Beobachtet fühlen, wenn man nur Artikel im Sale kauft?
Eine Freundin von mir kauft vieles nur, wenn dies im Angebot ist. Ich handhabe das ebenfalls so. Allerdings meinte sie, dass sie sich schon irgendwie beobachtet vorkommen würde, wenn sie in die Geschäfte geht und dort direkt den Sale Bereich ansteuert. Sie meint, dass sie ja durchaus ihre Lieblingsgeschäfte hätte, wo man sie schon kennt. Da würde sie dann sicherlich in Erinnerung bleiben, weil sie nie reguläre Ware kaufen würde, sondern immer nur reduzierte Artikel. Zumindest bei den Bekleidungsgeschäften würde sie sich dann schon mal etwas komisch fühlen.
Ich muss sagen, dass ich mir da noch nie Gedanken drüber gemacht habe und denke, dass das Verkaufspersonal anderes zu tun hat, als sich zu merken, dass ein Kunde immer nur reduzierte Artikel kauft oder bei den Ständern und Regalen im Sale stöbert. Außerdem werden täglich sicherlich so viele Kunden in die Geschäfte kommen, dass man sich da gar nicht alle merken oder gar beobachten kann.
Meint ihr, dass man sich beobachtet fühlen muss, wenn man nur Artikel im Sale kauft? Ist es euch schon so gegangen? Ist das nicht eher übertrieben und ein Irrglaube? Macht man sich da nicht einfach nur zu viele Gedanken?
Ich meine dazu, dass es einem absolut egal sein sollte, was andere Menschen von einem denken. Es geht dem Personal sicherlich nicht darum, wer da was kauft. Es kommt doch nur darauf an, dass die da eine Arbeit haben und die Leute etwas kaufen, damit sie ihren Job behalten können. Es finden ja keine Auswertungen zu den Personen statt und natürlich kann es mal sein, dass da jemand lästert, aber das kann einem doch egal sein, wenn man gute Schnäppchen macht.
Ich finde das man auch wirklich wenig Selbstbewusstsein hat, wenn man sich über solche Dinge Gedanken macht. Immerhin kann man doch einfach etwas kaufen und gut ist. Reduzierte Teile sind ja nicht schlechter und deswegen sollte das kein Grund sein zu lästern. Ich habe noch keine Verkäuferin oder keinen Verkäufer gesehen, der über so etwas geredet hat.
Von wem soll man denn beobachtet werden? Von der Verkäuferin? Die merkt sich bestimmt nicht, wer was gekauft hat, wie viel und wieso. Von anderen Kunden? Mal ehrlich, wer kennt einen denn da? Für mich klingt das nach Landei-Mentalität und extremer Unsicherheit von Teenagern und Kindern, die sich einbilden, der Nabel der Welt zu sein. Ich würde deiner Freundin raten, mal endlich erwachsen zu werden, das wird sonst peinlich.
Oh man, manche Leute haben ja wirklich keine anderen Probleme mehr. Meine Mutter ist auch so eine, die denkt, jeder Onlineshop würde auf sie zugeschnittene persönliche E-Mails an sie verschicken. Natürlich. Genauso wie auch jeder Verkäufer genau hinschaut, was jeder Kunde so kauft und sich alles genau merkt und sich seinen Teil dabei denkt.
Verkäufer haben doch unter Umständen Hunderte von Kunden am Tag und wesentlich Besseres zu tun, als sich zu merken, das jeder einzelne kauft. Und auch wenn? Soll er nun schlecht über einen denken, weil man nur Reduziertes kauft und denken, dass man extrem geizig und sparsam ist? Oder soll er stolz auf einen sein und einen dafür bewundern, wie gut man mit seinem Geld haushalten kann?
Wenn ich einkaufen gehe, mache ich mir gar keine Gedanken darüber, was andere über mich denken könnten - weder andere Kunden noch die Verkäufer. Das ist doch wirklich schwachsinnig. Ich kaufe einfach das, was ich so kaufen will und wüsste auch nicht, weshalb ich es anders machen sollte. So wenig Selbstbewusstsein habe ich dann auch wieder nicht.
So einen Gedanken habe ich mir noch nicht gemacht und sicher kann es sein, dass eine Verkäuferin einen vielleicht immer wieder an den reduzierten Artikeln sieht und sich das möglicherweise auch merkt, wenn man oft in dem Laden ist. Das alleine halte ich allerdings schon für recht unwahrscheinlich, weil die Verkäufer einfach auch besseres zu tun haben, als solche Studien zu führen.
Aber selbst wenn es so wäre, dass sich eine Verkäuferin mein Gesicht merkt und dazu noch, dass ich immer nur Artikel im Sale kaufe, wenn ich in dem Geschäft bin, wäre es mir egal. Ich denke einfach, dass das etwas ist, worum man sich nicht so wirklich Gedanken machen sollte, weil es doch einfach egal ist, was andere und zudem noch fremde Menschen über einen denken.
Ich halte die Vorstellung, andere Leute würden mich "beobachten" und Urteile über mein Verhalten fällen, auch für reichlich pubertär und kindisch. Bis zu einem gewissen Alter ist es ganz normal, dass man gedanklich vor allem um sich selbst kreist, aber irgendwann sollte einem schon dämmern, dass sich der Rest der Welt einen Dreck darum schert, ob, wann, wie und wo man etwas kauft oder anschaut oder die Straße entlangläuft. Für mich ist das ein Zeichen, dass es einer Person an der Fähigkeit mangelt, sich in die Perspektive anderer zu versetzen, wenn sie glaubt, ständig beobachtet und bewertet zu werden.
Es genügt ja, wenn man mal über das eigene Verhalten nachdenkt: Beobachte und bewerte ich meine Mitmenschen und denke hässliche Gedanken, wenn etwa eine übergewichtige Person ein Eis isst? Oder eben auch, wenn jemand bei den herabgesetzten Klamotten stöbert, oder ausgefranste Schnürsenkel hat oder was auch immer.
Die anderen Leute interessieren sich garantiert nicht mehr für mich als ich für sie, und gerade Berufstätige haben für gewöhlich Besseres zu tun oder sind schon froh, wenn die Kundschaft die Ware nicht auf den Boden schmeißt und darauf herumtrampelt. Ich finde den Gedanken ja ungemein befreiend.
Wenn man sonst keine anderen Probleme hat kann man sich natürlich über den absurdesten Kram Gedanken machen, man kann es aber auch lassen. Ich verstehe diese "was werden die Leute sagen?" Mentalität ja generell nicht. Woher kommt das? Muss man dafür vielleicht auf einem Dorf aufgewachsen sein wo die Leute wirklich nichts besseres zu tun haben als ihre Mitmenschen zu beobachten und über deren Verhalten zu urteilen?
Ich habe nie im Verkauf gearbeitet, bzw. nur am Drive-in Schalter bei McDonalds, aber das kann man ja nicht mit einem Geschäft vergleichen. Deshalb kann ich nicht sagen, wie viel man als Verkäuferin tatsächlich von dem mitbekommt, was die Kunden machen und wie viel davon im Gedächtnis bleibt, aber ich gehe mal davon aus, dass man sich nur die Kunden merken kann, die sich irgendwie extrem auffällig verhalten.
Und nein, Artikel im Sonderangebot kaufen ist nicht auffällig, das ist eine völlig normale Handlung, die so vorgesehen ist. Deshalb werden die Artikel schließlich angeboten.
Es gibt übrigens einen Getränkemarkt, den ich nur aufsuche wenn mein Mineralwasser dort im Sonderangebot ist. Andere Getränke kaufe ich nicht so oft, deshalb lohnt sich der Umweg dafür nicht. Erstaunlicherweise hat mich da noch nie jemand schräg angeschaut oder beobachtet. Wobei ich wohl ein "beobachten" eh nicht von einem normalen, interessierte, Blick unterscheiden könnte. Das "beobachten" findet doch eher im Kopf statt.
Ich denke, dass sich das deine Bekannte nur einbildet. Vielleicht schämt sie sich oder hat ein schlechtes Gewissen wenn sie nur reduzierte Sachen kauft? Ich persönlich finde das überhaut nicht schlimm, wenn man seine Sachen im Abverkauf kauft. Warum sollte man doppelt so viel bezahlen, wenn man es ein paar Wochen später im Sale viel günstiger bekommt?
Nur wenn ich etwas wirklich dringend brauche, zum Beispiel ein schönes Kleid für eine Feier, dann kaufe ich diese zum regulären Preis, da ich mir so sicher sein kann noch meine Größe zu bekommen. Im Sale hat man da ja nicht immer so viel Auswahl. Dafür sind die Sachen dann ja auch billiger, damit die Größen, die nicht so großen Anklang fanden auch verkauft werden.
Die einzige komische Erfahrung die ich einmal in einem Laden wegen der Sale-Artikel gemacht habe hat an der Kasse statt gefunden. Ich habe mir damals im Abverkauf meine Baby-Erstausstattung gekauft und die Dame an der Kasse musste den Rabatt von jedem Teil händisch an der Kasse eingeben und hinter mir sind schon einige Kunden gestanden und haben gewartet. Daraufhin hat die Kassiererin laut gesagt: Ich bitte um Entschuldigung, die Dame hier ist eine richtige Schnäppchenjägerin und hat alles im Abverkauf gekauft und ich muss jetzt jedes Teil extra eingeben!
In dem Moment habe ich das nicht so ernst genommen, aber im Nachhinein habe ich mich dann schon etwas geärgert. Seit dem kaufe ich beim Abverkauf eher Online ein. Da bekommt man keine blöden Kommentare.
Um mal den Advocatus diaboli zu geben: ich wiederum kann mir schon vorstellen, dass die Verkäuferinnen gewisse Kunden irgendwann kenne und auch wissen, wer was in der Regel einkauft. Die Threaderstellerin lebt ja in einem ländlichen Raum, sodass wir hier nicht von einem H&M im Sterncenter, Potsdam oder dem Zara mitten in Berlin sprechen. Demzufolge wird es sich hier vermutlich um Läden wie Kik, Nkd oder Takko handeln, die irgendwo am Rand bzw. in einem kleinen Kaff stehen und wo man tagsüber sowieso oft nur eine Handvoll Leute rumlaufen sieht.
Wenn jemand dann jede Woche dort erscheint und die Sale-Regale durchstöbert, wird das früher oder später einer der Verkäuferinnen auch auffallen. Vermutlich. Und da geht das Problem los, was sind das denn für Ängste, die dahinterstecken? "Oh Gott, guck mal, die ist so geizig, total peinlich, schlägt jede Woche hier auf, aber ist zu geizig, den vollen Preis zu zahlen und wühlt sich durch unsere Ladenhüter." Ach, sieh an, die Kaufsüchtige ist wieder da, ohne solche Leute könnten wir hier unseren Laden schließen. Oder: Die muss wirklich arm sein, wenn sie bei den ohnehin schon niedrigen Preisen auch noch auf den Sale wartet.
Natürlich ist das alles möglich. Oder die Verkäuferin glotzt kurz blicklos rüber, registriert es nur am Rande und fragt sich mit dem nächsten Gedanken, ob sie sich heute was aus der Tiefkühltruhe auftaut oder doch noch kochen wird nach Feierabend. Immer wieder mache ich diese Beobachtung bei Leuten mit Sozialphobie: Es schwingt immer ein Hauch von narzisstischer Nabelschau und Ichbezogenheit mit. Wenn man dann einwendet, dass die Menschen sich eben nicht verstärkt für andere interessieren, wird es kaum geglaubt. Muss man sich selbst dann nicht für doch wesentlich interessanter als den Rest der Welt halten, wenn man von diesen Gedanken nicht runterkommt?
Damit man dem Stammpersonal bekannt ist, müsste man schon sehr negativ aufgefallen sein durch Diebstahl oder andere Straftaten. Ansonsten haben die langjährigen Mitarbeiterinnen, die (nahezu) Vollzeit arbeiten, manche Kundinnen vielleicht schon öfter gesehen, aber sowas ist eher die Ausnahme. Die Fluktuation ist sehr hoch im Einzelhandel, immer mehr Personal ist befristet oder als Aushilfe beschäftigt und es ist denen völlig egal, was du kaufst. Es ist äußerst selten, dass professionelle Gedächtnissportlerinnen im Einzelhandel arbeiten.
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