflanzung kann man mit einem Gegenbeispiel kontern, was ihre Beweiskraft gegen Null streben lässt. Sprich für jedes Beispiel einer anscheinend gelungenen Familie kann man Leute ins Feld führen, die sich besser nicht fortgepflanzt hätten.
Ich selber habe für mich den Entschluss gefasst, dass es global gesehen besser ist, wenn ich das Risiko eingehe, meine Kinderlosigkeit zu "bereuen" als wenn ich nur aus Angst vor Alter und Einsamkeit neue Menschen in die Welt setze, mit denen ich die ersten 10 Jahre nicht viel anfangen kann und die entsprechend verkorkst sind. Kinder stellen ja keine Garantie dar, dass man im Alter Besuch und Betreuung bekommt.
Am Ende zerstreitet man sich mit der Frucht seiner Lenden oder ganz banal - die Kinder sind weit weggezogen und/oder haben schlicht keine Zeit, ihren Eltern im Alter Gesellschaft zu leisten. Ich fände es für mich selber schlimmer, ein halbherzig gewolltes Kind aus irgendwelchen absurden Überlegungen heraus zu bekommen, das dann in der Therapie aufarbeiten muss, eine unbegabte Mutter gehabt zu haben. Das schafft nur zusätzliches Leiden von Unschuldigen.
Man könnte sich auch fragen was passiert, wenn man dem gesellschaftlichen Druck nachgibt und ein Kind bekommt und genau das dann bereut. Es ist zwar immer noch ein großes Tabu wenn Frauen zugeben, dass sie die Mutterschaft bereuen, aber anonym gibt es jede Menge Frauen, die zugeben, dass sie diese Entscheidung rückgängig machen würden wenn sie könnten.
Nicht weil sie ganz schreckliche Kinder haben oder irgendwas in der Art, sondern weil sich ihr Leben generell einfach in eine Richtung entwickelt hat, mit der sie überhaupt nicht glücklich sind.
Was wäre wohl schlimmer? Ein Leben, mit dem ich jeden Tag unzufrieden bin, oder die Möglichkeit es irgendwann vielleicht mal zu bereuen, dass ich keine Kinder in die Welt gesetzt habe? Ich gehe dieses Risiko jedenfalls gerne ein und lebe so lange das unabhängige Leben, das ich habe möchte und das mich glücklich macht.
Naja wenn man sich nicht sicher ist ob man Kinder möchte oder nicht dann sollte man es definitiv lassen.
Natürlich kann man es dann irgendwann bereuen. Aber ich denke mir: Wer mit Anfang 30 nicht weiß ob er Kinder möchte oder nicht der kann keinen ausgeprägten Kinderwunsch (mehr) entwickeln. Und selbst wenn dann ist es immer noch 100 Mal besser man bereut, dass man keine Kinder bekommen hat als dann man bereut, dass man welche bekommen hat.
Sollte man beim geringsten Zweifel, ob man nicht doch Kinder möchte, einen Versuch wagen?
Wie kommst du auf die Idee? Handhabst du das so? Sind Kinder für dich nur Versuchsobjekte? Man probiert es mal aus und wenn es nicht klappt dann steckt man das Kind von 8-20 Uhr in die KITA oder gleich ganz ins Heim? Oder welchen Plan B hast du dir für diesen Fall überlegt?
Und nein ich kenne niemanden der seine Kinderlosigkeit bereut. Studien zufolge gibt es aber andersrum um so mehr Eltern die bereuen Kinder bekommen zu haben.
Ich finde diese Überlegungen auch reichlich merkwürdig. Das hört sich ja so an, als würde es um eine neue Haarfarbe oder einen bestimmten Haarschnitt gehen oder meinetwegen auch darum, eine bestimmte Sportart auszuprobieren, bevor es im Alter mit Rheuma, Arthrose, künstlicher Hüfte und anderen Wehwehchen dann nicht mehr geht. Aber ein Kind zu bekommen ist ja nichts, das man einfach aus Neugier mal ausprobieren sollte. Denn im Gegensatz zu den anderen genannten Beispielen lässt sich die Entscheidung für ein Kind ja nicht so einfach rückgängig machen.
Wenn man einen Kinderwunsch hat, dann kann man es später mit Sicherheit bereuen, dass es letztendlich nie zu Kindern kam. Wenn man sich unsicher ist, was die Kinderplanung angeht, ist das auch etwas, das man später bereuen kann. Wenn man aber einfach keine Kinder will, dann gibt es auch nichts zu bereuen und vor allem nicht, dass man es nicht versucht hat. Denn was hätte man auch von dem Versuch, wenn man mit dem Ergebnis ohnehin nicht zufrieden sein würde?
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